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HB ohne Filter vom 1. Juli 2016

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Heute: Brexit – ein neues EU-Trauma, Und läuft und läuft … Volkswagen "Dieselgate", 53. BFC-Jahrgang in Northeim und Distributionsanarchie im Reifenhandel.

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Datum:
01.07.2016

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Heute: Brexit – ein neues EU-Trauma, Und läuft und läuft … Volkswagen "Dieselgate", 53. BFC-Jahrgang in Northeim – die neuen "Engel" im Branchenalltag sowie Distributionsanarchie im Reifenhandel.

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Brexit – ein neues EU-Trauma

Es ist mehr als bedauerlich, nein tragisch, dass es der Politik an der visionären Kraft fehlt, die europäische Einigungsidee als große Chance für die Zukunft darzustellen. Also, nicht als Problem, sondern als beste Lösung für die Zukunft. Europa bildet seit 1945 der Garant für Frieden. Wir dürfen die längste Friedenszeit seit 1.000 Jahren auf deutschem Boden erleben. Helmut Schmidt, unser Altkanzler, hatte eine weitere visionäre Deutung. Wir brauchen weltpolitisch ein Gleichgewicht zwischen Amerika, China und Russland und deren Währungen, nämlich Europa und dessen Euro. Welche Rolle will beispielsweise ein Land wie Österreich 2050 mit acht Millionen Einwohnern bei dann neun Milliarden Menschen auf dem Globus spielen? Unsere politische Aufgabe, so Schmidt, sei es, im Einigungsbemühen Stück für Stück die Hürden zu nehmen. Die 50 vereinigten Staaten von Amerika arbeiteten gleichermaßen heute noch daran. 

Gegenwärtig richten sich bei den Bürgern die Emotionen gegen Fremde, gegen Brüssel und gegen ein EU-Parlament in Straßburg, das für die EU-Bürger in seinem politischen Tun nicht sichtbar ist. Außerdem werden Problembereiche der EU angelastet, deren Lösungen eigentlich primär bei den einzelnen Staaten auszumachen ist: Jugendarbeitslosigkeit, Sozialleistungen, Auswirkungen und Gestaltung der Globalisierung, Demokratiedefizite u.a. Ohne Frage: Der Brexit schwächt den Westen! Eine weitere Erkenntnis: Fällt eine gewichtige Volksbefragung so eng aus, sollte eine weitere stattfinden, um klare Ergebnisse zu ermitteln.

Und läuft und läuft … Volkswagen "Dieselgate"

Die 480.000 manipulierten Dieselfahrzeuge in Amerika sollen Volkswagen inkl. der Strafzahlung 13 Milliarden Euro kosten. Insgesamt wurden aber 11,4 Millionen Kunden von Volkswagen getäuscht. In Deutschland sind es allein 2,4 Millionen Diesel-Geschädigte. Bekämen sämtliche Kunden amerikanische Entschädigungsdimensionen, wäre Volkswagen grandios pleite. Die Amerikaner schöpfen also als Erste schon mal den "Rahm" ab. Unter der Hand wird bei diesem "Sachverhalt" nicht umsonst von einem "Wirtschaftskrieg" gesprochen.

Die drohende Ungleichbehandlung der außeramerikanischen Kunden, sprich der "Kunden zweiter Klasse", ist noch nicht vom Tisch. Überdies sind VW-Händler in Lüneburg, München oder Passau bereits zur Fahrzeugrücknahme verdonnert worden. In Amerika fordern außerdem Politiker Entschädigung nicht nur für die betroffenen Kunden, sondern auch für die Händler. Können sie sich vorstellen, dass in Deutschland auch nur ein Bundestagsabgeordneter öffentlich vom niedersächsischen IG Metall-Konzern eine Entschädigung für die Autohäuser öffentlich einfordern würde? Umso mehr erstaunt weiterhin die schweigende Betulichkeit des Volkswagen-Händlerverbandspräsidenten Dirk Weddingen von Knapp. Hasenherzigkeit pur!

Und die Konzernherren haben sich trotz Minusrekordjahr 2015 63,2 Millionen Euro Boni genehmigt. Das mag juristischer Anspruch sein, ein gesundes Empfinden für Anstand zeigt das nicht. Die Vorstände wurden jetzt auch noch alle von der Bafin angezeigt. Der Aufsichtsrat hätte die Boni-Zahlungen wie die Entlastung des Vorstandes mehrheitlich mit den Arbeitnehmerstimmen, sprich Gewerkschaften und dem Land Niedersachsen, verhindern können. Aber nein, sie kungeln miteinander. Offensichtlich stimmt das deutsche Unternehmensstrafrecht nicht. Nach zehn Monaten seit Aufdeckung des Betruges ist immer noch nicht klar, wer die Verantwortung zu tragen hat. Die Konsequenz: Es gehörte bei richtiger Betrachtung des "Sachverhaltes" der komplette Vorstand und Aufsichtsrat ausgetauscht. 

Selbst ein Konkurs wäre ja nicht das Ende von Volkswagen. Da gäbe es genügend Investoren dafür. Es wäre aber das Ende der Familien Porsche-Piech, und das will der "Alte" im Hintergrund auf alle Fälle vermeiden. Er könnte an der Spitze des Konzerns alles andere als einen neuen, starken Mann ertragen, der dann das Sagen hätte. Noch obsiegt die österreichische Sicht der Dinge!

53. BFC-Jahrgang in Northeim – die neuen "Engel" im Branchenalltag

Auf dem Campus der BFC in Northeim inszenierte der Vorstandsvorsitzende Helmut Peter mit seinem Team zum Finale des 53. Jahrgangs ein weiteres Schul-Highlight. Am Vorabend der Studienabschlussfeier fand in einem Festzelt der BFC-Branchen-Event statt. Gut 100 VIP aus der Branche, darunter Unternehmer, Manager aus dem Bankenbereich, der Mineralölwirtschaft und dem Dienstleistungssektor, trafen sich zu aktivem Netzwerken. Helmut Peter hat diese Runde bewusst am Campus der BFC-Studienzentrale zusammengerufen. Sie sollten den Ort des zentralen Bildungsgeschehens live erleben. 

Die 128 Studentinnen und Studenten, die Northeim nun mit dem Diplom "Betriebswirt im Kfz-Gewerbe" verlassen, werden nach und nach Führungsfunktionen in der Branche übernehmen. Sie sind ein Stück "frisches Blut", ein wichtiges Stück Innovation. (B)Engel! Was Helmut Peter hier als Branchen-Forum arrangierte - und nur er kann das -, ist eine neue kommunikative Sprache. Basierend auf einem Fundament, das ursächlich einmal Wolfgang Hermann, Renault-Händler mit 14 Prozent Marktanteil und Landtagsabgeordneter a.D. 1994 gelegt hat. Er ist der Vater der BFC. Und er erläuterte an diesem Abend, wie er, wie es zur BFC in Northeim kam. 

Neben den festangestellten Dozenten sind an der Fachschule 50 Dozenten auf freier Basis meist ehrenamtlich tätig. Sie bringen über ihr spezielles Branchenwissen das ein, was die BFC als Spezies auszeichnet: Praxisnähe und produktives Wissen. 

Auch die Absolventenfeier selbst hatte für alle Festgäste hohe Klasse. Man kann sich nur wünschen, dass man den wesentlichen Macher, den Faktor Peter, und die Macherin, Sylvia Gerl, unbürokratisch gestalten lässt. Ohne Frage hat sich auch die BFC dem Wettbewerb in der Branche zu stellen. Angefangen bei den Automobilwirtschafts-Hochschulen, den Dualen Hochschulen bis hin zu diversen "Privat-Akademien". 

Die BFC-Macher: Sylvia Gerl und Helmut Peter

Der Vater der BFC Northeim: Wolfgang Hermann

Distributionsanarchie im Reifenhandel

Es ist sinnvoll, gelegentlich in der gewerblichen Nachbarschaft zu schauen, was sich dort tut. Bei den Bauern zum Beispiel, oder heute beim Reifenfachhandel. Auch diese Zünfte – Bauern wie Reifenfachhandel – stöhnen ob der totalen Überproduktion, deren Folgen sie namhaft auszutragen haben. Es werden jährlich insgesamt 50,4 Millionen Fahrzeugreifen im Ersatzgeschäft vermarktet. Vom Pkw-, Lkw- bis zum Motorradreifen. Und das mit auffälligem Wachstum für Ganzjahresreifen. Man halte sich fest. Die 3.500 Reifenverkaufsstellen erwirtschaften eine Umsatzrendite von 0,3 Prozent. Der durchschnittliche Reifenfachhändler macht einen Umsatz zwischen einer und 1,5 Millionen Euro. Der erwirtschaftete Bruttoertrag macht 37 Prozent aus. Fakt ist, der normale Reifenhändler kann vom Reifengeschäft allein nicht mehr leben. Immer mehr bauen daher ihre Offerte mit klassischen Servicearbeiten und Reparaturen aus.

Diverse namhafte Reifenmarken haben neben dem Reifenfachhandel auch eigene Niederlassungen. Conti mit Vergölst in Deutschland 450 Stationen. Michelin hat deutschlandweit 330 Euromaster-Stationen. Die deutschen Euromaster-Niederlassungen schrieben 2014 allein 25 Millionen Euro "rot". 

Für die Reifenhersteller ist das Thema Markthygiene ein Fremdwort. Sie verkaufen selbst ihre Premiumreifen über jeden Kanal und unterstreichen damit selbst die niedrige Wertschätzung für ihre Produkte. Im Gegenteil, sie drücken obendrein Billig- und Zweitmarken in den Markt. Gummi ist Gummi! Milde Winter und billige freie Reifen-Importe aus China heben die "Verkaufsfreude". Die Internetpreise über diverse Reifenbörsen liegen vielfach unter Fachhändler-Einkaufsniveau.

Hört man dann die einschlägigen Verkaufsmanager auf Tagungen reden, so preisen sie den Fachhandel als ihren wichtigsten Vertriebspartner. Sie reden von Vertrauen, von Partnerschaft. Von einer heilen Welt. Derweil brennt die Hütte! Welch ein Realitätsverlust. Der Hammer ist dann, wenn sich angeblich die verantwortlichen Management-Kollegen aus den Niederlassungen im eigenen Hause gar nicht kennen und sie überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Compliance verbietet das. Noch schlimmer, Gespräche mit irgendeinem Verband werden inzwischen aus Compliance-Gründen abgesagt. Als würde Compliance einen vernünftigen Dialog ausschließen. Als wäre es gesetzlich verboten, sich über wirtschaftliche Vernunft zu unterhalten. Da wird also inzwischen das Thema Compliance vorgeschoben. In Wahrheit werden die Fragen des Handels immer dringlicher und die Qualität der Antworten verrät die totale Ratlosigkeit. Man hat sich im Knäuel der eigenen Unzulänglichkeiten mangels Glaubwürdigkeit hoffnungslos verheddert und kann sich der eigentlichen Vertriebsverantwortung gar nicht mehr stellen. Lügentheater! Motto: Es rette sich wer kann!

Es liegt keine nachhaltige Strategie vor. Man denkt nur an die Verkaufszahlen vom morgigen Tag! Es wird in Kauf genommen, dass da nach und nach zahlreiche Reifenfachhändler über die Wupper gehen müssen. Tatsache aber ist auch, dass mancher Manager von einer freien Reifenkette – stationär oder virtuell – inzwischen ein sehr ernstes, "reifes" Gesicht auflegt und bereits wirtschaftlich künstlich beatmet wird. Auch das beweist: Die Zitrone ist ausgedrückt!

Vertriebskanäle im Reifenhandel (Quelle: BRV)

Spruch der Woche:

"Er dachte über seinen Horizont hinaus. Dort fiel er aus allen Wolken." (Norbert Stoffel)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen zum Halbjahresfinale

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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KOMMENTARE


pirellis

02.07.2016 - 10:02 Uhr

deswegen gibt pirelli nur reifenmontageprämie 2016 an ihre stationären Händler...


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