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75 Jahre Land Rover Defender: Britisch wie Big Ben und Buckingham Palast

04.05.2023 09:30 Uhr | Lesezeit: 3 min
Land Rover hat in den letzten 75 Jahren Geschichte geschrieben.
© Foto: Land Rover

Er ist die britische Allrad-Antwort auf den vielseitigen amerikanischen Jeep. Der Land Rover debütierte vor 75 Jahren als Ackerschlepper für die Landwirtschaft, aber als echter Offroad-Abenteurer machte er auch Wüsten und Urwälder zu seinem Wohnzimmer. Längst ist der "Landy" eine Institution, so britisch wie das Haus Windsor, das auf ihn vertraut.

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Er ist Großbritanniens global bekanntester automobiler Botschafter, ein Geländewagen, der "in Gegenden vordrang, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat", wie Land Rover bereits zum Goldjubiläum seines 1948 vorgestellten und bis heute mehr als zwei Millionen Mal verkauften Allrad-Exporterfolgs stolz kommunizierte. Vielen in entlegenen Gegenden lebenden Menschen rollte der englische Allradkraxler, der erst seit 1990 den Modellnamen Defender trägt, laut Land Rover als "allererstes Auto vor die staunenden Augen". Tatsächlich gibt es im Commonwealth kaum eine Region, die der bis 2016 in sechs Evolutionsstufen gebaute und erst 2019 komplett erneuerte Land Rover noch nicht unter seine vier angetriebenen Räder genommen hat.

Als Expeditionsfahrzeug und unentbehrliches Transportmittel für Hilfsorganisationen ist er zur Legende geworden, auf TV-Bildschirmen machte er ab den 1950ern Karriere als Retter gefährdeter Tiere, mal mit dem Zoologen Bernhard Grzimek, mal in "Daktari"-Abenteuern. Nicht zu vergessen die Auftritte in Blockbustern wie James-Bond. Und dann gibt es noch die für Geländewagen unvermeidliche militärische Laufbahn im Dienst zahlreicher Streitkräfte. Immerhin, die Rolle eines Raketenwerfer-Transporters für Rebellen überlässt der kostspielige Land Rover billigeren japanischen Geländegängern. Besser steht dem britischen Allrad-Urgestein ohnehin die Aufgabe einer königlichen Kutsche: Schon King George VI. ernannte Land Rover 1951 zum Hoflieferanten. Und seit Queen Elizabeth II. im Jahr 1953 erstmals bei einem Staatsbesuch aus einem offenen Landy winkte, sind die urigen 4x4-Typen fester Bestandteil des royalen Fuhrparks.


75 Jahre Land Rover Defender

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Die Liebe der Queen zum klassischen Land Rover zeigte sich am deutlichsten, wenn sie ihren Allradler persönlich über Stock und Stein ihrer ländlichen Anwesen lenkte. Bei Feiern wie der zum Silbernen Thronjubiläum 1977 saß Elizabeth II. in einem Land Rover Serie II. Und dann gab es die Flotte aus 26 historischen Land-Rover-Modellen, die 2022 am Festzug zum Platin-Jubiläum der Königin teilnahmen. Philip, Prinzgemahl der Queen, hatte sogar einen Land Rover Defender designt, mit dem 2021 sein Sarg zur St. George’s Chapel auf dem Gelände des Schlosses Windsor gebracht wurde. Übertragen hat sich diese Liebe zu Land Rover auf King Charles III., der wie vormals seine Eltern gerne in klassisch-grün lackierten Offroadern unterwegs ist. Auch die Premierminister des Vereinigten Königreichs lassen sich gerne in Geländewagen Made in UK chauffieren, seit der Amtszeit von Boris Johnson darf es ein nobler Range Rover Sentinel sein.

Sieben Modellreihen

Nicht weniger als sieben Modellreihen umfasst das Land-Rover- und Range-Rover-Portfolio heute, dass hätten sich die Konstrukteure jenes Allzweck-Allradlers nicht träumen lassen, der am 30. April 1948 auf dem Amsterdamer Autosalon seine Weltpremiere feierte. Damals präsentierte Rover ein Produkt, das aus der Not früher Nachkriegsjahre geboren wurde und scheinbar so gar nicht ins Pkw-Programm der 1896 gegründeten Marke passte. Maurice Wilks, technischer Direktor bei Rover und Bruder des Rover-Geschäftsführers Spencer Wilks, hatte einen Ackerschlepper konstruiert. Einen "Rover für den Farmer, mit dem er überall hinkommt und alles machen kann, einen universellen Land Rover", wie Maurice Wilks erläuterte. Dieses landwirtschaftliche Nutzfahrzeug mit Kastenrahmenchassis und Starrachsen sollte die während des Zweiten Weltkriegs nach Britannien eingeführten amerikanischen Jeep in ihrer Funktion als Feldarbeiter ablösen und dank zuschaltbarem Allradantrieb gleichzeitig als "Go anywhere"-Vehikel reüssieren, wie die Werbung versprach.

Stahl war knapp und kontingentiert, deshalb wurde die kantige Karosserie des Land Rover Serie I aus Aluminium geformt. Außerdem musste der Allrad-Rover im Exportgeschäft Devisen erwirtschaften, denn die britische Regierung teilte Rohstoffmengen in Relation zur Höhe der Ausfuhrgewinne zu. So gesehen passte es perfekt, dass der Land Rover nicht in Merry Old England, sondern in Amsterdam debütierte. Das Publikum drängte sich dort zwar vor allem um die Messepremieren VW Käfer, Renault 4 CV und Panhard Dyna. Aber der Land Rover erregte doch so viel Aufmerksamkeit, dass die eingehenden Bestellungen für den "Freund des Farmers" die Erwartungen übertrafen. Nicht die Rover-Nachkriegslimousinen, sondern der Landy erwies sich als Renner des Unternehmens: Schon im dritten Produktionsjahr lieferte das Werk im mittelenglischen Solihull rund 16.000 Land Rover aus. Bis zum Start der Serie II mit leicht gerundeten Karosserieflanken und ab 1969 mit Hauptscheinwerfern stets in den Kotflügeln wurden es 211.000 Einheiten.

Und da ging noch mehr, denn die Briten boten ein für europäische Offroader einzigartiges Individualisierungsprogramm: Ob mit Raupenketten, vier oder sechs Rädern, als Ackerschlepper, Karosse für Königshäuser, Präsidenten, Papst, Rotes Kreuz, Expeditionscorps, Unterwasserfahrten und Militär, für jeden Einsatzzweck gab es den passenden Landy. Nach 522.000 Einheiten ging 1971 der Land Rover der Serie II in den Ruhestand. Die Serie III zeigte sich mit Kunststoffverkleidungen im Interieur wohnlicher, feierte 1976 den Markstein eine Million produzierte Land Rover und war ab 1979 optional mit jenem feinen 3,5-Liter-V8 verfügbar, der bereits den Range Rover ins automobile Oberhaus befördert hatte.

Land Rover: Seit 1957 mit Diesel-Motoren

Wer wollte, konnte den Land Rover schon seit 1957 auch mit genügsamen Diesel-Motoren ordern oder ab 1967 mit kräftigen 2,6-Liter-Sechszylinder-Benzinern. Den Leistungszenit markierte 2018 ein 298 kW/405 PS starker 5,0-Liter-V8 in der Limited Edition Defender Works – da war die reguläre Produktion des Defender bereits seit zwei Jahren ausgelaufen. Bis zuletzt hatte der Defender keine Airbags, komfortable Schraubenfedern statt uriger Blattfedern gab es erst mit der vierten Land-Rover-Serie, die 1983/84 mit den Typencodes "Ninety" (90) und "One Ten" (110) lanciert wurde. Die Zahlen 90 und 110 bezifferten den Radstand in englischen Zoll, ebenso wie die Typencodes 80 und 130. Der Land Rover war eben schon immer eine britische Institution, so wie das London Taxi, Big Ben und der Buckingham Palast. Ab 1990 mussten sich Farmer, Abenteurer und Royals an den Namen Defender gewöhnen, denn so differenzierte sich das Offroad-Fossil von Neuzugängen im Land-Rover-Modellprogramm, wie dem Discovery.

Gut 70 Prozent aller seit 1948 ausgelieferten Landys wühlen sich bis heute durch Äcker, Dschungel oder Eiswüsten. Hinzu kommt seit 2019 ein völlig neuer, in fast allen Dimensionen gewachsener Defender (Code L663). Dennoch zitiert das Design des frischen Defender geschickt das Original: So entstehen Bestseller, wie zuerst der Mini by BMW bewies. Wer dennoch den Landy von einst vermisst, kann auf den Ineos Grenadier ausweichen: Jim Ratcliffe, Chef des Chemiekonzerns Ineos, konnte sich mit der Einstellung des Ur-Defender nicht abfinden, und baut seit 2022 diese erfolgreiche Hommage. Das Signet des königlichen Hoflieferanten besitzt allerdings nur Land Rover.

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