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75 Jahre Honda Motor Company: Leiser Riese im Reich der Giganten

07.06.2023 10:34 Uhr | Lesezeit: 4 min
Der kompakte Honda Civic feiert 1972 seine Weltpremiere.
© Foto: Honda

Motorisierte Mobilität gibt den Menschen Freiheit, diese Vision trieb den Ingenieur Soichiro Honda zu Pionierleistungen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte. Nicht VW, Toyota oder Detroit machten Motorfahrzeuge für alle bezahlbar. Honda setzte die wahren Superlative in der Motorenproduktion, vor allem mit Bikes.

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Das europäische Werk in Großbritannien wurde bereits geschlossen, und in Deutschland bewegt sich der automobile Marktanteil nur noch bei mageren 0,3 Prozent: Ausgerechnet im Jahr des 75. Firmenjubiläums ist es still um Honda geworden. Andererseits sind auf deutschen Straßen weiterhin fast 400.000 Honda-Automobile unterwegs, und für Motorrad-Fans zählte der japanische Hersteller ohnehin früh zu den Fahrspaßgaranten, die in einem Atemzug mit BMW oder Ducati genannt werden. Unternehmensgründer Soichiro Honda (1896-1991) wäre zufrieden: Seine 1948 gegründete Honda Motor Company sollte den Menschen Freiheit und Fahrspaß schenken – im Fahrrad mit Hilfsmotor ebenso wie in den weltweit meistverkauften Motorrädern oder in automobilen Millionenerfolgen, wie dem 1972 eingeführten Honda Civic.

Mit seinen Motoren wollte Soichiro Honda die Menschen mobilisieren und wirtschaftlich unabhängig machen, und für den Herzklopffaktor waren von Beginn an Racing-Erfolge zuständig. Ein Traum, den der idealistische Ingenieur wahr machte, passend dazu bekam schon sein erstes, 1949 vorgestelltes Motorrad den Namen D-Type "Dream". Soichiros Spirit prägt Honda bis heute, vor allem die Maxime "First Man, then Machine". Hondas Produkte sollen sich an den Wünschen der Kunden orientieren – und treffen diese teils besser als der Wettbewerb. So ist Honda weltgrößter Hersteller von Verbrennungsmotoren, und gibt gleichzeitig Vollgas bei der Elektrifizierung seiner Modellpalette.

Trotz aller globalen Erfolge ist Honda in bester japanischer Tradition demütig, ein stiller Riese im Reich der größten und lautstark für sich trommelnden Fahrzeughersteller. So ist hierzulande kaum bekannt, dass etwa der Honda CR-V seit über zehn Jahren regelmäßig zu den Top drei der weltweit meistverkauften SUV zählt und Honda im globalen Ranking der größten Autohersteller mit einem Jahresausstoß von 4,1 Millionen Einheiten immerhin auf Platz acht liegt. Die Honda-Motorradproduktion hat längst die 400-Millionen-Marke überschritten und die 1959 lancierte Honda Super Cub ist mit über 100 Millionen verkauften Einheiten das populärste Motorrad aller Zeiten. Wie gigantisch die Zahl von jährlich rund 15 Millionen produzierten Honda-Motorrädern ist, zeigt ein Vergleich mit BMW: Die Bayern freuen sich über gut 200.000 Zweiräder. Und noch ein japanischer Rekord: Mehr als 800 Grand-Prix-Siege in Motorradrennen, ergänzt um ebenfalls eindrucksvolle insgesamt elf Konstrukteurs- und Fahrer-WM-Titel in der Formel 1. Die Formel-1-Legende Ayrton Senna bezeichnete Honda schon Ende der 1980er als großartigstes Unternehmen der Welt, und der heute amtierende WM-Champion Max Verstappen verdankte seine Überlegenheit ebenfalls zunächst zuverlässiger Honda-Power.


75 Jahre Honda Motor Company

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Tatsächlich war für Soichiro Honda der Motorsport schon früh das perfekte Testfeld für neue und zuverlässig arbeitende Technologien. Eine Strategie, der später auch Akio Toyoda folgte, der damit die in den frühen 2000er Jahren langweilig wirkende Marke Toyota emotional auflud und technisch in die Zukunft trieb. Honda gab Anfang der 1950er die Vorlage: Soichiros Motorräder stürmten auf Rennkursen zuverlässig von Sieg zu Sieg, und bewahrheiteten die alte Marketingweisheit: win on Sunday, sell on Monday. Im Jahr 1961 eröffnete Honda in Hamburg seine erste europäische Dependenz – ein Schritt, den damals noch kein anderer Fahrzeughersteller aus dem Land der aufgehenden Sonne wagte. In Deutschland, der Heimat des Nürburgrings, legendärer Motorradmarken und der allerersten Patent-Automobile von Benz und Daimler, wollte Honda das Exportpotential seiner Fahrzeuge unter Beweis stellen.

Dazu startete schon 1963 der erste Honda-Formel-1-Rennwagen auf der legendären Nordschleife, nur ein Jahr später folgte der erste Grand-Prix-Sieg für einen Racer "made in Japan". Ende 1962 debütierten in Japan als erste Honda Automobile der rassige Roadster S 360 und der sportiv ausgelegte Minitruck T 360. Zwei Vorboten für eine Familie aus agilen Zwergen. Schon 1963 faszinierte Honda das deutsche Publikum mit dem Roadster S 500, dessen Motor ähnlich drehfreudig und standfest wie ein Formel-1-Triebwerk war. Kaufinteressenten mussten sich hierzulande jedoch noch zwei Jahre gedulden bis der Vertrieb des inzwischen auf 0,8 Liter Hubraum vergrößerten Sportwagens zeitgleich zum drei Meter kurzen Viersitzer Honda N 360 startete. Letzterer erntete allerdings Hohn und Häme ob seiner mageren Leistungsausbeute und des stolzen Preises, der mit rund 4.500 Mark das Niveau des VW Käfers erreichte.


Honda ZR-V (2024)

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"Ein Schritt in eine bessere Zukunft", wie die deutsche Honda-Werbung textete, war erst der 1972 vorgestellte Civic. Nach Experimenten wie der unauffälligen Limousine Honda 1300 und dem kuriosen Kleinstcoupé Modell "Z" bereitete der technisch bahnbrechend innovative Honda Civic noch vor dem Volkswagen Golf den Boden für die bis heute populäre Kompaktklasse. In mittlerweile elf Generationen wurden bereits über 28 Millionen Civic gebaut, das garantiert dem Japaner einen Platz in den Top Ten der erfolgreichsten Pkw aller Zeiten.

Im Jahr 1976 erweiterte Honda das Programm in die Mittelklasse: Der Accord sorgte für Furore. Ab 1989 sogar als über Jahre meistverkaufter Pkw in den USA, und im Deutschland der 1980er Jahre hinderte allein der Erzrivale Mazda 626 den Accord an einem Abonnement auf die Pole Position in der Importzulassungswertung. Zugleich hat Honda nie ein Absatzrisiko gescheut, wenn es um Fahrspaß und Nachhaltigkeit geht. Während die deutschen Volumenhersteller noch kein Verständnis für gesetzliche Emissionsbegrenzungen zeigten, überraschte der Honda Civic schon 1972 mit schadstoffarmen Motoren, 1983 war es der Sportler CRX, der verblüffte und zur Fahrspaßikone junger Leute avancierte, und heute ist es der wilde Civic Type R, der Adrenalin verspricht. Weil sich die Erben Soichiro Hondas (er ging 1973 in den Ruhestand) seit den 1990er im Wettstreit mit Toyota um eine Führungsrolle bei Hybrid-, Elektro- und Brennstoffzellentechnik bemühen, fuhr schon 2001 der Civic mit Hybridtechnik vor.


Honda CR-V (2023)

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Nicht immer wurde dieser Mut vom Markt belohnt, aber Hybrid-Pioniere wie das Sportcoupé Insight von 1999 und die ab 2002 ausgelieferte Brennstoffzellen-Limousine FCX setzten wichtige Signale. Auch der heute aktuelle, vollelektrische Honda e bleibt trotz ikonischer Konturen in kleiner Zahl, zeigt jedoch, wie konsequent die Reise für das technologieverliebte Unternehmen Richtung Zukunft geht. Typisch japanischer Kreativität entsprangen auch die seit 1986 erprobten humanoiden Roboter der Asimo-Familie, sowie ohne Rücksicht auf Kosten verwirklichte Technikträume. Etwa die erste Allradlenkung (Prelude, ab 1987), das erste Aluminum-Monocoque plus Alu-Karosserie (NSX, 1990) oder der luxuriöse Legend als weltweit erstes Serienauto mit autonomen Level-3-Fahrfunktionen (2021). Alles ganz im Geiste von Soichiro Honda, der den Menschen durch motorisierte Mobilität neue Möglichkeiten geben wollte.

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KOMMENTARE


Stefan

09.06.2023 - 14:11 Uhr

Der Artikel ist völlig der Wahrheit entsprechend. Das ist die Geschichte und die Philosophie des genialen Firemgründers. Was jedoch seine Nachfahren in Europa und speziell in Deutschland daraus gemacht haben ist eine Schande und nicht wieder gut zumachen. Da helfen nun auch keine neuen Modelle mehr, welche sicher wieder nicht ausreichend lieferbar sein werden und dem optischen Geschmack der Europäer nicht entsprechen. Das Händlernetz ist auf Zwergengröße geschrumpft und verkauft bei 83 Mio Einwohnern in Deutschland weniger als 10.000 Fahrzeuge im Jahr. Einfach nur noch peinlich.


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