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40 Jahre VW Golf II: Gebaut für die Ewigkeit

15.10.2023 10:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
Der VW Golf GL mit dem 89er-Facelift.
© Foto: VW

Als unzerstörbar robust und rostresistent zeigte sich der Golf erst 1983 als Golf II. Ein Held des Alltags, der bis heute zum Straßenbild zählt und als GTI, Rallye-Golf oder rauer Allradler zum Kulttyp avancierte 

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Die Rekord-Stückzahlen des Ur-Golf verfehlte er knapp, und dennoch entwickelte sich der im August 1983 vorgestellte Volkswagen Golf II zum Mythos in der bald 50-jährigen Geschichte der Wolfsburger Kompaktklasse. Anfangs ging das neue „"Auto der Nation oder schlicht Deutschlands Nummer eins", wie die VW-Werbung ihren designierten Star nannte, fast unbemerkt auf Erfolgskurs, schließlich sah der Golf II seinem elf Jahre alten Vorgänger fast zum Verwechseln ähnlich, wie Fachmedien meinten. Tatsächlich hatte sich VW-Hausdesigner Herbert Schäfer an den Linien des von Giorgio Giugiaro gezeichneten Ur-Golf orientiert, allerdings wuchs der Golf II in der Länge um stattliche 17 Zentimeter auf 3,98 Meter, und der Radstand erreichte mit 2,48 Meter damaliges Mittelklasseniveau.

Damit konnte der erneuerte Golf in Vergleichstests sogar das VW-Flaggschiff Passat (B2) schlagen, und in der Konkurrenz mit den kompakten Bestsellern von Opel (Kadett), Ford (Escort), Fiat (Ritmo), Renault (11) positionierte er sich als unangefochtener König. „Wen wundert’s bei den fünf bequemsten Golf-Plätzen der Welt?“, freute sich das VW-Marketing. Was aber macht den Golf II zur Ikone unter den bis heute acht Gölfen?


40 Jahre Volkswagen Golf II

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VW Golf II: legendäre Robustheit

Anfangs war es die in den 1980ern beispiellose Typenvielfalt aus Kurvenkünstlern wie GTI und G60-Kompressor, agilen Knauser-Dieseln, frühen Katalysator-Benzinern, Kult-Allradler Golf Country, elektrischem CityStromer, Pikes-Peak-Rekordwagen oder kantigem Jetta als frühem China-Volksauto.

Vor allem aber ist es die legendäre Robustheit, mit der dieser unverwüstliche Wolfsburger fast alle Wettbewerber überlebte – eine Resilienz, die alle Defizite des rostanfälligen Golf I vergessen ließ. Für die zweite Generation seines wichtigsten Erfolgsträgers betrieb Volkswagen einen damals beispiellosen Qualitätsaufwand. So wurden die Golf-Hohlräume derart mit Heißwachs geflutet, dass es noch Jahrzehnte später aus Drainageöffnungen in Türen und Heckklappe läuft, manche Motoren – speziell die sparsamen Diesel und ein neuer 1,8-Liter-Benziner – brachten das Potential zum Kilometer-Millionär mit. Als die ersten Golf II ein H-Kennzeichen schmückte, wollte es die Oldtimerszene kaum glauben: Ein Auto, von dem noch über 450.000 Exemplare in Deutschland fahren, als amtlich anerkannter Klassiker? Andererseits verknüpft mit dem 6,3 Millionen Mal gebauten, zweiten Golf eine ganze Generation der Deutschen persönliche Erinnerungen, und so überlebte das Gros dieses Golf für die gefühlte Ewigkeit auch die staatlich geförderte Abwrackaktion im Jahr 2009.


VW Golf R 20 Years

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Dieser Volkswagen war das erste Lieblingsauto im wiedervereinigten Deutschland und das letzte Volksauto der alten „Bonner Republik“. Der Golf II debütierte vor 40 Jahren, als Microsoft mit Windows 1.0 und Motorola mit dem ersten Mobiltelefon überraschten und Helmut Kohl im ersten kompletten Jahr seiner Kanzlerschaft seine viel diskutierte Schrift veröffentlichte: "Der Weg zur Wende. Von der Wohlfahrtsgesellschaft zur Leistungsgemeinschaft". Dass es in der DDR nur sechs Jahre später zur politischen Wende kommen sollte, in deren Folge die beiden deutschen Staaten vereinigt wurden, konnte die Menschen aber ebenso wenig vorhersehen wie die überraschende Entwicklung, dass der Golf II am Ende seines Produktzyklus Geschichte schreiben sollte als erstes Wolfsburger Volksauto „Made in Mosel bei Zwickau“. Ausgerechnet Zwickau, die Heimat des DDR-Kultmobils Trabant. Heute ist das Werk Mosel übrigens ein VW-Leuchtturmprojekt für Elektrofahrzeuge.

Dem VW Golf II war nie etwas zu viel

Es war der damalige VW-Konzernchef Carl Hahn, ein gebürtiger Chemnitzer, der an das Potential des traditionsreichen Automobilstandorts in Sachsen glaubte. Hahn wollte VWs Rolle als Nummer eins in Europa festigen – und der Golf II übernahm die Schlüsselrolle. Mit Verzögerung sogar in China, wo Carl Hahn 1983 zuerst die lokale Produktion des VW Santana ins Laufen brachte, ehe 1997 dort auch die Fertigung des Jetta, der Stufenheckversion des Golf II, als preiswertes Einstiegsmodell anlief. In Deutschland erreichte der Jetta dagegen nur wenige Kunden, hierzulande faszinierten mehr die drei- und fünftürigen VW Golf mit Motoren, die zu allen Lebenssituationen passten.

Ob als Familientransporter, Kilometerfresser für Außendienstler, heißer GTI oder Rennwagen, ob bei Fahrschulen, Polizei oder Notärzten oder Vorreiter für Nachhaltigkeit, dem Golf II war nie etwas zu viel. Dies mit drehzahlsenkendem 4+E-Getriebe (ab 1983), als sparsamem GTD-Turbodiesel im GTI-Gewand (ab 1984), erstem deutschen Einspritzer mit geregeltem Drei-Wege-Katalysator (ab 1984) und schließlich mit Elektromotor (1989): Im Versuchsträger Golf Hybrid arbeitete ein kombinierter Diesel-Elektro-Antrieb und im in kleiner Serie gebauten CityStromer ein Drehstrommotor, der diesen rein elektrischen Golf auf 100 km/h beschleunigte.


VW T-Cross (2024)

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VW Golf II kam mit Allrad

Während die Verbrenner von einem karge 40 kW / 55 PS abgebenden 1,3-Liter-Benziner bis zum 1,8-Liter-GTI 16V mit 102 kW / 139 PS rangierten, boten die Diesel eine kleinere Bandbreite vom 1,6-Liter-Sauger mit 40 kW/54 PS bis zum gefeierten GTD-Turbodiesel im GTI-Look mit 59 kW / 80 PS. Dieser aufgeladene Selbstzünder war nicht nur ein schneller kompakter Ölbrenner, sondern auch Knauserkönig mit einem Normverbrauch von 4,1 Litern. Und wer experimentierfreudig war, gab seinem gutmütigen Diesel Salatöl zu trinken, die Geschichten über diese Versuche in Sachen Nachhaltigkeit füllten Stammtischabende.

Als aufregende Spezialität für die seit 1982 stattfindenden GTI-Treffen am Wörthersee lancierte Volkwagen neben dem GTI 16V den Rallye-Golf mit Kotflügelverbreiterungen, Allradantrieb Syncro und einem 118 kW/160 PS starken G-60-Triebwerk. Damit die Motorsporthomologation erreichte wurde, musste VW 5.000 kostspielige Rallye-Golf innerhalb von zwei Jahren absetzen. Für die Wolfsburger kein Problem. Und dann gab es noch ein Sahnehäubchen: Den Golf Limited, 153 kW/210 PS stark, 230 km/h schnell und in knapp über sechs Sekunden auf Tempo 100: Da war auch ein 911 kaum flotter. Lediglich ein Golf fuhr seiner Zeit zu weit voraus: Der höher gelegte Golf Country mit Offroad-Features und Allradantrieb. Nur knapp 8.000 Einheiten konnte VW von diesem SUV-Pionier verkaufen.

Welche Relevanz der Golf II heute für die Oldtimer-Community hat, erklärt Experte Christoph Pichura von der Bewertungsorganisation Classic Analytics: "Mit der zweiten Auflage des Golf hat VW damals in punkto Qualität und Robustheit in der Kompaktklasse neue Maßstäbe gesetzt, ältere Autofahrer werden sich noch an die Hohlraumversiegelung erinnern, die bei warmem Wetter gut sichtbar und klebrig aus der Heckklappe herauslief – so gut hatten es die Wolfsburger mit der Rostvorsorge gemeint. Neben den seltenen G60- und Limited-Modellen steht auch heute noch das ehemalige Topmodell GTI 16V ganz oben in der Beliebtheitsskala, für ein gutes, unverbasteltes Exemplar muss man mindestens 13.100 Euro bezahlen."

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