Von AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel
AUTOHAUS: Herr Karpinski, ist die Branche auf den Restart heute vorbereitet?
Jürgen Karpinski: Wir sind mehr als vorbereitet und warten seit Wochen darauf. Bei der Digitalisierung sind wir gut vorangekommen. Jetzt wollen wir die Kunden wieder in den Showräumen bedienen, natürlich unter Beachtung der Vorschriften des Gesundheitsschutzes. Die Menschen haben erkannt, dass der Arbeitsplatz etwas ganz Wichtiges ist, um soziale Kontakte zu haben und um sich auch ein Stück selbst zu verwirklichen. Nur zu Hause sitzen, bringt einen nicht weiter.
AH: Wie haben Sie Ihre Mitarbeiter motiviert?
J. Karpinski: Wir haben unseren Mitarbeitern die aktuelle Situation erklärt. Das ist verstanden worden. Bisher hat das Zusammenspiel von Präsenz, Homeoffice und Kurzarbeit gut funktioniert. Die Leute wollen aber wieder arbeiten. Wir wissen nach drei Wochen Lockdown noch besser, dass das Autogeschäft im Autohaus stattfindet und die Kunden nicht alles digital abwickeln wollen. Nur ein geringer Prozentanteil will im Internet kaufen. Fakt ist, ohne Beratung und Verkauf funktioniert kein Autohandel. Der Kunde will sein Auto vorher riechen, fühlen und probefahren.
AH: Autogeschäft ist Frühjahrsgeschäft. Lässt sich hier etwas nachholen?
J. Karpinski: Das wird schwierig. Wir werden die verlorenen Verkäufe vollständig nicht wieder aufholen können. Wir werden aber alles tun, um wieder Boden gut zu machen. Sicher ist aber, dass die Kunden wieder kommen werden.
AH: Wie wird sich die wirtschaftliche Situation der Kunden auswirken?
J. Karpinski: Das wird sich sicher auswirken. Ich möchte aber den Wiedereinstieg als positiv bewerten und nach vorne blicken. Eine Krise ist auch eine Chance. Es gab eine große Hilfsbereitschaft. Diese Stimmung möchte ich mitnehmen. Die Leute müssen und wollen weiterhin mobil sein und nicht zu Fuß gehen, ob gewerblich oder privat. Dazu brauchen wir aber die Unterstützung der Hersteller und Importeure. Dann können wir noch mehr bewegen.
AH: Was stellen Sie sich vor?
J. Karpinski: Wir erwarten von unseren Herstellern Verkaufshilfen, besonders für die Verbrenner und nicht nur für E-Mobile. Denn wir haben die Hersteller wahrend der Dieselkrise massiv unterstützt. Wir kommen am Diesel nicht vorbei, wenn wir die CO2-Werte senken wollen. Ohne Dieselmotor geht nichts.
AH: Lässt sich der Diesel rehabilitieren?
J. Karpinski: Wir müssen auch das Thema Fahrverbote völlig neu überdenken. Das Verkehrsaufkommen hat sich zwar drastisch reduziert, die Stickoxidwerte allerdings nicht. Diese sind weiterhin und auch nachts sehr hoch. Der Kreuzzug der DUH gegen den Diesel hat der Umwelt nichts gebracht. Es wurden nur Millionen von Dieselbesitzern und Tausende von Autohändlern in die Verzweiflung gestürzt. Die Autos haben deutlich an Wert verloren. Die DUH hat damit den Rest an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Das werden auch die Gerichte beim Thema Fahrverbote berücksichtigen müssen.
AH: Was kann der Staat dazu beitragen, die Autoindustrie wieder anzukurbeln?
J. Karpinski: Alle Branchenverbände und zahlreiche Politiker drängen auf eine Kaufprämie für umweltfreundliche Autos. Moderne Verbrenner gehören dazu. Das wäre jetzt ein konsequenter Schritt, unserer volkswirtschaftlich so wichtigen Branche wieder auf die Sprünge zu helfen.
AH: Herr Karpinski, herzlichen Dank für das Gespräch!