ZDK-Präsident Jürgen Karpinski hält an seiner Kritik am großen Konjunkturpaket der Bundesregierung in der Corona-Krise fest. "Es ist versäumt worden, die Leitindustrien in Deutschland direkt anzuschieben. Dazu gehören ohne Zweifel das Kraftfahrzeuggewerbe und die Autoindustrie mit insgesamt 1,3 Millionen Mitarbeitern", sagte Karpinksi in einem für den 1. Deutschen Online Autohaus Kongress aufgezeichneten Video-Interview. Aktuell stünden 440.000 Neufahrzeuge im Wert von 15 Milliarden Euro im Handel, die nicht oder nur sehr verhalten abflössen. Ähnlich sei das Volumen bei Gebrauchtwagen.
Das vom Bundeskabinett Anfang Juni verabschiedete Konjunkturpaket beinhaltet – trotz vehementer Forderungen aus der Autobranche – keine Förderung von Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotoren. Stattdessen sollen eine befristete Absenkung der Mehrwertsteuer und eine höhere Elektroauto-Prämie für Geschäftsimpulse sorgen.
Das Kfz-Gewerbe sieht in diesen Maßnahmen keine substanziellen Kaufanreize – im Gegenteil. "Wir haben immer noch 85 Prozent Verbrenner und nur ganz wenige Elektroautos in Deutschland", betonte Karpinski. Fahrzeuge zu fördern, die ohnehin subventioniert würden, "bringt überhaupt nichts angesichts der Größe der Wirtschaft". Hätte die Regierung die Schlüsselbranchen direkt unterstützt, dann hätten diese in der Folge auch andere Gewerbe und Wirtschaftszweige mitgezogen.
Für Karpinski ist das letzte Wort im Ringen um eine breitere Förderung noch nicht gesprochen. "Ich glaube, es wird sich noch etwas ändern. Ich bin nicht allein mit meiner Meinung." Auch bei der SPD und in den Gewerkschaften habe man erkannt, dass die Entscheidung gegen staatliche Kaufprämien für Verbrenner ein "großer Fehler" gewesen sei. Zuletzt hatte dies auch Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) seiner Partei vorgeworfen (wir berichteten). Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will nach der politischen Sommerpause neue Vorschläge für Autohilfen in der Krise vorlegen.
Das komplette Video-Interview mit Jürgen Karpinski ist zum Start des 1. Deutschen Online Autohaus Kongresses ab 29. Juni im Internet abrufbar. Weitere Informationen und kostenlose Anmeldung unter: https://www.autohauskongress.de
AM
Alexander Schaeffer
Beobachter
Dieter Woelk
Detlef Rüdel
s.g.