Auf der großen Leinwand der 49. Bundestagung des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK) laufen hochkant gefilmt Videos. Sie zeigen eine Influencerin bei ihrer ersten Fahrt im Elektroauto. Die Filme sollen "Lust auf Elektromobilität machen", erklärte der Präsident des Zentralverbandes, Arne Joswig, am Montag in Frankfurt. Influencer wie Kim Truckenbrodt auf der Leinwand sollen zeigen, dass "elektrisch einfach ist." Die Botschaft hinter den bunten Bildern: Die Elektromobilität funktioniert nicht so wie sie soll.
Es ist eines von vielen Transformations-Themen, die auf der Bundestagung besprochen und die mit neuen Impulsen aufgeladen werden sollen. Auch der ZDK selbst nimmt sich bei der geforderten Transformation nicht aus: "Schneller, effizienter und transparenter" soll er werden, so Joswig, der in einer der nachfolgenden Diskussionsrunde konstatierte, dass in diesem Zusammenhang bereits vieles angestoßen und umgesetzt wurde.
So bekommt der Verband bei der Öffentlichkeitsarbeit inzwischen deutlich mehr PS auf die Straße und auch im Berliner Regierungsapparat finde man inzwischen deutlich mehr Gehör – nicht zuletzt, weil man sich hier neu aufgestellt hat und deutlich näher und schneller agieren könne, meinte auch Kurt-Christian Scheel. "Wir sind viele und wir sind stark" und darauf hört die Politik inzwischen wieder mehr als noch vor fünf Jahren, erklärte der ZDK-Hauptgeschäftsführer.
VW-Krise: "Kein Schnupfen"
Dass es bei der Transformation jedoch auch Stolpersteine gibt, wurde jüngst am Beispiel VW deutlich. Das sei "kein Schnupfen, sondern ein hausgemachtes Problem", erklärte Prof. Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft (IfA) in seiner Keynote. Nachfolgend subsumierte der Experte eben diese Probleme und damit einhergehend die Entwicklung der letzten Jahre zu einer Formel: "Zu viele Menschen bauen zu wenige Autos."
Klar ist auch, dass der Hochlauf der Elektromobilität ins Stottern geraten ist. "Wir sehen, dass sich Kundegruppen von der Elektromobilität abwenden", sagte Thomas Peckruhn, ZDK-Vize und Sprecher des Fabrikatshandels. Selbst Gewerbekunden würden sich wieder den Verbrennern zuwenden. "Die Party ist ein Stück weit vorbei."
ZDK-Bundestagung 2024 in Frankfurt
BildergalerieAus Sicht der Verbandsverantwortlichen hat die Politik der Elektromobilität mit dem Förderstopp einen Bärendiensterwiesen. Und mit der neuen Pkw-EnVKV (Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung) macht sie der Kfz-Branche das Leben nicht unbedingt leichter – ein Bürokratiemonster mit überschaubarem Mehrwert, wie es hieß.
Vor dem Hintergrund des Transformationsprozesses mahnte Detlef Peter Grün, ZDK-Vizepräsident und Bundesinnungsmeister, dass man bei all den Standards "die Messlatte nicht zu hoch legen dürfe", sondern sich auf das fokussieren solle, was letztlich auch erreicht werden kann. Jörg Michael Müller legt den Finger in die Wunde: Die Politik gebe derzeit kein Ziel mehr vor, sondern leget fest, wie das Zeil zu erreichen sei – "und das ist der Kardinalfehler", so der CDU-Politiker.
Schwarzsehen, das wurde im Rahmen der Veranstaltung deutlich, dürfe man jedoch nicht. Am Ende des Tages kommt es schließlich oftmals anders. So ist kurz vor dem Start der Automechanika 2024 vom Abgesang des Handels, wie noch vor einigen Jahren postuliert, nichts mehr übrig. Bei all den Plänen damals, sei nämlich einer vergessen worden, unterstrich Peckruhn: "Der Kunde."