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Yareto-Geschäftsführer: "Dem Handel ein Stück der Wertschöpfungskette zurückgeben"

22.05.2020 14:00 Uhr
Yareto-Geschäftsführer: "Dem Handel ein Stück der Wertschöpfungskette zurückgeben"
Sven Hölker ist seit Anfang 2019 Geschäftsführer von Yareto.
© Foto: Yareto

Sven Hölker, Geschäftsführer von Yareto, spricht mit AUTOHAUS über den Wachstumskurs des Online-Vergleichsportals für Kfz-Kredite und über die Gründe, warum sich eine Zusammenarbeit für Autohändler lohnen kann.

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Von Ralph M. Meunzel/Andreas Heise

Yareto, das B2B-Vergleichsportal für Kfz-Kredite, konnte im letzten Jahr Erfolge feiern. 2019 erhöhte sich das Volumen der abgerechneten Fahrzeugkredite auf 240 Millionen Euro. 2018 lag dieses bei 200 Millionen. Und auch die Zahl der registrierten Autohändler ist kontinuierlich gestiegen. Welche Rolle Yareto im Autohandel einnehmen will und welche Argumente aus Händlersicht für den Online-Finanzierungsvermittler sprechen, das verrät Geschäftsführer Sven Hölker. 

AUTOHAUS: Wie hat sich in der Corona-Krise die Wiedereröffnung der Verkaufsräume im Autohandel ausgewirkt?

Sven Hölker: Unser Geschäft hat spürbar angezogen. Wir haben noch nicht ganz das Niveau erreicht, auf dem wir vor Corona waren. Aber da fehlt nicht mehr viel. Die Stimmung ist sehr ambivalent. So richtig Euphorie hat sich noch nicht eingestellt – man muss abwarten.

Wie hat sich das Geschäft von Yareto im letzten und in diesem Jahr entwickelt?

S. Hölker: Wir sind im Banken- wie auch im Händler-Bereich gut gewachsen. Bis 31. März hatten sich 13.800 Händler auf Yareto registriert. Von Januar bis März hatten wir einen tollen Lauf, konnten zweistellige Steigerungsraten gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Für 2020 hatten wir uns einen ehrgeizigen Plan vorgenommen, bis dann der Lockdown kam und einiges verändert hat.

Großer Meilenstein war im letzten Jahr, dass wir die Creditplus Bank für unser Portal gewinnen konnten. Wir können damit eine echte Autobank als zusätzlichen Dienstleister präsentieren. Das danken uns unsere Händler. Spannend ist auch, dass die Sparkasse Chemnitz mittlerweile bei Yareto vertreten ist. Sie ist die erste ihrer Art auf dem Portal und sorgt dafür, dass sich auch andere Sparkassen für uns interessieren.

Was wir ebenso entdeckt haben war das Leasing-Geschäft als Alternative zu den Hersteller-Programmen. Anfang Februar kam das Kilometer-Leasing für gewerbliche Kunden hinzu. Es geht gar nicht so sehr darum, dass wir ins Captive-Geschäft eingreifen wollen. Der Anspruch ist eher der, dass man den Händlern eine Alternative bieten kann für Themen, die uns alle umtreiben – ob wahnwitzige Lieferzeiten, verfügbare Ware etc. Hier ist Yareto eine gute Lösung, weil ein Händler sofort liefern und dem gewerblichen Kundenstamm attraktive Leasingraten bieten kann.

Generell war es unser Ziel die letzten Jahre, das Niveau der Banken hinsichtlich des Autohandels zu heben. Gute Zinsen bieten die Partner ohnehin. Es geht eher um die Frage der konkreten Abwicklung im Automobilhandel. Hier haben wir große Schritte gemacht.

Als B2B-Vergleichsportal arbeitet man ja anders als im B2C-Bereich – was ist hier die Herausforderung?

S. Hölker: In der B2C-Branche habe ich natürlich grenzenlos Skalierungspotenzial. Anders ist es, wenn man in einem vorher eingegrenzten Markt wie dem Automobilhandel agiert. Man vergleicht Yareto immer mal wieder mit anderen Vergleichsportalen – ja, die Funktionalität ist ähnlich derer von B2C-Vergleichsportalen. Aber wir haben eine ausgeprägte Handelsorientierung. Unser Kunde ist der Automobilhändler, für den wollen wir eine Lösung schaffen. Auf der einen Seite wollen wir für ihn zu einem vernünftigen Zins, den er anbietet, die beste Provision zum aktuellen Zeitpunkt herausarbeiten. Und zum anderen geht es darum, dem Autohändler für seinen Kunden in dem Moment den besten Tageszins zu ermöglichen. Hier schaffen wir für unsere Händler und deren Kunden mit unseren mehr als zehn Banken auch eine gewisse Auswahl. Damit der Händler unabhängiger wird von Kick-backs, Bindung etc. – auch das ist ein großes Thema, gerade in Zeiten von Corona.

Im Ergebnis lässt sich sagen, der Handel kann mit Yareto seinen Verkauf optimieren und seinen Handlungsspielraum erweitern?

S. Hölker: Es kommen heute ja viele Kunden mit Angeboten ins Autohaus, die sie im Internet gefunden haben. Dass es da und dort bei Neu- und Gebrauchtwagen günstigere Angebote gibt. Mit Yareto kann ich dann als Händler auch einen Kreditvergleich anbieten. Hier habe ich mehr als zehn Banken zur Auswahl und kann dem Kunden gleichzeitig aufzeigen, welche Vorteile und Nachteile es bei jeder Bank gibt. Gleichzeitig trägt es zur Glaubwürdigkeit des Verkäufers bei, wenn er nicht nur die Herstellerbank in Erwägung zieht. Es gibt außerdem auch Banken bei uns, die keinen Brief brauchen. Das vereinfacht den Verkäufern den Vertriebsprozess.

Man könnte sagen, Yareto ist der natürliche Feind der Captives und Non-Captives. Durch die Plattform verändert sich die Form des Auswählens des Kredits. Was meinen Sie?

S. Hölker: Wir sehen uns nicht als Feind. Wir haben vor der Gründung den Markt dahingehend analysiert, was nachgefragt wird, was Potenzial bietet. Und wir haben festgestellt, dass Kredit-Vergleichsportale immer mehr Einfluss auf die Wertschöpfungskette im Automobilhandel genommen und damit die vierte Ertragssäule des Handels zusätzlich angegriffen haben. Dem haben wir uns gestellt – auch aus einer Non-Captive-Position heraus. Wir haben auch mit vielen Händlern über die vielen Barzahler diskutiert, die sich ihr Geld über die Online-Kreditportale geholt haben. Das Thema Barzahlungsquote spielt im Automobilhandel eine immer größere Rolle.

Im Bereich Finanzdienstleistung darf sich der Handel das Geschäft nicht entziehen lassen. So ermöglichen wir mit Yareto, ein Stück der Wertschöpfungskette dem Handel zurückzugeben. Einen Captive oder Non-Captive anzugreifen – das ist gar nicht unsere Philosophie. Sondern eher das Gegenteil, wir laden alle Banken dazu ein, auf unserem Portal dabei zu sein.

Habe ich bei Yareto mehr Aufwand, einen Kredit zu beantragen, als bei einer Non-Captive?

S. Hölker: Der Aufwand ist grundsätzlich der gleiche. Der Händler beantragt den Autokredit und wir sorgen dafür, dass das Geschäft mit unseren Partnern sauber abgewickelt wird. Yareto ist der zentrale Ansprechpartner für den Händler und kümmert sich um die Kommunikation. Der Händler muss sich nicht einzeln mit den Ansprechpartnern der Banken auseinandersetzen. Wir haben mit unseren Partnern, den Finanzdienstleistern, gewisse Standards vereinbart, auch was die Bearbeitungszeit betrifft.

Bekommt man als Kunde sofort die Kreditzusage über den Händler?

S. Hölker: Der Kredit wird in Minuten genehmigt, das ist alles digitalisiert. Dieses Kriterium ist auch entscheidend, wenn wir eine Bank in unser Portal aufnehmen. Der Upload von Dokumenten rückt dabei immer mehr in den Fokus. Im Leasinggeschäft haben wir hier den Anfang gemacht und wollen dies nun auch aufs Kreditgeschäft übertragen. Ziel ist es, dass man bei Yareto keine Postsendungen mehr braucht. Wir sind mit Banken auch im Gespräch hinsichtlich der qualifizierten elektronischen Signatur (QES). Das funktioniert gut im Direktgeschäft, wenn ich eine Bank bin und das über einen Chat abwickle. Bei der QES gibt es aber grundsätzlich noch Optimierungsbedarf.

Wie kann ich als Händler Kunde von Yareto werden?

S. Hölker: Zentraler Anlaufpunkt ist unsere Homepage www.yareto.de. Einfach registrieren, das läuft volldigital. Der Händler bekommt dann die Anweisung, verschiedene Dokumente einzureichen, wie beispielsweise die Gewerbeanmeldung. Wenn er will, bekommt er einen Anruf oder einen Besuch durch unseren Außendienst. Wir holen den Händler da ab, wo er sich gerade befindet. Er kann auch einfach anrufen und wir registrieren ihn. Der Händler muss nicht besonders online-affin sein, wir helfen gerne weiter.

Welche Produkte bietet Yareto - welche Features und Services?

S. Hölker: Wenn man den Point of Sale betrachtet, sind wir quasi ein Vollsortimenter. Das unterscheidet uns auch von der ein oder anderen Captive oder auch Non-Captive. Wir bieten einen linearen Kredit und die Ballonfinanzierung. Das in unterschiedlichsten Ausprägungen. Beim Leasing haben wir sowohl den Restwertvertrag als auch den Kilometervertrag im Portfolio. In diesem Jahr wollen wir den nächsten Schritt gehen und mit den ersten Leasinggesellschaften auch über das Privatkunden-Leasing sprechen. Darin steckt auch noch ein wahnsinniges Potenzial.

Bei den Versicherungsprodukten bieten wir aktuell drei Produkte an. Da wären der PremiumSchutz und der PremiumSchutzPlus. Eine Art Ratenabsicherung, die man einfach, aber auch umfangreicher gestalten kann. Letztere wird zu 90 Prozent ausgewählt. Das Besondere: Es ist keine Einmal-Prämie oder ein Vertrag, den man einmal schließt. Sondern man versichert jeden Monat seine Rate im Prinzip neu. Das bedeutet eine gewisse Freiheit und wird gerade gut angenommen, speziell jetzt in der Corona-Krise. Dadurch, dass der Betrag einzeln abgebucht wird, bleibt man außerdem transparent.

Dann haben wir noch PremiumGap, das ist eine Kaufpreisversicherung, die das Auto gegen Totalschaden etc. absichert. Auch diese ist monatlich kündbar.

Yareto bietet auch die Einkaufsfinanzierung – wie sieht diese im Detail aus?

S. Hölker: Heute vermitteln wir zum einen Kreditrahmen, zum anderen nicht-zweckgebundene, gewerbliche Kredite. Hinter letzterem steht unser Produkt Händlerkredit. Das kommt sehr gut an bei den Händlern. Wir arbeiten hier mit Partnern zusammen und haben im August letzten Jahres einen Piloten begonnen und jetzt in unsere Strecke aufgenommen. Was über unser Portal aktuell auch möglich ist: die Beantragung von KfW-Darlehen. Wir stellen fest, dass viele Händler hier bei ihren Hausbanken Probleme haben. Yareto bietet eine passende Alternative.

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