Von AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel
Das Jahr 2018 war ein Desaster für die Autobranche, besonders in Deutschland. Die Inhaftierung von Ex-Audi-Boss Rupert Stadler war dabei zweifellos der Tiefpunkt. Die verhängte Untersuchungshaft zeigt auch, dass die VW-Abgasaffäre noch längst nicht beendet ist. Die Mühlen der Justiz mahlen langsam aber verlässlich.
Letztlich hat sich die Industrie im vergangenen Jahr insgesamt schlecht verkauft, sei es, wenn es um das Verhalten beim Restwertverfall der Euro-5-Diesel geht, der Verweigerung, für eine Hardware-Nachrüstung zu sorgen, um Fahrverbote zu verhindern oder wenigstens etwas guten Willen zu zeigen. Dazu kommt die Fehleinschätzung des Zeit- und Arbeitsaufwands für das neue Zertifizierungsverfahren WLTP. Dass der Markt zum Jahresende abgestürzt ist, lässt sich ausschließlich darauf zurückführen. Die Kunden, sowohl privat wie geschäftlich, wollten ja Autos kaufen. Es gab nur keine.
Gleichzeitig gab es für Händler des Volkswagen-Konzerns und von BMW neue Verträge, deren Einführung mit reichlich negativen Schlagzeilen begleitet wurde. Auch wenn jetzt die meisten Partner unterschrieben haben, heißt das nicht, dass sich die Situation insgesamt entspannt hätte. Das belegen auch die aktuellen Ergebnisse des AUTOHAUS Panels vom Dezember. So bewerten die Hälfte der befragten Händler, dass die neuen Vertriebsverträge mehr Risiken als Chancen bieten würden. Hinsichtlich der Entwicklungen in 2019 wird nicht alles, was künftig zu erwarten ist, als negativ angesehen. 39 Prozent der Befragten sehen hinsichtlich der Digitalisierung eher eine Chance – für nur 13 Prozent ist dieses Thema ein Risiko. Das ändert sich allerdings bei der Bewertung der Elektromobilität. Davon ist beispielsweise ein Viertel nicht überzeugt.
Die Alarmglocken läuten, wenn der Händler zum Thema "Internetvertrieb von Neuwagen" angesprochen wird. Nur 26 Prozent sehen hier Potenzial für den Handel, während 37 Prozent dieses Thema als problematisch betrachten. Der Pessimismus ist bei der Bewertung der eigenen Zukunftsfähigkeit allerdings deutlich höher. So sind 60 Prozent der Panelteilnehmer der Meinung, dass das Geschäftsmodell Autohandel gefährdet ist. Dazu trägt sicher auch die Tatsache bei, dass 57 Prozent das Verhältnis zum Hersteller/Importeur als geschwächt bezeichnen. Das ist eben auch die Nebenwirkung der aktuellen Entwicklungen.
Rückläufige Rendite
Mit der Note 3,5 beurteil die Händler aktuell und durchschnittlich ihr Verhältnis zum Lieferanten. Das muss sich 2019 also unbedingt ändern. Nur motivierte Händler stellen die Kunden optimal zufrieden und sorgen für den notwendigen Vertriebsdruck. Klar, dass die negativen Entwicklungen marktrelevant sind und sich direkt auf das Ergebnis auswirken. So gehen die interviewten Händler davon aus, dass sich die Rendite im Vergleich zu 2017 um 0,5 Prozent verringern wird. Die Perspektiven für das neue Jahr sind nach Meinung der Befragten eher bescheiden. Einzig im Bereich Gebrauchtwagen gehen 28 Prozent von einer Verbesserung der Situation aus. Bei Neuwagen sind es nur 17 Prozent. Mehr als ein Drittel rechnet im Verkauf von neuen Autos mit einer Verschlechterung der aktuellen Situation. Insgesamt geht der Handel mit gedämpften Erwartungen ins neue Jahr.
AUTOHAUS next: pulsSchlag 12-2018
Der AUTOHAUS pulsSchlag ist Teil der Wissensplattform AUTOHAUS next. Mehr zum Top-Thema des Monats und zum aktuellen Neuwagen-, Gebrauchtwagen- und Aftersalesgeschäft der Branche finden Sie in der Ausgabe 12/2018. Das Stimmungsbarometer des deutschen Autohandels erscheint monatlich in Kooperation mit puls Marktforschung und Santander. Mehr zu den Bezugsmöglichkeiten erfahren Sie unter www.autohaus.de/pulsschlag
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