DDPA-Preisträger Glinicke Gruppe: Wer wagt, gewinnt

Die Digitalisierung ist im Automobilhandel angekommen. Doch werden diese neuen Systeme und Prozesse gerade erst ein Teil der DNS in den Autohäusern.An morgen gedachtWo andere Branchen ihren Kunden bereits ein voll digitales Erlebnis ermöglichen, muss die Automotivbranche gleich zwei Dinge erfüllen: sich digital zu transformieren und gleichzeitig herauszufinden, was am besten funktioniert und was nicht.Die Glinicke Gruppe hat die Zeichen der Zeit schon vor Jahren erkannt und sukzessive ihr digitales Angebot ausgebaut. Dabei wurden nicht nur neue Softwarelösungen eingeführt, sondern das gesamte Unternehmen durch Zukäufe, Erschließung neuer Geschäftsfelder und einer eigenen Entwicklungsabteilung für IT- und Digitalprojekte auf das Geschäft von morgen vorbereitet. Diese Anstrengungen wurden beim "Digital Dealer Performance Award" 2023, verliehen von AUTOHAUS und TÜV SÜD, mit Platz zwei belohnt.Säulen des ErfolgsWer bei der Digitalisierung vorne mitspielen möchte, muss zunächst investieren. Ohne die richtige Ausstattung, das Know-how und die Strategie, wohin die Reise gehen soll, könnten viele Digitalprojekte ins Leere laufen. Dazu gehört auch, Dinge auszuprobieren. "Wir haben 2017 damit angefangen, Autos komplett online zu verkaufen. Die Idee dahinter war, es einfach zu versuchen. Allerdings war der Markt damals noch nicht so weit. Dennoch konnten wir viel Erfahrung dabei sammeln. Denn in der Zukunft wird sich vieles online abspielen", erzählt Alexander Kropf, Leiter Marketing, Digitalisierung und PR bei Glinicke.Doch zur Digitalisierung gehört weit mehr als nur ein Onlineshop oder papierlose Prozesse. Sicherheit und Datenschutz spielen für ein großes Unternehmen eine ebenso wichtige Rolle, gerade im Hinblick auf Weiterentwicklungen wie künstliche Intelligenz (KI). "Kundendaten sind sehr sensibel und dürfen zum Beispiel nicht einfach bei einer KI hochgeladen werden. Deshalb ist Datenschutz für uns ein großes Thema, gerade auch bei Großkunden", erklärt Alexander Kropf.Dazu kommt der wichtige Faktor Mensch. Jedes Unternehmen muss seine Mitarbeiter auf die digitale Transformation einstimmen, sie begeistern und richtig mitnehmen. Bei Glinicke können sich die Mitarbeiter auf dem Glinicke Campus in unterschiedlicher Software schulen und weiterbilden lassen. Das gilt auch für Systeme, die sie nicht in ihrer täglichen Arbeit benötigen.Eigenes Know-howAuch die Kompetenzen komplett inhäusig zu halten, ist ein Teil des Erfolgsrezepts. "Wir betreuen unsere Website komplett selbst. In unserem G-Lab arbeiten wir an den Entwicklungen für die kommenden Jahre wie den E-Commerce. So haben wir ein komplettes eigenes Ökosystem geschaffen", betont Alexander Kropf.Auch das ständige Monitoring mit den entsprechenden Analysetools wie Sistrix ist eine Voraussetzung für den Erfolg. Zu wissen, wie die eigene Website performt und wie gut Google sie auslesen kann, um möglichste viele User auf die Seite zu bringen. Dafür hat Glinicke die Website sogar von Google Deutschland analysieren lassen.My-Glinicke-WeltDas gesamte Angebot möchte Glinicke in Zukunft in einem eigenen Kundenbereich anbieten. "Hinter einem Log-in hat der Kunde Zugriff auf unsere Produkte und Dienstleistungen. Er kann Servicetermine vereinbaren, Fahrzeuge und Teile online kaufen oder seine Räder einlagern. Zudem kann er seine Kundendaten einsehen und ändern, Rechnungen anfordern und vieles mehr", erklärt Alexander Kropf. Dazu soll dadurch auch ein verbessertes Cross-Selling möglich sein. Immerhin hat Gruppe vor wenigen Jahren mit dem AHW-Shop Europas größten Onlineshop für Original-Ersatzteile übernommen.Dabei spielt auch die Fahrzeugsuche eine besondere Rolle. Dank einer eigens entwickelten Schnittstelle können Verkaufsaktionen der Hersteller in Echtzeit auf der Unternehmenswebsite abgebildet werden.Neues Portal für MitarbeiterDas Glinicke-Marketing-Portal vernetzt alle Mitarbeiter der Gruppe und das markenübergreifend. Die einzelnen Standorte können hier zum Beispiel schnell Informationen wie die Öffnungszeiten ändern oder Mitarbeiter anlegen, die neu ins Unternehmen gekommen sind. Herzstück ist laut Alexander Kropf jedoch die Funktion, mit der in wenigen Minuten ein Fahrzeug jeder Marke mit sämtlichen Informationen im Bestand angelegt werden kann. Die Mitarbeiter füllen das Onlineformular aus und können noch Fotos sowie weitere Dokumente anhängen. Bevor das Angebot live geht, wird es noch mal von einem zweiten Mitarbeiter geprüft.Sämtliche laufenden Angebote sind für die Kollegen im Dashboard einsehbar. Mit Hilfe eines Ticketsystems werden alle Vorgänge entsprechend dokumentiert. "Das ist bei einer Gruppe mit insgesamt 17 Marken und rund 1.700 Mitarbeitern in jedem Fall wichtig, um den Überblick zu behalten", meint Alexander Kropf.Mehr Hand in HandAuffällig für Alexander Kropf ist, dass aktuell immer mehr Händler in den Dialog miteinander gehen. "Früher hatten wir zwischen den Händlern eine stärkere Wettbewerbssituation. Heute lässt sich beobachten, dass es mehr Eigenengagement gibt und die Händler sich offener darüber austauschen", so Kropf. Dass man digitale Eigenentwicklungen mit anderen Händlern teilt, könne man sich bei Glinicke durchaus vorstellen. Aktuell bereitet die Gruppe einen eigenen Onlineshop für Fahrzeuge auf Shopware-Basis vor. "Wir haben über ein Jahr an der Fahrzeugsuche programmiert. Auch wenn sie sich optisch nur wenig verändern wird: Dahinter steckt nun die Software einer vollumfänglichen E-Commerce-Lösung.Auch KI wird in Zukunft im Handel eine Rolle spielen. Da ist sich Alexander Kropf sicher. "Wir testen und entwickeln in dem Bereich bereits intensiv. Aktuell setzen wir KI für das Erstellen von Fahrzeugbeschreibungen ein. Aber auch im Bereich Bilderstellung sehen wir großes Potenzial für die neue Technik", meint Alexander Kropf.Ausprobieren gehört dazuDabei gilt für Kropf und sein Team stets das Prinzip "trial and error". Zur Digitalisierung gehört eben auch, Neues zu versuchen und gegebenenfalls wieder zurückzufahren, wenn die Zeit noch nicht reif dafür ist. Glinicke besitzt als Händler zwar die Manpower und die finanziellen Möglichkeiten für eine digitale Transformation. Doch frische Ideen und den Mut, sie auch in die Tat umzusetzen, kann man nicht kaufen. Hier kann der Handel noch viel von Unternehmen wie Glinicke lernen. Denn nur, wer die Digitalisierung auch richtig zu nutzen weiß, wird am Ende von ihr profitieren.Die TOP 20 BEIM DDPA 2023

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