Ausgabe 07/2011: Weniger für mehr

KurzfassungEin City Car unterhalb des Fabia sowie ein Kompaktfahrzeug zwischen Fabia und Octavia sollen in den nächsten Jahren neue Kundengruppen für Skoda erschließen. Weitere neue Produkte sollen folgen.Mit einem neuen Markenauftritt, der die Baukosten um 20 Prozent und auch die operativen Kosten verringern soll, sollen die Kunden das Fabrikat auch neu erleben. Neue Angebote mit Servicebindung sollen für zusätzliche und stabile Umsätze in den Auto-häusern sorgen.Weniger für mehrSkoda E Mit neuen Produkten und neuer CI will die tschechische Marke bis 2018 stark wachsen. Ein Interview mit Jürgen Stackmann. Von doris PlateBis 2018 will Skoda seine Verkäufe weltweit auf mindestens 1,5 Millionen Einheiten verdoppeln. Wie das gehen soll, erläutert Jürgen Stackmann, der seit 1. September 2010 Vertriebs- und Marketing-Vorstand bei der tschechischen Volkswagen-Tochter ist. AH: Herr Stackmann, welche Rolle spielt der deutsche Markt in der Skoda-Wachstumsstrategie?J. Stackmann: Er ist einer der Schlüsselmärkte der Marke. Natürlich hat der deutsche Markt eine andere Dynamik als die sog. RIC-Märkte (Russland, Indien, China): Er ist gesättigt, deswegen geht es hier um Verdrängung. Wir haben in den letzten 20 Jahren in Deutschland aber große Schritte nach vorne gemacht und jetzt 4,5 Prozent Marktanteil. Wir glauben, dass wir mit unserem Produktprogramm und unserem Markenversprechen auch noch weiter wachsen können. Aber das muss organisch erarbeitet werden, wir werden keinen Marktanteil kaufen. AH: Mit welchen Produkten soll dieses Wachstum in Deutschland erreicht werden?J. Stackmann: In ganz Westeuropa gibt es einen Trend zum Downsizing. Deswegen werden wir 2012 in Deutschland ein City Car unterhalb vom Fabia einführen. Davon versprechen wir uns Zugang zu neuen Kundengruppen: mehr Frauen und auch jüngere Kunden. Aber auch die sog. „Empty Nester“ sollen für das Fahrzeug begeistert werden. Das zweite Fahrzeug, das wir bringen werden, ist zwischen Fabia und Octavia angesiedelt. Mit solchen Zwischengrößen ist die Marke Skoda in der Vergangenheit erfolgreich geworden: große Raumökonomie, viel Platz zu einem attraktiven Preis. Dazu können wir dann im zweiten Halbjahr dieses Jahres mehr sagen. Das ist der Beginn unserer Produktoffensive. Wir werden unser Portfolio in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Neues Corporate DesignAH: Was hat das mit dem Fahrzeug, das Sie in Genf gezeigt haben, zu tun?J. Stackmann: Das Genfer Fahrzeug zeigt den Skoda Design-Weg der Zukunft: Gesicht, Seitenlinie, die präzise Verarbeitung werden Sie überall wiedererkennen, aber wir werden kein Sportcoupé bauen. AH: Grundsätzlich begrüßen die Händler das neue Corporate Design, das in Prag vorgestellt wurde (siehe S. 24). Wie soll es in Deutschland umgesetzt werden und welche Kosten werden in diesem Zusammenhang auf die Händler zukommen?J. Stackmann: Wir haben nur unsere erste Vision von einem zukünftigen Handelsplatz vorgestellt. Das war nicht der finale Status. Wir wollen das im Detail mit unseren Partnern gemeinsam entwickeln. Wir haben 1.800 Feedbacks von unseren Handelspartnern bekommen, die wir jetzt durcharbeiten. Bis zur Mitte des dritten Quartals werden wir gemeinsam mit dem Handel in mehreren Arbeitsgruppen festlegen, wie wir uns am Point of Sale weiterentwickeln wollen.Es geht uns nicht nur um die baulichen Veränderungen, sondern es geht gleichzeitig um effizientere Prozesse: Wir wollen noch näher am Kunden sein. Wir wollen eine engere Zusammenarbeit von Verkauf und Service und wir wollen die Begrüßung des Kunden im Schauraum so umgestalten, dass wir für ihn ein persönliches Erlebnis schaffen. Wenn wir das im dritten Quartal festgelegt haben, können wir ab dem vierten Quartal weltweit in mehreren Stufen in die Umsetzung gehen. Zunächst werden wir das neue Markenerlebnis bei allen Neuinvestitionen umsetzen, das heißt vorrangig auch in den Märkten, in denen wir derzeit stark wachsen. Nach und nach werden dann die anderen Märkte folgen. Wie wir dann in Deutschland konkret vorgehen, werden wir mit den Händlern festlegen. In den meisten Fällen können wir sicher den vorhandenen Baubestand übernehmen. Dafür sehen wir ein modulares System für die Neugestaltung vor. Aber es wird sicherlich auch Partner geben, die stärker investieren müssen. Wichtigstes Ziel ist, die Bau- und Betriebskosten zu senken. Da sind bis zu 20 Prozent drin. Investitionen schützenAH: Geht der neue optische Auftritt mit einer Erhöhung der Standards einher? J. Stackmann: Wir wollen ein prägnantes Skoda Markenerlebnis. Das gilt für bestimmte Kernelemente der Markendarstellung und für die Prozesse. In der Umsetzung werden wir aber wie immer pragmatisch vorgehen und versuchen, die bereits getätigten Investitionen zu schützen. AH: Wird Skoda die Händlerverträge kündigen, um diese Erhöhung im Netz durchsetzen zu können?J. Stackmann: Das wollen wir wenn möglich natürlich vermeiden. Wir leben von der Partnerschaft mit unseren Händlern. AH: Derzeit hat Skoda in Deutschland 570 Handelspartner. Wie sieht das Händlernetz der Zukunft aus?J. Stackmann: Es gibt noch einige Lücken zu schließen. Wir wollen mit ca. 600 Betrieben, die sowohl Verkauf als auch Service bieten, den Markt in Deutschland bestreiten. Herausforderungen in diesem Netz liegen in der Professionalisierung in der Gewerbe- und Flottenkundenbetreuung. In ländlichen Gebieten müssen wir auch mit den Partnern über regionale Verbünde sprechen. Es geht darum, Kostenoptimierung für Lagerhaltung und für Vorführwagen zu erreichen. Es wird aber wohl zu keinen radikalen Umbrüchen kommen. AH: Die Re-Importe machen den deutschen Händlern derzeit wieder mehr zu schaffen. Die Preisunterschiede werden wieder größer. Welche Strategie hat Skoda bei diesem Thema?J. Stackmann: Wir beobachten das genau und wir werden alles legal Machbare tun, um das einzudämmen. Mit einem Teil davon werden wir aber auch zukünftig leben müssen. Dafür sorgt die europäische Gesetzgebung. Im Markenvergleich haben wir aber eher weniger Probleme als andere.Simply cleverAH: Die Einordnung der Marke im Volkswagen Konzern sorgt immer wieder für Diskussionen. Wie sehen Sie die Rolle von Skoda im VW-Konzern in zehn Jahren?J. Stackmann: Wir werden auch in zehn Jahren die gleiche Rolle spielen wie heute. Die Marke Skoda ist parallel zur Marke Volkswagen gewachsen. Skodas Auftrag ist, das Marktsegment unterhalb der Marke Volkswagen zu bedienen. Wir verhindern damit Abwanderung aus Konzernmarken Richtung Fremdmarken. Wir werden uns weiterhin darauf konzentrieren, unsere Fahrzeuge mit allem auszustatten, was der Kunde im Alltag braucht, getreu unserem Motto „Simply clever“. Wir werden keine Marke sein, die innoviert. AH: Bei bestimmten Modellen gibt es derzeit lange Lieferzeiten. Was tut Skoda, um hier Abhilfe zu schaffen?J. Stackmann: Wir arbeiten in allen Werken unter Volllast. Die Schichtmodelle sind schon ziemlich ausgereizt. Insgesamt arbeiten wir daher in unseren Werken an einer Erhöhung unserer Produktion. Ab dem zweiten Halbjahr wird es deswegen aller Voraussicht nach eine Entspannung geben. Ich glaube aber, dass wir in der nächsten Zeit wegen der nach wie vor hohen Nachfrage längere Lieferfristen als gewohnt in Kauf nehmen müssen. AH: Bei Ford haben Sie die Flatrate eingeführt und so Markengeschichte geschrieben. Was haben Sie für Skoda im Köcher?J. Stackmann: Ich glaube an die langfristige Wirkung von Servicebindung an die Betriebe. Wir haben deswegen eine engere Zusammenarbeit mit VW Financial Services beschlossen. Ab Ende März werden wir einen Key Accounter in Mlada Boleslaw haben, der mit uns gemeinsam maßgeschneiderte Skoda-Angebote entwickeln wird. Auch im Marketing werden wir neue Wege gehen im Bereich Online und CRM.AH: Herr Stackmann, vielen Dank für das Gespräch!Handel

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