AUTOHAUS: Es war der 14. März 2023, als sie mit ihrer Ankündigung für das ZDK-Präsidentenamt zu kandidieren für eine Aufbruchstimmung in der Autobranche sorgten. Was hat Sie zu diesem Entschluss bewogen?
Burkhard Weller: Ich bin ein politischer Mensch, habe mich aber bisher politisch wenig in unsere Branche eingebracht. Auslöser jetzt waren die Klimakleber und Farbsprüher und das politische Gehör, der politische Gehorsam, den diese Rechtsbrecherinnen und Rechtsbrecher bekommen. Hier geht’s nicht um CO2-Einsparungen, hier geht’s um die mittelfristige Verhinderung des Individualverkehrs, sprich der Lebensgrundlage unserer Branche. Zusätzlich hörte ich, dass sich Thomas Peckruhn, dem ich politisches Gehör zutraue, sich von der Kandidatur zurückzieht, weil Arne Joswig dafür "ausgemacht" wurde. Da habe ich meinen Hut in den Ring geworfen.
AH: Wie waren nun Ihre Überlegungen und Aktivitäten gesetzt, um im ZDK-Acker Stimmen zu sammeln?
B. Weller: Ich bin auf Wahlkampftour gegangen, in Teams-Besprechungen, war live in Esslingen, Dresden, in Berlin bei einer ZDK-Vorstandsitzung und in einigen Telefonaten habe ich meine Ziele, meinen Veränderungswillen mit mehr politischer Ausrichtung und deutlich mehr Öffentlichkeit für unser Auto-Gewerbe versucht deutlich zu machen.
AH: Bei welchen Landesverbänden wurden sie zur persönlichen Präsentation eingeladen?
B. Weller: Persönlich zum Sommerempfang des Landesverbands Sachsen und eben zu einer kurzen Vorstellung – rund 15 Minuten – auf einer Vorstandssitzung des ZDK in Berlin. Per Teams in Baden-Württemberg und in NRW. Per Telefon in Bayern.
AH: Der ZDK hat Sie zu einer persönlichen Vorstellung in einer Vorstandssitzung nach Berlin eingeladen? Welchen Eindruck nahmen Sie von dieser Präsentation mit?
B. Weller: Die Einladung kam über ZDK-Präsident Jürgen Karpinski und ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Kurt-Christian Scheel. Außer der etwas gehetzten Zeit habe ich aus der Runde einen interessierten, aber auch durch meine kurzfristige Entscheidung, irritierten Eindruck mitgenommen. Denn wie bekannt, es gab noch nie eine Wahl zwischen zwei Kandidaten beim ZDK. Und "eigentlich" war doch alles bereits ausgemachte Sache.
AH: Nachdem laut Stimmenschlüssel für das Präsidentenamt den Kfz-Landesverbänden und dort NRW, Bayern und Baden-Württemberg eine große Dominanz zufällt, war darin sicher eine besondere Hürde zu nehmen, zumal diese drei Landesverbände mit gezielten Vorababsprachen ins Feld zogen?
B. Weller: Ich wiederhole mich da. Ja, es gibt traditionell diese Wahlabsprachen – und da ist eine dreimonatige Wahleinbringung natürlich sportlich.
AH: Wie gestaltete sich für Sie der große Wahltag am 14. Juni 2023 in Regensburg?
B. Weller: Es gab einen netten Vorabend auf Einladung des bayrischen Landesverbands durch deren Präsidenten Albert Vetterl. Die Atmosphäre war überwiegend gelöst, bis auf einige Nichtgrüßer und Weggucker. Gefreut habe ich mich über das lockere Wiedersehen mit Ex-Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk. Bekannterweise waren wir nicht die besten Freunde, aber in der Sache immer fair.
AH: Spiegelt aus Ihrer Sicht die Wahlordnung mit ihrer Gewichtung das Kfz-Gewerbe wider?
B. Weller: Vorab, ich bin bei einer demokratischen Wahl unterlegen. Das respektiere ich selbstverständlich. Dennoch sollte man die Gewichtung der Wahlstimmen einmal analysieren und reformieren. Den Handel sehe ich darin mit seiner Gewichtung deutlich unterrepräsentiert.
Burkhard Weller im AUTOHAUS-Podcast
AH: Sie haben in Regensburg eine brillante Rede gehalten. Worin lagen die inhaltlichen Schwerpunkte?
B. Weller: Ich darf ihnen diese in Thesenform übergeben. (Anm. d. Red.: siehe separater Kasten)
AH: Worauf sollte aus Ihrer Sicht der ZDK für die Zukunft seine besonderen Aktivitäten richten?
B. Weller: Ich bin durch und durch Optimist, aber was die Politik durch Inaktivität , die "Straßenkämpfer" mit politisch ideologischer Unterstützung gerade vorleben, ist die massive Einschränkung unseres Individualverkehrs, unseres Wohlstandes und die Grundlage unseres Geschäftes. Wir müssen dringendst im Schulterschluss mit dem VDA diese Entwicklung stoppen. Es gibt auch keinen Grund, außer einer Neiddebatte, denn der Straßenverkehr sollte von 2005 bis 2020 mindestens 21 Prozent CO2 einsparen, hat aber in dieser Zeit 51 Prozent eingespart.