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Burkhard Weller: "Ich bin durch und durch Optimist"

19.06.2023 14:36 Uhr | Lesezeit: 5 min
Burkhard Weller im AUTOHAUS-Interview
Burkhard Weller in der Firmenzentrale der Wellergruppe in Berlin
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Die ZDK-Präsidenten-Neuwahl ist gelaufen. Burkhard Weller ging als zweiter Sieger hervor. AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat sprach mit ihm über die Vorlaufzeit bis zum Ergebnis am 14. Juni 2023.

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AUTOHAUS: Es war der 14. März 2023, als sie mit ihrer Ankündigung für das ZDK-Präsidentenamt zu kandidieren für eine Aufbruchstimmung in der Autobranche sorgten. Was hat Sie zu diesem Entschluss bewogen?

Burkhard Weller: Ich bin ein politischer Mensch, habe mich aber bisher politisch wenig in unsere Branche eingebracht. Auslöser jetzt waren die Klimakleber und Farbsprüher und das politische Gehör, der politische Gehorsam, den diese Rechtsbrecherinnen und Rechtsbrecher bekommen. Hier geht’s nicht um CO2-Einsparungen, hier geht’s um die mittelfristige Verhinderung des Individualverkehrs, sprich der Lebensgrundlage unserer Branche. Zusätzlich hörte ich, dass sich Thomas Peckruhn, dem ich politisches Gehör zutraue, sich von der Kandidatur zurückzieht, weil Arne Joswig dafür "ausgemacht" wurde. Da habe ich meinen Hut in den Ring geworfen.

AH: Wie waren nun Ihre Überlegungen und Aktivitäten gesetzt, um im ZDK-Acker Stimmen zu sammeln?

B. Weller: Ich bin auf Wahlkampftour gegangen, in Teams-Besprechungen, war live in Esslingen, Dresden, in Berlin bei einer ZDK-Vorstandsitzung und in einigen Telefonaten habe ich meine Ziele, meinen Veränderungswillen mit mehr politischer Ausrichtung und deutlich mehr Öffentlichkeit für unser Auto-Gewerbe versucht deutlich zu machen.

AH: Bei welchen Landesverbänden wurden sie zur persönlichen Präsentation eingeladen?

B. Weller: Persönlich zum Sommerempfang des Landesverbands Sachsen und eben zu einer kurzen Vorstellung – rund 15 Minuten – auf einer Vorstandssitzung des ZDK in Berlin. Per Teams in Baden-Württemberg und in NRW. Per Telefon in Bayern.

Sommerempfang 2023 des Kfz-Gewerbes Sachsen
Der alte und neue ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn (re,), Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der "Größte" ist Burkhard Weller, VDA-Präsidentin Hildegard Müller und ZDK-Vorstandsmitglied und BFC-Vorstandsvorsitzender Helmut Peter.
© Foto: Kfz-Gewerbe Sachsen

AH: Der ZDK hat Sie zu einer persönlichen Vorstellung in einer Vorstandssitzung nach Berlin eingeladen? Welchen Eindruck nahmen Sie von dieser Präsentation mit?

B. Weller: Die Einladung kam über ZDK-Präsident Jürgen Karpinski und ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Kurt-Christian Scheel. Außer der etwas gehetzten Zeit habe ich aus der Runde einen interessierten, aber auch durch meine kurzfristige Entscheidung, irritierten Eindruck mitgenommen. Denn wie bekannt, es gab noch nie eine Wahl zwischen zwei Kandidaten beim ZDK. Und "eigentlich" war doch alles bereits ausgemachte Sache.

AH: Nachdem laut Stimmenschlüssel für das Präsidentenamt den Kfz-Landesverbänden und dort NRW, Bayern und Baden-Württemberg eine große Dominanz zufällt, war darin sicher eine besondere Hürde zu nehmen, zumal diese drei Landesverbände mit gezielten Vorababsprachen ins Feld zogen?

B. Weller: Ich wiederhole mich da. Ja, es gibt traditionell diese Wahlabsprachen – und da ist eine dreimonatige Wahleinbringung natürlich sportlich.

AH: Wie gestaltete sich für Sie der große Wahltag am 14. Juni 2023 in Regensburg?

B. Weller: Es gab einen netten Vorabend auf Einladung des bayrischen Landesverbands durch deren Präsidenten Albert Vetterl. Die Atmosphäre war überwiegend gelöst, bis auf einige Nichtgrüßer und Weggucker. Gefreut habe ich mich über das lockere Wiedersehen mit Ex-Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk. Bekannterweise waren wir nicht die besten Freunde, aber in der Sache immer fair.

AH: Spiegelt aus Ihrer Sicht die Wahlordnung mit ihrer Gewichtung das Kfz-Gewerbe wider?

B. Weller: Vorab, ich bin bei einer demokratischen Wahl unterlegen. Das respektiere ich selbstverständlich. Dennoch sollte man die Gewichtung der Wahlstimmen einmal analysieren und reformieren. Den Handel sehe ich darin mit seiner Gewichtung deutlich unterrepräsentiert.

Burkhard Weller im AUTOHAUS-Podcast

AH:  Sie haben in Regensburg eine brillante Rede gehalten. Worin lagen die inhaltlichen Schwerpunkte?

B. Weller: Ich darf ihnen diese in Thesenform übergeben. (Anm. d. Red.: siehe separater Kasten)

AH: Worauf sollte aus Ihrer Sicht der ZDK für die Zukunft seine besonderen Aktivitäten richten?

B. Weller: Ich bin durch und durch Optimist, aber was die Politik durch Inaktivität , die "Straßenkämpfer" mit politisch ideologischer Unterstützung gerade vorleben, ist die massive Einschränkung unseres Individualverkehrs, unseres Wohlstandes und die Grundlage unseres Geschäftes. Wir müssen dringendst im Schulterschluss mit dem VDA diese Entwicklung stoppen. Es gibt auch keinen Grund, außer einer Neiddebatte, denn der Straßenverkehr sollte von 2005 bis 2020 mindestens 21 Prozent CO2 einsparen, hat aber in dieser Zeit 51 Prozent eingespart.


Rede von Burkhard Weller am 14. Juni 2023 in Thesen - Warum stelle ich mich zur ZDK-Präsidentenwahl ?

  • Ich möchte unsere Branche sichtbarer machen. Mehr als 24.000 Werkstätten und "noch" über 16.000 Autohäuser mit Werkstatt arbeiten mit fast 400.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon über 90.000 Azubis für unsere Verkehrssicherheit.
  • Ist das genug bekannt im Land? Bei den Verbrauchern und den politischen Entscheidern?
  • Kennen Politik, Verbraucher und unsere Mitglieder hinreichend den Einsatz der Auto-Innungen, der Landesverbände, des ZDK für die umweltverträgliche Mobilität?
  • Ich möchte den Individualverkehr aus der Schmuddelecke (Dieselskandal) holen und auf die Notwendigkeit der individuellen Mobilität setzen.
  • WIR, die Autohäuser und Werkstätten haben nicht betrogen – der VDA vertritt die Industrie.
  • Aber wenn etwas von der einschlägigen Presse oder einschlägigen Sendern zum Auto, zum Verkehr gefragt wird, dann stehen der VDA/die Hersteller zur Stelle. Und das mit ihrem angekratzten Image. In der politischen Kaste finden sie aber weniger Gehör.
  • Das ist unsere Chance, dort rein zu grätschen. Sogar Hildegard Müller, VDA-Präsidentin, sagte mir auf dem Kfz-Sommergipfel letzte Woche in Dresden, sie wünsche sich mehr Schulterschluss mit dem ZDK!
  • Ich stehe für eine positive Stimmung für den Individualverkehr. Hier geht es um unsere Zukunft, unseren Wohlstand, um hunderttausende Arbeitsplätze.
  • Es geht auch um unsere Arbeit, unsere Existenz.
  • Berlin Mitte ist nicht Deutschland… Aber dort wird die autofeindliche Politik gezielt gemacht.
  • Wir müssen noch lauter E-Fuels fordern, denn 50 Millionen Pkw werden morgen nicht elektrisch auf deutschen Straßen fahren.
  • 1,4 Milliarden Autos weltweit schon gar nicht.
  • Die E-Fuel-Verhinderer sind in Wahrheit die Individualverkehrsfeinde!
  • Wir müssen mit den Herstellern um jede noch so kleine "Over the Air"-Reparatur kämpfen. Das E-Auto nimmt uns 40 bis 70 Prozent Reparaturaufkommen. Da brauchen wir den kreativen Schulterschluss mit den Herstellern.
  • Und ja, wir brauchen die Freien Werkstätten für die rollenden 30 Millionen Pkw, die älter als sechs Jahre sind. Denn die kommen, spätestens nach Halterwechsel ,nicht mehr in die Markenwerkstatt.
  • Ich stehe für noch schnellere Digitalisierung, für Datentausch MIT den Herstellern, um die Daten gemeinsam zu nutzen, um gemeinsam den Kundenutzen mehren.
  • Unsere Branche kann online!
  • Wir müssen den Herstellern voraus sein, ob Teile, Autos oder Service, egal was, es muss von uns kommen!
  • Und ja ich stehe für Berlin – wie die meisten hier– aber wir müssen auch in Brüssel präsenter sein. Auch da wird wesentliche politische Meinung geformt. Und der ZDK ist EUs größter Mobilitätsverband.
  • Ich meine auch unser Neujahrsempfang muss DER Branchengipfel werden. Zwei- bis dreitausend Teilnehmer/innen aus Politik, Herstellern, Handel, Werkstätten und Presse müssen die Jahresperspektiven prägen.
  • Wir müssen neben der Fachpresse sichtbar in AutoBild, Handelsblatt, auto motor sport, WELT, WirtschaftsWoche usw. werden.
  • Ich würde gerne mit den Innungen, den Landesverbänden und dem ZDK eine neue Zeit beginnen, gemeinsam einen neuen Aufbruch in Bewegung setzen, mit umweltverträglichem Individualverkehr, mit mehr Frauen, aktivem Nachwuchs und einer mentalen Öffnung unserer Branche.
  • Darum bitte ich um Ihre Stimme, um genau diese Dinge – neben vielen anderen – anzusprechen, sie mit ihnen ins rechte Licht zu rücken.
  • Ich möchte dass WIR weiter stolz auf unsere Branche sein können und nicht hinter Klimaklebern und grünen Ideologen untergehen. DANKE!


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