Praxistag Prozesse: Weil automatisch einfacher ist

Bereits zum 5. Mal fand der Autohaus Praxistag Prozesse 4.0 statt. In Bad Vilbel stellten Händler Tipps und Ideen vor, mit denen sich der Autohaus-Alltag automatisieren und digitalisieren lässt. Ziel dabei soll sein, die Kosten spürbar zu senken und so den Mitarbeitern mehr Zeit und Motivation für ihr eigentliches Tagesgeschäft zu ermöglichen. Durch die Veranstaltung führte Jörg von Steinaecker, Inhaber von Steinaecker Consulting. In seinem Eröffnungsvortrag ging von Steinaecker auch gleich auf die Möglichkeiten zur Skalierung des Geschäftsmodells ein. Dafür gilt es, die beeinflussbaren Kosten im Autohaus zu identifizieren. Grundvoraussetzung ist die Automatisierung von Prozessen. Sei es im Service mit einem eigenen Kundenportal auf der Händlerwebsite, aber auch durch technische Features wie die Nutzung von Foto-Apps, ein Omnichannel-fähiges Lead Management System, eine entsprechende Middleware, um Schnittstellen zu nutzen, bis hin zur Robotic Process Automation (RPA), bei der Software-Roboter repetitive und zeitaufwändige Aufgaben wie beispielsweise den Datentransfer von PDF in Excel und anschließend ins DMS übernehmen. Mehr Roboter, weniger Papier Fiona Eidenmüller, als Teil der Geschäftsleitung der Auto-Scholz-Gruppe für Digital Strategy & Change Management verantwortlich, zeigte, wie der Mercedes-Händler sein Gebrauchtwagengeschäft mittels einer digitalen Gebrauchtwagenakte auf komplett papierlose Prozesse umgestellt hat. Dadurch wurde eine deutliche Zeitersparnis erreicht, die Arbeitsschritte nachvollziehbar und transparent und das Team spürbar entlastet. Gleichzeitig wurden aber auch die Kundenerwartungen erfüllt, die durch den E-Commerce auch Prozesse wie die digitale Unterschrift und Bezahlung inzwischen erwarten. Softwareroboter kommen bereits bei den Mercedes-Händlern Herbrand, Kunzmann und Beresa zum Einsatz. Servicebereiter verbringen nicht mehr Zeit damit, Aufträge vorzuschreiben, sondern können direkt auf die Daten zugreifen, wenn der Kunde ins Autohaus kommt. Dies ermöglicht der Dienstleister Star Cooperation mit seinen RPA. Dabei werden verschiedene Systeme, die nicht über Schnittstellen verfügen, vernetzt. Dafür müssen im ersten Schritt jedoch die Prozesse analysiert werden, um eine Art Standard-Leistungskatalog zu erstellen. Eine solche Vorplanung und Vereinheitlichung ist enorm wichtig, denn diese benötigen die Bots, um später standardisierte Aufträge zu schreiben. Gleichzeitig muss aber auch die Korrektheit des automatisch erstellten Auftrags gewährleistet sein, damit diesen kein menschlicher Mitarbeiter mehr kontrollieren muss. Enorme Zeitersparnis Mit dem digitalen Sofortgutachten will TÜV Nord den Händlern bei den Werkstattprozessen unter die Arme greifen. Das zeigten Thorsten Schreiber, Geschäftsführer TÜV Nord Sofortgutachten, und Timo Klaiber, Geschäftsführer von Klaiber Automobile Öhringen in ihrem Vortrag. Dank hochauflösendem Videostream können Gutachten mittels mobilem oder stationärem Endgerät durchgeführt werden, ohne dass der Gutachter in den Betrieb kommen muss. Durch das Remox-System von TÜV Nord muss dafür keine zusätzliche App installiert werden. Über Remox können Sender und Empfänger auch miteinander via Chat, Audiokanal oder Videotelefonie kommunizieren. Für Timo Klaiber eine ideale Lösung, da die Gutachten so über große Distanzen, schnell und ohne zusätzlichen technischen Aufwand durchgeführt werden können. Oft sind es die kleinen Lösungen, die am Ende einen großen Effekt erzielen. So auch im Autohaus Timmer. Dessen Geschäftsführer Johannes Timmer hat mit seinem Programmierer Jan Wilske verschiedene Lösungen aufgezeigt, wie digitalisierte Prozesse im Unternehmensalltag unnötige Arbeitsstunden eingespart haben. Eine davon ist die Steuerung digitaler Plakate und Beschilderungen per App. Während früher an jedem Standort von einem Mitarbeiter eine Dia-Show an einem Rechner gestartet werden musste, kommt nun eine App zum Einsatz, die von der Marketingabteilung überwacht wird. Die Mitarbeiter müssen am jeweiligen Standort nur noch die App starten. Laut Johannes Timmer spart dies rund 2,5 Arbeitsstunden pro Monat ein. Zusammen mit anderen digitalen Lösungen summiert sich das zu einer spürbaren Zeitersparnis für den Händler. Kunde im Mittelpunkt Klein, aber oho - das trifft am besten auf das Autozentrum Ries zu. Dessen Geschäftsführer Horst-Dieter Ries unterstrich eindrucksvoll, wie man mit digitalen Prozessen das Potenzial im Unternehmen voll ausnutzen kann. Grundvoraussetzung ist unter anderem eine hohe Leadqualität, die einen 360-Grad-Blick auf den Kunden ermöglicht. So können Mitarbeiter am Empfang bereits die meisten Anliegen der Kunden bearbeiten und Kollegen im Service und Verkauf entlasten. Gleichzeitig können durch das aktive Bestandskundenmanagement zukünftige Entscheidungen der Kunden besser vorausgesehen und dem Kunden Empfehlungen für das nächste Leasing oder den Kauf an die Hand gegeben werden. Bei der Autohaus Hackerott Gruppe steht der Kunde im Mittelpunkt. Das besonders im digitalen Bereich bestens aufgestellte Unternehmen hat alle Prozesse und Aktivitäten so gestaltet, dass sie sich an den Kundenbedürfnissen orientieren. Das zeigte Geschäftsführer Christian Hackerott in seinem Vortrag. Dazu gehören Services wie der Self Check-In bei Werkstatttermin, Virtual Reality und eine eigene App, die das Autohaus als zentrale Anlaufstelle für das Thema Mobilität in den Fokus rückt. Auch die Verwaltung von Kundenbewertungen auf Google und anderen Plattformen sind für Hackerott eine wichtige Säule der digitalen Strategie. Neue (digitale) Wege Mit dem Margenoptimierer Carobserver verbindet das Autohaus Scholz eine lange Erfolgsgeschichte. Der Dienstleister berät Händler bei der Optimierung von Margen und Stabilisierung von Restwerten. Darüber berichteten Andreas Götz, Geschäftsund Verkaufsleitung Pkw bei Auto-Scholz, und CarObserver-Geschäftsführer Thomas Stenzel. Um fundierte strategische Verkaufs- und Bestandsentscheidungen müsse man laut Götz und Stenzel vor allem die Ausgangslage und aktuellen Entscheidungsprozesse durchleuchten. Mit Carobserver ließen sich dann die Chancen für die strategische Ausrichtung des Unternehmens verwirklichen. Abschließend zeigten Marc Berger, Executive Board Advisor Autoproff Deutschland, und Key-Account Manager Thomas von Estorff, wie sich mit Autoproff digitale B2B-Auktionen effizient in der Praxis abwickeln lassen. Hier können Händler neben den heimischen auch neue Märkte erschließen, denn die Fahrzeuge können bei dem Auktionsportal online europaweit ver- und ersteigert werden. Da die Preise sich am jeweiligen Markt orientieren, bietet Autoproff sogar eine Preisgarantie für den Verkäufer an.

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