Die deutsche Industrie blickt mit Sorgen auf eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus. "Flächendeckende Zölle von zehn oder gar 20 Prozent auf alle Importe und von 60 Prozent auf Einfuhren aus China würden nicht nur Deutschland und der EU, sondern auch der US-Wirtschaft massiv schaden", teilte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mit.
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"Die Welt braucht weniger und nicht mehr Handelsbeschränkungen", hob auch der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Dirk Jandura, hervor. "Ein amerikanischer Präsident kann und darf nie nur und ausschließlich 'America first' sein." Die USA seien Deutschlands wichtigster Handelspartner und wichtigster Verbündeter in einer Zeit globaler Umbrüche. "Wir setzen auf eine Fortsetzung der traditionell guten transatlantischen Beziehungen."
Ökonomen befürchten Eskalation und weniger Wachstum
Ökonomen rechnen damit, dass Trump im nächsten Jahr zunächst nur selektive, schlagzeilenträchtige Zölle verhängen und weitere Maßnahmen androhen könnte. "Für sich genommen könnte eine solche Eskalation der Handelsspannungen dazu führen, dass wir unsere Wachstumsprognose für 2025 für Deutschland (derzeit 0,5 Prozent) um etwa 0,2 Prozentpunkte und unsere Prognosen für andere europäische Länder um etwa 0,1 Prozentpunkte senken", teilten die Volkswirte der Berenberg-Bank mit. Würden die USA tatsächlich einen Zoll von zehn Prozent auf alle Importe aus Europa erheben, könnte der Schaden demnach noch größer ausfallen.
Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, erklärte: "Die Zölle verteuern nicht nur deutsche Waren in den USA, sondern dürften auch zu Gegenzöllen der EU führen, was den Außenhandel weiter belasten würde." Nach Ansicht des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft ist das "Worst-Case-Szenario" eingetreten. Es sagt einen "Handelskrieg" voraus, der die deutsche Wirtschaft in vier Jahren bis zu 180 Milliarden Euro kosten könne.
Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, wertete einen Trump-Sieg ebenfalls als negativ. Damit "beginnt der ökonomisch schwierigste Moment in der Geschichte der Bundesrepublik, weil zur inneren Strukturkrise nun massive außenwirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen auf uns zukommen, auf die wir nicht vorbereitet sind."
Aktienanleger greifen zu - Verluste an Börsen in China
Investoren reagierten auf den sich seit Stunden abzeichnenden Sieg Trumps mit Käufen am deutschen Aktienmarkt. Der deutsche Leitindex Dax legte gegen Mittag um gut ein Prozent auf 19.470 Punkte zu. Zwischenzeitlich war das Börsenbarometer noch stärker gestiegen und hatte sogar Kurs auf ein Rekordhoch genommen. Die größeren asiatischen Aktienmärkte reagierten zunächst unterschiedlich. Während es in Japan nach oben ging, verzeichneten die chinesischen Börsen Verluste.
Mehr Aufträge in der Autoindustrie
Unterdessen erholt sich die deutsche Wirtschaft, die Auftragsbücher werden voller. Der Auftragseingang hat sich im September überraschend deutlich vom Dämpfer im Vormonat erholt. Die Zahl der Bestellungen stieg im Monatsvergleich um 4,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur einen Zuwachs um 1,5 Prozent erwartet. Wenn die Großaufträge herausgerechnet werden, haben die Unternehmen 2,2 Prozent mehr Bestellungen erhalten.
Unter anderem meldete das Bundesamt auch mehr Aufträge in der Automobilindustrie. Insgesamt stieg der Auftragseingang aus dem Inland um 3,6 Prozent und aus dem Ausland um 4,4 Prozent. Dabei legten die Auftragseingänge aus der Eurozone um 14,6 Prozent zu, während die Aufträge von außerhalb der Eurozone um 1,6 Prozent zurückgingen.
Ölpreise geben nach - Starker Dollar nach US-Wahlen belastet
Die Ölpreise sind zunächst gefallen. Denn der US-Dollar reagierte mit Kursgewinnen auf eine weitere Präsidentschaft Trumps, was die Nachfrage nach Rohöl bremste. Da Rohöl auf dem Weltmarkt in der Regel in Dollar gehandelt wird, verteuern Kursgewinne der amerikanischen Währung den Rohstoff in Ländern außerhalb des Dollar-Raums. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete am Vormittag 74,19 US-Dollar. Das waren 1,34 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im Dezember fiel um 1,39 Dollar auf 70,60 Dollar.