"Die derzeit im Konzern herrschenden Vorstellungen zum Agenturgeschäft können wir nicht akzeptieren." Mit diesen Worten fasste Dirk Weddigen von Knapp das Ergebnis der gestrigen Versammlung der Volkswagen-Konzernhändlerverbände zusammen. Der Präsident des Volkswagen-/Audi-Partnerverbandes (VAPV) konstatierte, dass die außerordentliche Partnerversammlung der Verbandsspitze eindrucksvoll den Rücken gestärkt habe.
Zu geringe Margen
Der VAPV sowie der Verband deutscher Skoda Vertragspartner und der Seat Händlerbeirat hatten zur der Veranstaltung nach Hannover eingeladen, weil das Agenturmodell, das derzeit für die Elektrofahrzeuge der Marke gilt, den Volkswagen-Partnern zunehmend zu schaffen macht. Je mehr E-Fahrzeuge sie verkaufen, desto schwieriger wird es mit den deutlich verringerten Margen die hohen Investitionen in die Autohäuser abzusichern. Hinzu kommt, dass die Gebrauchtwagen im Agenturmodell an die Volkswagen Financial Services zurückgehen und erst über diesen Umweg wieder vom Handel angekauft werden können.
Auch bei Seat ist das Agenturmodell für das Cupra Elektrofahrzeug bereits eingeführt. Derzeit allerdings noch mit einem Sonderbonus. Volkswagen Nutzfahrzeuge und Skoda konnten die Einführung bisher noch abwenden. Der VW ID.Buzz und die Skoda-Elektromodelle werden derzeit im Rahmen des Händlervertrages angeboten.
Thema brennt auf den Nägeln
Dass den Händlern das Thema auf den Nägeln brennt, zeigt die Tatsache, dass trotz Hitze, Schwierigkeiten im Flugverkehr und bei der Bahn mehr als 800 Händler und Servicepartner, die für insgesamt 2.400 Betriebe, 130.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von 60 Milliarden Euro stehen, zu der außerordentlichen Partnerversammlung nach Hannover gekommen waren. Darüber hinaus nahmen an dem Ereignis Vertreter des europäischen Volkswagen Händlerverbandes (EDC) und des Zentralverbands des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) teil.
Gebrauchtwagenpläne abgelehnt
Einstimmig lehnten die anwesenden Partner die aktuellen Pläne des Konzerns zum Agenturgeschäft in Sachen Provisionen und Gebrauchtwagen-Geschäft ab – und sendeten damit ein klares Signal der Geschlossenheit über die ganze Organisation der Konzernmarken hinweg. Mit diesem Votum beauftragte das Plenum die Verbände zudem, sich weiter massiv für die Wirtschaftlichkeit und Werthaltigkeit der Verträge einzusetzen.
"Durch die Pläne des Konzerns werden nicht nur unser erfolgreiches Online-Offline-Ökosystem mit der grundsätzlichen Einbindung der Partner in Frage gestellt", erläuterte der VAPV-Präsident. Zudem sollen zukünftig auch die Gebrauchtwagen aller Marken über die Volkswagen Financial Services vermarktet werden. Diesen Plan lehnten die anwesenden Partner einstimmig ab. Weddigen von Knapp: "Stattdessen soll die Vermarktung über die deutschen Markenorganisationen erfolgen."
Provisionen nicht auskömmlich
Zum Thema Provisionen sagte Alexander Sauer-Wagner, Sprecher der Geschäftsführung des Verbandes: "Die vorliegenden Angebote, die dargestellten Verhältnisse von Vergütung und Aufgaben/Risiken sind nicht auskömmlich. Damit können wir nicht nachhaltig und in der bekannten Qualität der erfolgreichsten Handelsorganisation in Deutschland arbeiten. Damit können wir auch die Herausforderungen der Transformation nicht erfolgreich gestalten." Beide Geschäftsführer stellten klar, dass der Verband nicht gegen eine unechte oder auch echte Agentur sei. "Sowohl das eine als auch das andere Geschäftsmodell muss aber klug durchdacht, in seinen Wirkungen austariert und generell verprobt sein", betonte Weddigen von Knapp.
Adolf Hamberger