Die deutsche Autoindustrie sieht in einem möglichen Euro-Austritt des pleitebedrohten Griechenland nicht nur negative Auswirkungen. "Ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone kann kein Tabu mehr sein", sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, am heutigen Montag. "Er könnte - bei einer klugen Zukunftsstrategie der Euro-Staaten - sogar zu einer Stabilisierung der Eurozone beitragen." Vertrauen entstehe durch Verlässlichkeit - das gehe nicht durch weitere Zugeständnisse an Griechenland.
Den möglichen Wegfall von Autoverkäufen in Griechenland nach einem Austritt des Landes aus der Gemeinschaftswährung fürchtet die deutsche Autoindustrie offenbar weniger. "Die EU-Länder, die den Mut zu unpopulären Reformen hatten, mussten einen harten und steinigen Weg gehen", sagte Wissmann, der auch Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) ist. Die Reformen hätten sich in diesen Ländern gelohnt.
"Das zeigen auch die Automobilmärkte: In Spanien stieg der Neuwagenmarkt in den ersten fünf Monaten um 22 Prozent, in Portugal um 33 Prozent, in Irland um 26 Prozent", sagte Wissmann.
In Griechenland waren die Neuwagenverkäufe von Personenfahrzeugen in den ersten fünf Monaten nach Angaben des europäischen Herstellerverbands Acea um knapp 16 Prozent auf gut 34.100 Stück gestiegen. Seit Beginn der Schuldenkrise war der Markt aber deutlich eingebrochen: Noch 2009 waren in Griechenland knapp 220.000 Fahrzeuge zugelassen worden, 2012 waren es gut 58 000. (dpa)
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