-- Anzeige --

VAPV-Präsident zur Corona-Krise: "Wir reden über Sein oder Nichtsein"

19.03.2020 18:07 Uhr
VAPV-Präsident zur Corona-Krise: "Wir reden über Sein oder Nichtsein"
VAPV-Präsident Dirk Weddigen von Knapp warnt vor einer Insolvenzwelle und fordert schnelle Kredite.
© Foto: Tim Wegner/VAPV

VAPV-Präsident Dirk Weddigen von Knapp fordert in der Corona-Krise staatliche Kredite, die sofort greifen und auf ein kompliziertes, zeitraubendes Regelwerk verzichten. Ansonsten drohe vielen Händlern in Kürze die Pleite. Die Vereinbarungen, die mit dem Hersteller getroffen seien, könnten allein bei weitem nicht helfen.

-- Anzeige --

Von Online-Redakteur Andreas Heise

Mit deutlichen Worten wendet sich Dirk Weddigen von Knapp, Vorsitzender des Volkswagen und Audi Partnerverbandes (VAPV), an die Politik. Seine Forderung: Die Kreditvergabe muss in der Corona-Krise massiv beschleunigt werden. Sonst drohe der Branche flächendeckend die Insolvenz.

Die Vergabe der von Bundesregierung versprochenen KfW-Kredite sei bisher zu umständlich – das Geld müsse schneller fließen. So sei für die 20 bis 30 Prozent des Kredits, die die Haus- oder Herstellerbank decke, eine normale Bonitätsprüfung, sprich ein umfangreiches Genehmigungsverfahren vonnöten. "Welcher Betrieb kann aktuell schon eine Drei-Jahres-Prognose abgeben", gibt Wedddigen von Knapp gegenüber AUTOHAUS zu bedenken. "Dann dauert es, bis so ein KfW-Kredit durch ist, sicher 60, wenn nicht 90 Tage – und dann kommt das Geld zum Insolvenzverwalter und nicht mehr zum Unternehmer." Wenn die Branche die Kredite nicht bekomme, die sie brauche, dann sei man schlicht und ergreifend bald illiquid.

"Wir wollen nichts geschenkt haben, sondern Geld in Form von Krediten erhalten, die natürlich alle rückzahlungspflichtig sind", betont Weddigen von Knapp. Es gehe jetzt einzig um Geschwindigkeit. "Wenn wir einen Shutdown bekommen, davon ist auszugehen, und wir dann in den nächsten 60 Tagen kein Geld erhalten, dann müssen viele Betriebe zum Insolvenzverwalter. Dann ist es vorbei." Im Falle eines Shutdowns habe man nur noch Fixkosten. Diese beliefen sich, so Weddigen von Knapp, allein bei den VW- und Audi-Mitgliedsbetrieben auf eine Milliarde Euro monatlich.

Infolge habe man sich mit diesem dringlichen Anliegen unter anderem an das Kanzleramt, das Verkehrs- und Wirtschaftsministerium wie auch an VW-Chef Herbert Diess gewendet. "Wir sind die verlängerte Werkbank der Automobilindustrie und damit systemrelevant", sagt Dirk Weddigen von Knapp. Denn ohne die Händler – egal welcher Marke – gebe es auch keine E-Mobilität. Dann könne Deutschland auch seine CO2-Ziele nicht erreichen.

Verband und Hersteller haben Vereinbarungen getroffen

Ob man sich mit dem Hersteller über Hilfen für den Handel geeinigt habe? "Ja, wir haben mit den Werken gesprochen und Vereinbarungen getroffen, wie unseren Betrieben kurzfristig geholfen werden kann", erklärt Weddigen von Knapp auf Nachfrage. Der Hersteller sei hier in hohem Maße kooperativ im Rahmen seines Budgets. Wie man auf Jahresziele reagiere, ob man noch Vorführwagen abnehmen müsse - man sei hier in einem übereinstimmenden Gedankenaustausch. "Denn jeder weiß, wir reden über Sein oder Nichtsein. Wir haben uns zusammen auf alles das geeinigt, was nötig war." Nähere Informationen zu den Vereinbarungen will der VAPV am Freitag bekanntgeben.

"Die Werke allein können es nicht stemmen", so Weddigen von Knapp abschließend. "Oberste Priorität hat jetzt die schnelle staatliche Soforthilfe durch Kredite."

-- Anzeige --
-- Anzeige --

HASHTAG


#Corona-Krise

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


Servicetechniker (m/w/d)

Lehrte;Langenhagen

-- Anzeige --

KOMMENTARE


Annotator

20.03.2020 - 08:07 Uhr

Alle reden über Kredite. Wie sollen die denn jemals wieder getilgt werden.Kredite alleine verschieben das Problem doch nur.


Panda

20.03.2020 - 10:46 Uhr

Bravo Herr WvK, solche klaren Worte hat man nicht immer von Ihnen gehört. Aber es ist zu spät - ganz im Sinne der grünen Stalinisten wird man jetzt den Shutdown nutzen und die Autoindustrie nebst Handel und Handwerk als Wurzel allen Übels vernichten. Und ganz nebenbei - die ersten Anfragen bei Banken nach den vollmundig vom übergewichtigen Saarländer versprochenen Krediten sind bereits in der Bürokratie der Sparkasse zerschmettert worden.


Winfried Schultze

20.03.2020 - 10:51 Uhr

Der Ansatz muss ganz anders gehen. Wir haben meist genug Geld, können es aber in der Perspektive nicht alles ausgeben, weil Geschäfte geschlossen sind oder die Produktion ruht. Wer nicht arbeiten kann und darf, bekommt eine vermögensunabhängige Grundsicherung aus der Staatskasse. Alle gleich, auch der Vorstandsvorsitzende, wir haben schließlich ein gemeinsam zu lösendes Problem. Das muss so niedrig sein, dass die Verkäuferin/Krankenhauspersonal und alle noch Tätigen für ihre Leistung eine höhere Entlohnung bekommen. Und die Vermieter von nicht nutzbaren - durch Verfügung geschlossenen - Gewerbeimmobilien müssen den Mietzins so senken, dass nur noch Unterhaltungskosten berechnet werden. Hier darf nicht ein Vermieter seine Mietgewinne privatisieren, während alle auflaufenden Verluste sozialisiert werden. Hört sich alles sehr sozialistisch an, aber wir leben hier in einer Solidargemeinschaft, in guten wie in schlechten Zeiten. Es ist schwer verständlich, wenn ein Arbeiter mit aufgestocktem Kurzarbeitergeld auf 95 % seiner Bezüge kommt, aber die im Risikobereich sitzende Kassiererin zum Mindestlohn abgespeist wird. So, und nun auf mich mit Gebrüll. Ist nur eine Idee, die sicher Verfeinerungen braucht. Am Ende muss Solidarität stehen.


U. Kersten

20.03.2020 - 10:56 Uhr

Das nennt man Marktbereinigung. Jeder vernünftig geführte Betrieb (gute konservative Haushaltsführung) hat da kein Problem mit. Lasst doch jetzt die Glücksritter, Billig/Mengenjunkies und unmündigen Herstellerlemminge vom Markt verschwinden. Es gibt sicher viele (auch die die mal einen Vertrag hatten), die unter machbaren Bedingungen der Hersteller gern wieder ein AH der Marke führen wollen. Der z.B. Schuladen verliert gerade die letzten Kunden auch langfristig an den jetzt immer noch laufenden Onlinehandel. Der Umsatz ist also WEG. Umsätze wie Autos und Werkstattleistung werden nur eben etwas später erbracht. Sind aber nicht WEG wie in anderen Branchen oder werden wie bei Schuhen vom Wettbewerb erbracht. Wir reden über max. 0,5 bis 0,75 Fixkosten also Miete usw. für das AH. Der Rest wird über Kurzarbeit ausgeglichen. Aber Dauerjammern gehört ja zum guten Ton.


Dieter M. Hölzel

20.03.2020 - 11:20 Uhr

Annotator, Sie haben natürlich recht, jedoch ist bei Kredit die Insolvenz so sicher wie das AMEN in der Kirche.


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Auto News für die Automobilbranche: AUTOHAUS ist eine unabhängige Abo-Fachzeitschrift für die Automobilbranche und ein tagesaktuelles B2B-Online-Portal. AUTOHAUS bietet Auto News, Wirtschaftsnachrichten, Kommentare, Bilder und Videos zu Automodellen, Automarken und Autoherstellern, Automobilhandel und Werkstätten sowie Branchendienstleistern für die gesamte Automobilbranche. Neben den Auto News gibt es auch Interviews, Hintergrundberichte, Marktdaten und Zulassungszahlen, Analysen, Management-Informationen sowie Beiträge aus den Themenbereichen Steuern, Finanzen und Recht. AUTOHAUS bietet Auto News für die Automobilbranche.