Wirklich ausgelassen wollen sich die deutschen Autobauerin Genf nicht feiern. Zu tief sitzt noch der Schock über die drastischen Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise, zu sehr hat das Schicksal des vom Rückruf-Desaster gebeutelten Branchenprimus Toyota die Wettbewerber verunsichert. Nach Sparprogrammen, Kurzarbeit und den kurzfristigen Segnungen der staatlichen Abwrackprämie aber keimt zur 80. Auflage des Automobilsalons am Genfer See die Hoffnung zumindest auf eine Normalisierung der Märkte. "Die Märkte 2009 waren weit davon entfernt normal zu sein", betont BMW-Chef Norbert Reithofer. Vor allem das Auslandsgeschäft und die boomenden Märkte in Asien speisen die zarte Frühlingsstimmung. Erstmals werden die Hersteller in diesem Jahr mehr Autos im Ausland als in Deutschland bauen, sagt Auto-Experte Willi Diez. Vor allem China ist und bleibt dabei der wichtigste Markt. "Wer wie die deutschen Hersteller und Zulieferer dort präsent ist, wird zu den Gewinnern gehören", ist sich der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, sicher. Die Gewichte im weltweiten Automarkt würden sich eindeutig verschieben. In der Heimat machen sich die Hersteller derweil ans Aufräumen. Ihnen stehen Jahre harter, konzentrierter Arbeit ins Haus. Neben dem Abbau von Überkapazitäten müssten auch die Kosten weiter gesenkt werden, sagt Diez. "Der absehbarer Verdrängungswettbewerb wird dazu führen, dass die etablierten Automobilhersteller noch enger zusammen rücken werden, um in Entwicklung und Produktion Kosten einzusparen." Auch der Trend zu kleineren und vor allem umweltfreundlicheren Autos werde anhalten, ist sich der Experte sicher. Ein lockendes Geschäft auch für die Premiumhersteller. Dort sind die kleinen, aber feinen Autos längst in den Fokus gerückt. Ob Audi mit dem neuen A1 oder BMW mit einer weiteren Variante des Mini, Premium ist nicht mehr ausschließlich eine Frage der Größe. Daneben ist Premium mittlerweile auch eine Umweltfrage. Die großen und schweren Geländewagen gibt es mittlerweile mit Hybridantrieb. Ob VW Touareg, Porsche Cayenne oder BMW X6, der zusätzliche E-Motor senkt den Verbrauch und hebt das Gewissen – bei Käufern wie Herstellern. Neben den Hybridautos setzen die Konzerne nach langem Zögern auch auf reine Elektroautos. Bis solche Modelle aber Geld in die Kassen bringen, werden noch Jahre vergehen. Ein Massengeschäft dürften die Stromer absehbar nicht werden, aber ein "Life-Style- Produkt für urbane Eliten", sagt Experte Diez. Wer ist der Erste? Dennoch verzichtet in Genf kaum ein Autobauer zumindest auf die Ankündigung eines Elektroautos. Daimler plant in China mit einem Partner ein kleines stromgetriebenes Fahrzeug unter dem Dach einer neuen Marke. BMW will vor 2015 mit seinem "Megacity Vehicle" auf den Markt kommen. Volkswagen will bis 2018 drei Prozent seines Gesamtabsatzes mit E-Autos bestreiten. Die Wolfsburger, die nach Einschätzung von Autoexperte Ferdinand Dudenhöfer der Konkurrenz beim Thema Elektromobilität am weitesten hinterher fahren, wollen dieses Geschäft nun zur zweiten Säule machen. 2013 soll laut Konzernchef Martin Winterkorn nach einem ersten E-Kleinwagen ein E-Golf und zum Jahreswechsel ein E-Jetta zu haben sein.
Thema: Asiatischer Frühling auf frostigem Automarkt
Wirklich ausgelassen wollen sich die Autohersteller in Genf nicht feiern. Zu tief sitzt noch der Schock über die Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise. Bei der 80. Auflage des Autosalons keimt aber zumindest die Hoffnung auf eine Normalisierung der Märkte.