Photovoltaik-Anlage: Stromverbräuche langfristig einsparen

Die Anzahl der Investitionen in Solarstrom steigt in den letzten Jahren aufgrund von zwei Gründen deutlich an. Zum einen, weil es die Regulatorik erfordert. Seit dem letzten Jahr ist die Installation einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) in einigen Bundesländern -darunter Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein - verpflichtend für Neubauten und Bestandsgebäude. Zum anderen hilft die PV-Anlage dabei, langfristig Stromkosten zu sparen und die Unabhängigkeit von externen Preisschwankungen zu stärken - und das, obwohl zu Beginn eine Anfangsinvestition notwendig ist. Als Kunde haben Sie in Bezug auf Ihre Stromkosten Einfluss auf den Strompreis und die Netzabgabe. Der Strompreis stieg in den letzten zwölf Monaten um über 400 Prozent; für Bestandskunden haben sich die Preise zumeist mehr als verdoppelt. Auch für die kommenden Jahre erwarten Experten weitere Preissteigerungen aufgrund des anhaltenden Ukraine-Konflikts und der weiterhin geplanten Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland. Gleichzeitig steigen die von der Bundesnetzagentur geprüften und freigegebenen Netzentgelte (jeder Netzanbieter ist verpflichtet, Preise an sogenannte Erlösobergrenzen zu koppeln und die Preise für das laufende Jahr am 1. Januar zu berichten) jährlich um rund zehn Prozent. Die Höhe der Netzabgabe richtet sich nach Ihrer einmalig im Jahr erreichten Maximallast. Wenn Sie also zum Ende des Jahres nochmals prüfen, ob alle Maschinen und Lampen in Ihrem Unternehmen funktionieren und sie deshalb gleichzeitig einschalten (wodurch eine hohe Maximallast entsteht), kann das zu signifikanten Mehrkosten führen. Die Überwachung Ihres Stromverbrauchs erfolgt je nach Stromzähler, der bei Ihnen im Unternehmen verbaut ist. Unternehmen mit einem Verbrauch von weniger als 100.000 kWh nutzen oftmals einen SLP-Stromzähler (SLP: Standard Lastprofil), Unternehmen mit einem höheren Verbrauch einen RLM-Stromzähler (RLM: Registrierende Leistungsmessung). Die Abrechnung im Falle eines SLP-Stromzählers erfolgt, wie auch in Privathaushalten üblich, per Abschlagsrechnung. Sollten Sie einen RLM-Stromzähler nutzen, können Sie den Stromverbrauch im Kundenportal Ihres Stromanbieters einsehen. Die Daten sind zumeist im 15-Minuten-Takt verfügbar und werden zwei Mal täglich vom Stromanbieter aus dem Messgerät ausgelesen. Nutzen der PV-Anlage Die Installation einer PV-Anlage hilft Ihnen, sich von externen Preisschwankungen unabhängig zu machen. Dadurch sorgen Sie für langfristige stabile Stromkosten und einen verbesserten CO2-Fußabdruck. Die Nennleistung Ihrer PV-Anlage entscheidet über Ihre Unabhängigkeit von externen Stromanbietern und über Ihre Möglichkeit, von Marktpreisen zu profitieren. Im Bereich der PV-Anlagen spielt der Schwellenwert von 100 kWp eine große Rolle, wenn Sie darüber nachdenken, erzeugten Strom nicht nur selbst zu nutzen, sondern auch in das Netz einspeisen zu wollen. Bei Anlagen kleiner als 100 kWp profitieren Sie von der bundesweiten Einspeisevergütung (als Teil des Erneuerbaren Energie Gesetzes - EEG), die im Osterpaket 2022 nochmals angepasst wurde. Wenn die Anlage größer als 100 kWp ist, führen Sie die Einspeisung in das Netz über einen Direktvermarkter durch. Hierzu müssen Sie geringfügige Zusatzinvestitionen tätigen - Kostenpunkt zwischen 2.500 und 5.000 Euro - und einen Direktvermarkter aussuchen, mit dem Sie künftig zusammenarbeiten werden. Einspeisevergütung Bei der Einspeisevergütung wird sowohl zwischen den Größen einer PV-Anlage als auch zwischen einer Überschuss- und Volleinspeisung unterschieden. Das EEG entlohnt die Volleinspeisung grundsätzlich stärker als die Überschusseinspeisung. Tabelle 1 zeigt das Muster der Entlohnung für eine PV-Anlage, die kleiner als 100 kWp ist. PV-Anlagen, die größer als 100 kWp sind, erfordern weitere Investitionen, profitieren aber von Marktpreisen. Oftmals eignet sich Ihre Dachfläche für eine größere PV-Anlage und daher eine höhere eigene Stromerzeugung/Unabhängigkeit von Ihrem Stromanbieter. Da Sie Ihren erzeugten Strom nur über einen Direktvermarkter in das öffentliche Netz einspeisen können, ist eine Zusatzinvestition nötig, die es dem Netzbetreiber ermöglicht, Ihre PV-Anlage entweder aus der Ferne (technisches Einspeisemanagement) oder durch Sie selbst (betriebliches Einspeisemanagement) zu steuern. Zumeist wird in ein technisches Einspeisemanagement investiert, wofür sich die Investitionshöhe auf rund 2.500 bis 5.000 Euro bemisst. Auch die Systematik der Einspeisevergütung unterscheidet sich von einer kleinen PV-Anlage (< 100 kWp). Über den Direktvermarkter speisen Sie den erzeugten Strom direkt in das Netz ein und erhalten dafür den zu diesem Zeitpunkt realen Marktpreis der Energie (Spotpreis). Wir können im Schnitt von einer Marktvergütung von rund 15 ct/kWh ausgehen. Sollte der Marktpreis unter eine im EEG definierte Einspeisevergütung fallen, werden Sie in Form einer bundesweiten Einspeisevergütung entlohnt ( Tabelle 2). Statische Erfordernisse Prüfen Sie die statischen Erfordernisse, noch bevor Sie die PV-Anlage in Auftrag geben. Insbesondere die Statik Ihres Daches ist in der Planung einer PV-Anlage wichtig. Bei der Installation einer PV-Anlage werden drei Lasten in die Analyse einbezogen: 1. das Eigengewicht der PV-Anlage 2. der zu erwartenden Schneelast 3. der zu erwartenden Windlast Förderungen: Zusätzliche Attraktivität für Ihre Investition Einige Institutionen wie zum Beispiel die KfW bieten Förderungen in Form eines Zuschusses oder zinsvergünstigter Kredite an. Diese reduzieren die erwartete Amortisationszeit erheblich und werden über Ihre Hausbank vorbereitet. Steuerliche Fakten bei der PV-Anlage Die steuerliche Beurteilung einer PV-Anlage hängt von jedem Einzelfall ab, daher sollten die steuerrechtlichen Fragestellungen unbedingt im Vorfeld mit einem Steuerberater abgeklärt werden, der sich in dieser speziellen Materie auskennt, bevor die PV-Anlage in Auftrag gegeben wird. Grundsätzlich ist immer zu unterscheiden, ob eine PV-Anlage im Privatvermögen oder im Betriebsvermögen gehalten wird. Wird der erzeugte Strom in das öffentliche Netz eingespeist, liegt in der Regel eine gewerbliche Tätigkeit vor, so dass die PV-Anlage Betriebsvermögen darstellt. Auf die steuerlichen Neuregelungen und Vereinfachungen ab dem Jahr 2023 für kleinere PV-Anlagen mit einer Gesamtbruttoleistung von bis zu 30 kW wollen wir nur kurz hinweisen. Für Unternehmer stellt sich aber vielmehr die Frage, zu welchem steuerlichen Betriebsvermögen die PV-Anlage gehören soll. Dabei sind die nachfolgenden Fälle zu unterscheiden: Beispiel 1 Angenommen, das Unternehmen hat im Anlagevermögen eine eigengenutzte Immobilie und auf dieser wird die PV-Anlage errichtet, dann gehört diese zum Betriebsvermögen des Unternehmens. Der Strom, den die PV-Anlage produziert, wird von dem Unternehmen selbst genutzt. Daraus ergeben sich folgende steuerliche Konsequenzen: Bei dem Selbstverbrauch des Stromes ergeben sich keine umsatzsteuerlichen Konsequenzen, wenn das Unternehmen ausschließlich umsatzsteuerpflichtige Erlöse erzielt. Gleichzeitig kann die Vorsteuer aus der Errichtung der PV-Anlage gezogen werden. Im Rahmen der Einkommensteuer ist bei dem Verbrauch für eigene betriebliche Zwecke nichts Weiteres zu beachten. In dieser Konstellation kann aber in vielen Fällen kein Investitionsabzugsbetrag (IAB) gebildet werden, da der IAB von einigen steuerlichen Voraussetzungen abhängig ist. So darf der Gewinn des Gewerbetreibenden nicht höher sein als 200.000 Euro. Und diese Schwelle wird bei vielen Unternehmen schon überschritten sein (mehr dazu in Beispiel 3). Daher sind in diesem Fall lediglich die üblichen Betriebskosten und Abschreibungen als gewinnmindernde Betriebskosten zu berücksichtigen. Beispiel 2 Der Sachverhalt ist der gleiche wie bei Beispiel 1 mit dem Unterschied, dass der durch die PV-Anlage produzierte Strom teils selbst verbraucht wird und teils in das öffentliche Netz eingespeist wird. Mit der Einspeisevergütung erzielt der Unternehmer umsatzsteuerpflichtige Umsätze. Darüber hinaus ergeben sich bei der Umsatzsteuer keine Unterschiede zu Beispiel 1. Bei der Ertragsteuer ist aber zu berücksichtigen, dass die Einspeisungsvergütung zu versteuern ist, ansonsten gibt es auch hier keine Änderungen zu Beispiel 1. Beispiel 3 In diesem Fall stellt die PV-Anlage ein eigenes Betriebsvermögen dar. Dies kann gesellschaftsrechtlich ein Einzelunternehmen, eine Personengesellschaft (z. B. GbR, KG) oder eine Kapitalgesellschaft (z. B. UG, GmbH) sein. Welche Gesellschaftsform die richtige ist, hängt immer vom Einzelfall ab - auch die Größe der PV-Anlage kann eine Rolle spielen. Grundsätzlich dürfen bei den Kapitalgesellschaften der erhöhte Aufwand und die Kosten durch die notarielle Form nicht übersehen werden. Daher findet sich in der Praxis oftmals die Konstellation eines Einzelunternehmens oder einer Personengesellschaft. Der Strom aus der PV-Anlage wird in diesem Beispiel teilweise an das Betriebsunternehmen des Inhabers der PV-Anlage verkauft und teilweise in das öffentliche Netz eingespeist. Im Rahmen der Umsatzsteuer ist zu beachten, dass der Strom mit Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent verkauft wird, und im Gegenzug kann die Vorsteuer aus der Errichtung der PV-Anlage gezogen werden. Der Ertrag aus dem Verkauf/Einspeisung des Stroms ist zu versteuern. Jedoch kann, wenn wie hier die PV-Anlage in einem eigenen Unternehmen betrieben wird, in den meisten Fällen ein IAB gebildet werden, da die steuerlichen Voraussetzungen für die Bildung eines IAB bei reinen Unternehmen mit PV-Anlagen vorliegen werden (bei Gewerbetreibenden, unabhängig von der Gewinnermittlungsart, darf der Jahresgewinn vor Abzug des IAB 200.000 Euro nicht übersteigen). Der IAB erlaubt die zeitlich vorgezogene gewinnmindernde Berücksichtigung eines Aufwandes, der noch nicht stattgefunden hat, dies allein zum Zwecke der Steuerminimierung. Dies verschafft dem Unternehmen erhebliche Liquiditätsvorteile. Unabhängig von der Nutzung des IAB können im Rahmen der Abschreibung Sonderabschreibungen geltend gemacht werden. Hier können in den ersten fünf Jahren bis zu 20 Prozent der Anschaffungskosten zusätzlich zur regulären Abschreibung abgesetzt werden. Die Nutzung der Sonderabschreibung bietet ähnlich dem IAB somit Steuervorteile und damit auch Liquiditätsvorteile. Bei der Gewerbesteuer ist es von Vorteil, wenn die PV-Anlage im Rahmen eines Einzelunternehmens, bzw. im Rahmen einer Personengesellschaft (z. B. GbR, KG) betrieben wird. Anders als bei der Kapitalgesellschaft gibt es für Einzelunternehmen und Personengesellschaft einen gewerbesteuerlichen Freibetrag von 24.500 Euro. Auf Gewinne bis zu dieser Höhe fällt keine Gewerbesteuer an. Überschreitet der Gewinn diesen Freibetrag, ist nur für den Teil des Gewinns Gewerbesteuer zu zahlen, der darüber liegt. Einzelfall entscheidend Wie Sie anhand der obigen Beispiele erkennen können, hat der Betrieb einer PV-Anlage verschiedene steuerliche Auswirkungen. Daneben sind noch Themenbereiche wie die steuerliche Betriebsaufspaltung bei der Anschaffung von PV-Anlagen zu berücksichtigen und gegebenenfalls Gestaltungen zu wählen, um diese zu verhindern. Wie so oft im Steuer- und Gesellschaftsrecht, kommt es auf den Einzelfall an. Kurzfassung - Bei der Einspeisevergütung wird sowohl zwischen den Größen einer PV-Anlage als auch zwischen einer Überschuss- und Volleinspeisung unterschieden.- Prüfen Sie die statischen Erfordernisse!- Institutionen wie die KfW bieten Förderungen und Zuschüsse.- Die steuerliche Beurteilung einer PV- Anlage hängt von jedem Einzelfall ab: Steuerrechtliche Fragestellungen daher unbedingt im Vorfeld mit einem Steuerberater abklären! Experten helfen Ecoplanet und RAW-Partner unterstützen bei der Durchführung und der Administration in der grünen Transformation. Ecoplanet hilft mittelständischen Unternehmen, Energiekosten effektiv einzusparen, und begleiten als zentrales Steuerungselement durch die Herausforderungen der Energiewende. Ecoplanet agiert als digitaler Energiemanager und empfiehlt auf Basis von Echtzeit-Verbrauchsdaten automatisiert kurz- und mittelfristige Maßnahmen, um nachhaltig den Verbrauch zu reduzieren und/oder in erneuerbare Energien zu investieren. Hierfür wurde eine Datenbank mit mehr als 100 Kurzfristmaßnahmen aufgebaut. Die Experten planen zudem Investitionen vor - immer in Verbindung mit Umsetzungspartnern und Finanzierungs- sowie Fördermöglichkeiten.RAW-Partner ist in den Bereichen Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung und Rechtsberatung aktiv. Seit mehr als 50 Jahren begleitet RAW-Partner als eine der größten Branchenkanzleien Automobilhandelsunternehmen und Servicebetriebe deutschlandweit bei allen Fragen rund um ihr Unternehmen. Und dazu gehört natürlich auch die steuerliche und gesellschaftsrechtliche Einordnung und Gestaltung bei PV-Anlagen.Maximilian Dekorsy Co-Founder EcoPlanet Green Operations GmbH Telefon +49 151 11223211 maximilian.dekorsy@ecoplanet.tech www.ecoplanet.techMaximilian Appelt Rechtsanwalt / Steuerberater Wirtschaftsmediator (CVM) / Partner Telefon +49 (89) 578382-0 appelt@raw-partner.de www.raw-partner.de

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