Entwicklungen im Automobilhandel: "Stillstand ist keine Option"
Quo vadis, Autohandel? Selten befand sich die Branche so sehr im Umbruch. Die E-Mobilität, neue Vertriebsmodelle und zusätzliche Player sorgen für viel Bewegung am Markt. Wie der Handel auf die kommenden Veränderungen reagieren und sogar Vorteile daraus ziehen kann, das verrät uns Jürgen Stackmann, Director Future Mobility Lab an der Universität St. Gallen, im Interview.
AUTOHAUS: Herr Stackmann, wie haben die Hersteller und der Handel die Chipkrise überstanden?
Jürgen Stackmann: Rückblickend kann man sagen: beide sehr gut. Nur die aktuelle Entwicklung zeigt, dass es wahrscheinlich nicht für beide auch so weitergehen wird. Die Hersteller haben hier die besseren Karten, denn sie haben 2022 durch entsprechende Preisung ihrer Modelle wesentlich bessere Chancen, wirtschaftlich weiterhin erfolgreich zu sein. Für den Handel sieht es da weniger rosig aus.
AH: Woran liegt das?
J. Stackmann: Viele der Rücklagen sind für das Geschäftsjahr 2021 inzwischen aufgelöst, zum Beispiel die Reserven für Drohverluste bei Leasingrückläufern. Grund dafür sind die explodierenden Gebrauchtwagenpreise. Auch werden die fehlenden Neuwagen und niedrige Gebrauchtwagen-Lager nicht im gleichen Maße zu den Fahrzeugerträgen sowie Werkstattumsätzen beitragen.
AH: Sie sagten jüngst, die Branche befände sich in einer Transformation. Wie nutzen die Hersteller das für sich?
J. Stackmann: Die Hersteller stehen unter großem Transformations-Druck. Neben neuer Technik und Hardware kommt vor allem Software für die Vernetzung der Fahrzeuge ins Spiel, die potenziell neue zusätzliche Geschäftsmodelle ermöglicht. All dies erfordert extreme Investitionen ohne schnellen Payback und die Chance zur schnellen Skalierung. Gleichzeitig müssen sie sich dem Wettbewerb durch neue Marken und unabhängige Verkaufsplattformen stellen. In der Folge sind die Hersteller zurzeit sehr stark mit sich selbst beschäftigt - darunter leidet auch häufig die Partnerschaft mit dem Handel ...
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