Faensen in Aachen: Säulen des Erfolgs

Der Tag der offenen Tür im September war für das Familienunternehmen Faensen GmbH in zweierlei Hinsicht ein besonderer. Nicht nur, weil das neue Betriebsgebäude der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sondern es war auch der 79. Geburtstag von Senior-Chef Eckhard Faensen. Der Unternehmensgründer zog sich an diesem Tag nach 53 Jahren "Vollgas" mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus dem Tagesgeschäft zurück. Lachend, weil er in dieser Zeit ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut hat und zum Ende seiner Laufbahn mit Tochter Christiane Kinkartz und Sohn Eric Faensen zwei hochmotivierte Nachfolger fand. Weinend, weil er immer noch tief mit dem Betrieb verbunden ist und mit dem neuen Betriebsgebäude die Früchte seines Unternehmerlebens sieht. So lässt er es sich bislang nicht nehmen, fast täglich in der Firma zu erscheinen und hier und da auszuhelfen, ohne sich in die Geschäftsführung der Kinder einzumischen. Von der Vision zur Wirklichkeit Rückblende. Nach mehreren Stationen seit 1952 als Tankstellen-, Werkstatt- und Abschleppunternehmer gründet Eckhard Faensen 1999 die Faensen GmbH am Standort Lütticher Straße in Aachen. Eine zweite Niederlassung im Stadtgebiet wurde 2012 mit Kauf eines Abschleppunternehmens in der Lukasstraße eröffnet. Doch die Situation mit zwei Standorten, mangelnden Platzverhältnissen und vielen anstehenden Erneuerungsmaßnahmen baulicher und technischer Art war nicht mehr zeitgemäß. So reifte bereits damals die Vision eines Neubaus auf der grünen Wiese: "Die notwendige Erneuerung der technischen Ausstattung erwies sich mit den nötigen Umbaumaßnahmen als Fass ohne Boden, wir wussten nicht, was das für Ausmaße annimmt. Es wurde überlegt, ob wir den Standort Lütticher Straße neu aufbauen, dann hätten wir aber immer noch zwei Standorte gehabt, wo ich mich persönlich nicht mehr gesehen habe." Es folgten Gespräche mit der Familie, die Planung der Nachfolgeregelung sowie der Abschluss der Meisterschule für Eric Faensen. Damit war der Weg geebnet für den Neubau. 2014 nahm Eric Faensen mit seiner Schwester Christiane das Projekt in Angriff. Tücken im Untergrund Über das Internet stieß man auf die Borgers GmbH, Projektplaner Thomas Müggenborg nahm umgehend Kontakt auf für die ersten Gespräche. "Im Gegensatz zu anderen Unternehmen hat die Familie Faensen die Gespräche sehr frühzeitig angeschoben und arbeitete dabei sehr akribisch", erinnert sich Müggenborg. Bald stieß man auf ein fundamentales Problem: die Grundstücksknappheit in Aachen. Müggenborg unterstützte bereits in dieser Phase die Familie: "Es ist wichtig, sich früh einzubinden, weil wir wissen, dass die Kunden in so einer Phase der Umstrukturierung extrem viele Fragen haben, die auch kostenmäßig betrachtet werden müssen. Schon hier zeigt sich die Qualität eines Bauunternehmens." Nach einigen Rückschlägen fand man schließlich ein Grundstück im Aachener Stadtteil Haaren, Strangenhäuschen 14, mit idealer Verkehrsanbindung sowohl in die Stadt als auch auf die wenige hundert Meter entfernte Autobahn. Vor allem für den Abschleppdienst war dieser Punkt von entscheidender Bedeutung, denn hier zählen schnelle Einsatzzeiten. Für die Top-Lage mussten allerdings einige Hürden in Kauf genommen werden, die sich vor allem im Untergrund zeigten. "Beim Grundstück mussten wir sehr tief in die Trickkiste greifen. Es gab mehrere Baulasten, etwa eine Versorgungsleitung, die geschützt werden musste. Dazu kam eine Gründungsproblematik, die nicht unerheblich war, sowie baurechtliche Probleme mit einer strikt nach Vorschrift arbeitenden Baubehörde", erinnert sich Eric Faensen. Vor allem der nicht tragfähige, weil aufgefüllte Untergrund machte eine aufwändige Pfeilergründung notwendig. "Das ganze Gebäude steht auf einem sogenannten Balkenrost, an allen Eckpunkten werden die Lasten punktuell über Pfähle in den Untergrund geleitet", erklärt Müggenborg. So steht das Gebäude auf über 450 Betonpfählen, und als wäre dieser Aufwand nicht genug, mussten vor jeder Pfahlgründung Bohrungen nach Kampfmitteln durchgeführt werden. Da laut Vorgabe nicht nur durch das aufgefüllte Erdreich, sondern auch in die "Vorkriegs-Erdgeschichte" darunter zu bohren war, ergaben sich Bohrtiefen von teils über zehn Metern. "Das eigentliche Problem dann war, dass durch die Kampfmittelbohrung, die ja tiefer war als die geplante Pfahltiefe, die geplante Standfläche des Pfahls reduziert wurde und somit wiederum die Tragkraft an der Stelle", erklärt Mathias Peschke, der die Bauleitung innehatte. Optimale Abläufe Doch gemeinsam wurden auch diese Hürden überwunden, der Bau des Gebäudes lief problemlos. Hier zählten für Eric Faensen vor allem optimale Arbeitsabläufe. Die verschiedenen Werkstattbereiche sind sozusagen "in Linie" geschaltet, von der Dialogannahme über die Mechanik und Karosserieabteilung weiter in den Lackierbereich und schließlich durch das Finish findet ein fließender Ablauf statt. Bei der Werkstattplanung waren auch die Mitarbeiter involviert, die sich so stärker mit dem Bauvorhaben und dem neuen Betrieb identifizierten. Großes Thema waren die Hebebühnen, allesamt in Unterflur-Technik und somit ebenerdig ohne Stolperfallen eingebaut. Gleiches gilt für den Richtrahmen oder die Achsvermessungsbühne. In der Direktannahme fährt mit der Bühne ein zweiter Boden hoch, der eine gefahrlose Begehung unter dem Auto ermöglicht. Auch sonst wurde am oberen Level investiert, sei es in der Lackieranlage mit aufwändigem Unterflur-Absaugsystem oder im Innenbereich, wo nach Analyse der Arbeitsprozesse entsprechend die Ausstattung gestaltet wurde. Der Wartebereich für die Kunden ist ebenso gemütlich wie vollständig mit Kaffee-Ecke und Flat-Screen ausgestattet wie der bistroähnliche Aufenthaltsraum der Mitarbeiter. Eric Faensen nennt das "Wohlfühlen mit Funktion". Wichtig war ihm außerdem ein überdachter Bereich für die Fahrzeugübergabe sowie ein separates Büro mit eigenem Eingang für die "diskrete" Bedienung der Abschleppkunden. Bei der Haustechnik setzte man die gesetzlichen Vorgaben bezüglich Energieeinsparverordnung und EE-Wärmegesetz mit Gas-Brennwert-Therme, LED-Beleuchtung und Wärmerückgewinnung aus der Lackieranlage voll um. 700 Quadratmeter Gründach ersetzen nicht nur die eigentlich vorgegebene Baumbepflanzung, sondern sorgen im Inneren des Gebäudes für gutes Klima. Die Digitalisierung des Betriebes ist derzeit in der Umsetzung, Verkabelung und Anschlüsse wurden beim Bau berücksichtigt, ebenso die eigene CI, die sich mit dem Faensen-Logo durch das gesamte Unternehmen zieht. Müggenborg: "Das Gebäude ist wie die Menschen und das Unternehmen: geradlinig." Und verfehlt nicht seine Wirkung. So gingen bereits in der Bauphase Bewerbungen von Leuten ein, die noch einen festen Arbeitsplatz beim Wettbewerb hatten. Auch viele Neukunden konnten mit dem neuen Standort bereits gewonnen werden. Die Unternehmerfamilie hat statt auf Sand erfolgreich auf Säulen gebaut.

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