Zwei Käufer aus China und eine Einigung in allerletzter Minute bewahren Saab vor der drohenden Pleite. Wie Saabs mittelloser bisheriger Eigner Swedish Automobile N.L. (Swan) am Freitag mitteilte, wollen der Pekinger Autohersteller Youngman (60 Prozent) und das Großhandelsunternehmen Pang Da (40 Prozent) alle Anteile an Saab für 100 Millionen Euro übernehmen.
Damit soll nach Volvo als Tochter von Geely auch der zweite schwedische Autohersteller in chinesische Hände übergehen. Youngman und Pang Da hatten schon im Sommer mit dem in Doppelfunktion agierenden Saab- und Swan-Chef Victor Muller ihren Einstieg als Teileigner ausgehandelt.
Muller sagte zu der Einigung über eine Komplett-Übernahme wenige Stunden vor einem Gerichtsentscheid über Sanierung oder Insolvenz: "Fantastisch. Damit ist die Zukunft von Saab gesichert." Die neuen Eigner würden den Absatz von 200.000 bis 300.000 Saab pro Jahr in China innerhalb der kommenden fünf Jahre anstreben. Gleichwohl bestätigte Muller, dass vor dem Inkrafttreten des Verkaufs Behörden-Genehmigungen in China und Schweden sowie die Zustimmung der Europäischen Investitionsbank (EIB) und von General Motors (GM) als früherem Saab-Eigner eingeholt werden müssten. Das werde "bis zu acht Wochen dauern". Youngman und Pang Da äußerten sich zunächst nicht über ihre Pläne.
Bei Saab Deutschland löste die geplante Komplett-Übernahme Optimismus aus. "Das ist eine sehr große Chance für die Marke", sagte Deutschland-Chef Jan-Philipp Schuhmacher der "Leipziger Volkszeitung". Wenn die Verträge unterschrieben seien, müsse schnellstmöglich Klarheit über die Lieferzeiten geschaffen werden, "um die Händler wieder in die Lage zu versetzen, Autos zu verkaufen". Er hoffe auf eine Wiederaufnahme der Auslieferungen im ersten Quartal 2012, sagte Schuhmacher. Der Hersteller brachte laut Kraftfahrt-Bundesamt bis September bundesweit lediglich 469 Autos auf die Straße.
Neue Modelle gefragt
Schuhmacher präsentierte am Freitag im Leipziger Saab-Zentrum den neuen 9-5 Kombi und den geländegängigen 9-4X. Trotz der Unsicherheit über die Zukunft der Marke seien seit Juni bereits "reichlich Bestellungen für beide Fahrzeuge" eingegangen, so der Manager. Zahlen nannte er jedoch nicht.
Michael Kühn