Ausgabe 01-02/2007: Porsche / Seit fast einem Jahrhundert gestaltet ...

Porsche / Seit fast einem Jahrhundert gestaltet die Familie Hahn automobile Tradition – auch in ihrer Familiengeschichte sind Porsche und Volkswagen untrennbar verbundenAuf der ÜberholspurVon Nicole HahnDie Anfänge des Unternehmens reichen zurück in das frühe 20. Jahrhundert: Nach einzelnen Schulungen und Ausbildungen bei Daimler war Ernst Hahn als Fahrer und Mechaniker bei Baronin von Reitzenstein beschäftigt. Als diese nach dem Ersten Weltkrieg vertrieben wurde und nicht an ihren Stuttgarter Sitz, die Villa Reitzenstein, zurückkehrte, konnte Ernst Hahn zunächst weiterhin in der Villa Motor-Fahrzeuge reparieren. Mit dem Startkapital, das ihm seine Eltern, Stuttgarter Weingärtner, mit dem Verkauf des Familienweinbergs zur Verfügung stellten, eröffnete Ernst Hahn im Jahre 1919 seine eigene Kfz-Werkstatt in Stuttgart-Bad Cannstatt. Neue Dimensionen eröffneten sich für den Betrieb durch Fritz Hahn, den Sohn des Firmengründers. Er war, nach seinem Studium an der Maschinenbauschule Esslingen, ab 1931 im Konstruktionsbüro der Dr. Ing. hc. F. Porsche GmbH beschäftigt. Im Jahr 1939 beantragt Ernst Hahn die Eintragung seiner Firma "Ernst Hahn Autohaus und Fahrzeugbau" in das Handelsregister. In diesem Jahr wurde ein Umsatz von rund 500.000 Reichsmark erzielt. Die Betriebsfläche betrug etwa 450 qm. Nach Bombenangriffen erfolgte 1940 der Umzug nach Fellbach, wo sich seither der Sitz der Hahn-Gruppe befindet.Pionierleistungen bei VWBis 1940 war Fritz Hahn als Leiter der Versuchsabteilung maßgeblich an der Entwicklung des "Volkswagen" beteiligt. Als Ingenieur hat er später die Idee entwickelt, aus dem einfachen VW-Käfer Motor einen stationären Motor zu entwickeln, den man etwa als Pumpenantrieb für die Feuerwehr einsetzen konnte. Dies war die Geburtsstunde des Volkswagen Industriemotors. Auch der VW-Austauschmotor war eine Erfindung von Fritz Hahn. 1950 starb Ernst Hahn und hinterließ mit seinem Sohn Fritz den Garanten für die Fortführung seines Lebenswerkes. Noch im selben Jahr machte Porsche die ersten Schritte zum Fahrzeughersteller. Durch die alte Verbindung von Fritz Hahn zu Prof. Ferdinand Porsche und die inzwischen eingeführte Firma Hahn Motorfahrzeuge GmbH erhält Hahn den Generalvertretungs- und Einzelhandelsvertrag für die Porsche-Sportwagen. Schon seit 1947 war Hahn Generalvertreter der Volkswagen-Werke GmbH. Fritz Hahn wurde Porsche-Händler und kaufte, wie schon Jahre zuvor bei Volkswagen, auch diesmal die ersten neuen Fahrzeuge – natürlich gegen Vorauskasse, damit die Produktion der Fahrzeuge im Hause Porsche überhaupt finanziert werden konnte. 1951 wurde die erste Hahn'sche Porsche-Niederlassung im Großbetrieb in der Friedrichstraße in Stuttgart eröffnet. Nach 1951 entwickelte sich neben dem Porsche-Betrieb in Stuttgart ein Netz von zahlreichen Zweigbetrieben. Nach dem frühen Tod von Fritz Hahn, 1961, wurde die Mutter zum Familien- und Firmen- oberhaupt und blieb dies bis Anfang der 80er Jahre. Im Jahr 1970 kam Sohn Otto Hahn in die Geschäftsführung. Sein erstes Verantwortungsgebiet waren die Porsche-Aktivitäten des Unternehmens. Hahn war Großhändler (damals genannt "Zentralhändler") für Baden-Württemberg und Einzelhändler für Stuttgart als Vertragspartner der VW-Porsche Vertriebsgesellschaft. Eine seiner zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten in Handwerksverbänden und Arbeitsgemeinschaften im deutschen Kraftfahrzeuggewerbe war der über 21 Jahre dauernde Vorsitz im Porsche Händlerbeirat, dessen Gründungsmitglied Otto Hahn ist.Porsche-Vertrieb bei HahnVom ersten Porsche, dem 356, über den ersten 911 im Jahr 1964, bis in die frühen 70er Jahre hat sich das Porsche Geschäft explosionsartig entwickelt. Im Jahre 1969, mit der Einführung der VW-Porsche Vertriebsgesellschaft, war Hahn einer der Ersten, der sein Porsche-Geschäft in eine separate, exklusive Handelsfirma – Hahn Sportwagen – ausgegliedert hat. In den Spitzenzeiten 1970/71 wurden mehr als 700 Porsche-Neuwagen (Typen 911 und VW-Porsche 914) an Kunden ausgeliefert. Mit der so genannten "Ölkrise" und der damit verbundenen Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen brach der Verkauf von Porsche-Fahrzeugen jedoch ein. Wenig später, im Jahr 1976, brachte Porsche mit dem 924 einen – ausschließlich im Werk Neckarsulm gefertigten – Einstiegsporsche als zweite Baureihe neben dem 911 auf den Markt. Im Jahr darauf folgte die dritte Baureihe mit dem Porsche 928. Beide Fahrzeuge haben dem stagnierenden Porsche-Geschäft wichtige Impulse gegeben. 911er schreibt GeschichteAuch die später eingeführten Nachfolger des 924, der Porsche 944 sowie der 968, haben es nicht geschafft, den legendären 911 von der Spitzenposition zu verdrängen. Der "Elfer" prägt bis heute die Marke Porsche. Vor diesem Hintergrund wurde die Einführung des ersten SUV von Porsche, dem Cayenne, im Jahr 2002 von vielen kritisch beurteilt. Doch die positive Entwicklung der vergangenen Jahre hat der Entscheidung für das Projekt Recht gegeben. Der Erfolg des Cayenne ist auch eng verbunden mit der Entwicklung der Kundengruppen: Waren die Kunden früher eher im reiferen Alter, so gehören heute zahlreiche junge Käufer zum Kundenkreis. Wünsche sind BefehlDass Kundenwünsche bei Porsche Befehl sind, zeigt eine Fahrzeugauslieferung aus den 70er Jahren: Roland Klement, Geschäftsführer des Porsche Zentrum Flughafen Stuttgart, damals im Porsche-Verkauf tätig, erinnert sich: "Bei strömendem Regen sind wir mit einem 911 Targa auf dem Schlossgut des adligen Kunden vorgefahren. Der Chef hatte uns noch mit auf den Weg gegeben, das Auto nur gegen Barzahlung auszuliefern. Wir waren überrascht, als wir den Grafen im Rollstuhl mit seinem Butler sahen. Der Graf bestand auf einer Probefahrt. Über eine eigens für ihn konstruierte Einstiegshilfe zog er sich über das geöffnete Dach auf den Beifahrersitz. Wir wollten das Dach schließen, da sahen wir den Butler mit zwei Regenausstattungen in die Garage kommen – "der Graf fährt immer ohne Dach". Die Probefahrt dauerte nicht enden wollende zwei Stunden. Vor einem Kaffee musste ich anhalten, die mitgebrachte Thermoskanne mit Kaffee füllen lassen und Kuchen kaufen. Von den Kaffee-Gästen wurde ich misstrauisch beobachtet, als ich wieder in den Targa stieg und im offenen Auto im strömenden Regen mit dem Grafen Kaffee trank. Wir kamen durchnässt und halb erfroren auf dem Gut an, doch die Probefahrt war nach dem Geschmack des Grafen – er bezahlte bar und wir fuhren mit voller Heizleistung nach Stuttgart zurück." Neue Zeiten, neue ProdukteTrotz der mittlerweile breiten Porsche Modellpalette steht seit mehr als 40 Jahren der Porsche 911 mit einem NW-Anteil bei Hahn von heute rund 50 Prozent am gesamten Porsche-Geschäft an der Spitze. Die Hahn Gruppe hat in den vergangenen Jahren kräftig investiert. Nach der Eröffnung des neuen Porsche Zentrum Flughafen Stuttgart im Jahr 2000 in Bernhausen folgte 2002 der Neu- und Umbau des Porsche Zentrums Göppingen. Im September 2006 hat die Hahn Gruppe den Neubau "Porsche Zentrum Reutlingen" für den zum Beginn des Jahres 2005 übernommenen Geschäftsbetrieb in der Region Neckar-Alb eingeweiht. Zum Jahresbeginn 2007 wird das Porsche Zentrum Rems-Jagst in Schorndorf übernommen – ein Neubau im Raum Schwäbisch Gmünd ist in Planung. Auch die Unternehmensnachfolge im Familienunternehmen Hahn ist gesichert: Neben dem geschäftsführenden Gesellschafter Otto Hahn tritt zunehmend sein Sohn Steffen Hahn in die familiären Fußstapfen. Auch Tochter Claudia Hahn macht ihre ersten Schritte im Unternehmen. Es wundert also nicht, dass Ende 2006 der treueste Kunde von Hahn seinen 60sten Porsche entgegengenommen hat – natürlich mit einer Zeremonie im Zuffenhausener Werk und persönlichen Glückwünschen durch den Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Vorbildliche ModellstrategieIm Jahre 1976 wurde der damalige Porsche Händlerbeirat und heutige Porsche Händlerverband e.V. gegründet. Erster Vorsitzender war der geschäftsführende Gesellschafter der Hahn Gruppe (Stuttgart), Herr Otto Hahn. Der jetzige ZDK-Präsident Robert Rademacher (Schulz Gruppe, Essen) folgte ihm nach und übergab den Vorsitz für zwei Jahre an Herrn Dieter Metzger, der seiner Zeit Geschäftsführer des Porsche Zentrum München war. Seit April 2004 wird die Porsche Handelsorganisation, der 83 Händler in Deutschland angehören, vom Vorsitzenden Frank Menzel (Geschäftsführer der Porsche Zentren Bielefeld, Kassel und Erfurt) geführt. "Wir blicken auf eine erfolgreiche Zeit, vor allem nach der Umstrukturierung des Händlernetzes Anfang der neunziger Jahre zurück. Gemeinsam mit Porsche Deutschland versuchen wir, auch in Gremien wie dem After-Sales, Vertrieb und Marketing und betriebswirtschaftlichen Ausschuss den Markt, wie auch die Handelsorganisation, weiter zu entwickeln. Die vorbildliche Modellstrategie hat uns dies in den letzten Jahren erleichtert."Das wichtigste Gut: die unabhängigkeitDie Zeitschrift AUTOHAUS wird 50 – herzlichen Glückwunsch zu diesem runden Geburtstag! Der Begründer unserer Marke, Ferry Porsche, hatte gerade mal acht Jahre früher begonnen, den ersten Sportwagen zu bauen, der seinen Namen trug. 500 Exemplare wollte er ursprünglich davon herstellen. Auch wenn es dann doch ein paar mehr geworden sind, ist Porsche immer ein kleiner, exklusiver Hersteller geblieben, der das wichtigste Gut, die eigene Unabhängigkeit, mit Erfolg verteidigt hat.Heute steht Porsche besser da als je zuvor. Mit Boxster, Cayman, 911 und Cayenne verfügen wir über die attraktivste Produktpalette in unserer Unternehmensgeschichte. Dies schlägt sich in unseren Geschäftszahlen nieder: Mit 96.794 Fahrzeugen konnten wir im Geschäftsjahr 2005/06 weltweit einen neuen Absatzrekord erzielen. Und auch in unserem Heimatmarkt haben wir im letzten Geschäftsjahr mit 17.207 zugelassenen Porsche-Fahrzeugen einen neuen Rekordwert erzielt. Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Zahl im laufenden Geschäftsjahr erneut übertreffen werden. Impulse verspreche ich mir dabei vor allem vom Cayman-Basis-Modell sowie den neuen 911-Modellen Targa, Turbo, 911 GT3 und 911 GT3RS, die alle erst in diesem Jahr auf den Markt gekommen sind. Den nächsten großen Absatzsprung erwartet unser Unternehmen allerdings erst im Jahr 2009, wenn wir das viersitzige Sport-Coupé Panamera vorstellen. Die deutsche Handelsorganisation muss sich bereits heute auf den erwarteten Volumensprung durch diese Baureihe und die damit verbundene Vertriebs- und Geschäftssystem-Erweiterung vorbereiten. Unsere Händler, die in den letzten acht Jahren bereits mehr als 150 Millionen Euro in ihr Erscheinungsbild investiert haben, werden bis zur Einführung des Panamera nochmals in zweistelliger Millionenhöhe in die Porsche-Markenarchitektur investieren. Nur wer Wachstum generiert und sich gleichzeitig den ständig verändernden Anforderungen des Marktes und der Kunden stellt, wird auf lange Sicht Erfolg haben. Was unser deutsches Vertriebsnetz angeht, sind wir mit derzeit 84 Porsche-Zentren gut aufgestellt. Im Rahmen unserer Händlernetzentwicklung überprüfen wir permanent notwendige Optimierungsmaßnahmen, die wir im Einklang mit unserer Wachstums- und Professionalisierungsstrategie gemeinsam mit unseren Handelspartnern umsetzen. Gleichzeitig halte ich es für bemerkenswert, dass die große Mehrheit der Porsche-Handelsorganisation ordentliche Umsatzrenditen erzielt. Die übrigen Händler wollen wir mit nachhaltigen Prozessoptimierungen in die Lage versetzen, zu den Besten der Organisation aufzuschließen.Von unseren Handelspartnern wünsche ich mir weiterhin ein Höchstmaß an Kundenorientierung, ein qualitativ hochwertiges Leistungsspektrum, das den hohen Erwartungen unserer Kunden gerecht wird, sowie eine ständige Optimierung der betrieblichen Prozesse. Dann bin ich überzeugt, dass der Porsche-Motor auch in Zukunft auf Hochtouren laufen wird.

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