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Pkw-Neuzulassungen in Europa: Die Durststrecke dauert an

14.01.2021 10:00 Uhr
Pkw-Neuzulassungen in Europa: Die Durststrecke dauert an
Die EU-Zulassungszahlen lagen auch im Dezember im Minus.
© Foto: flowertiare/stock.adobe.com

Der europäische Pkw-Markt ist auch im Dezember geschrumpft, allerdings fällt das Minus kleiner als in den Vormonaten aus. Bis es wieder aufwärts geht, wird es aber wohl noch eine Weile dauern.

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Von Branchenberater und AUTOHAUS-Experte Detlef Borscheid

Der europäische Pkw-Markt ist im Dezember erneut geschrumpft – allerdings hat sich der Rückgang im Vergleich zu den beiden Vormonaten deutlich abgeschwächt. Insgesamt wurden in den Ländern der EU und EFTA (Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz) sowie in Großbritannien im Dezember 1,202 Millionen Pkw neu zugelassen. Das ist ein Minus von 4,7 Prozent im Vergleich zum Dezember 2019. Im Oktober und November 2020 lag das Minus noch bei 7,8 und 13,5 Prozent.

Betrachtet man das Gesamtjahr, wurden 2020 in Europa nurmehr 11,946 Millionen Pkw neu zugelassen. Das ist im Vergleich zu 2019 ein Absturz um 24,4 Prozent. Die Zahlen der einzelnen Länder haben sich im Jahresverlauf dabei sehr unterschiedlich entwickelt. Maßgeblich waren jeweils Dauer und Intensität der Lockdowns sowie die unterschiedlichen Hilfsmaßnahmen der Regierungen. Dass sich der Absturz im Dezember abgebremst hat, dürfte viel mit diesen Förder- und Konjunkturmaßnahmen zu tun haben. Bestes Beispiel dafür ist Deutschland, wo die auslaufenden Mehrwertsteuersenkungen die private Nachfrage beflügelt und die Neuzulassungszahlen nach oben katapultiert haben. Etliche Hersteller haben außerdem aufgrund des 95-Gramm-Emissionsziels vor Jahresende noch einmal zahlreiche Fahrzeuge in den Markt gedrückt, um ihre Flottenwerte zu senken.

Gewerbliche Nachfrage schwächer als Privatnachfrage

Besonders geschwächelt haben 2020 die gewerblichen Neuzulassungen. Diese sind in den fünf größten europäischen Märkten durch die Bank stärker abgerutscht als der Privatmarkt. Das lag vor allem am Rückgang der taktischen Neuzulassungen der Hersteller und dem coronabedingt deutlich schwächeren Geschäft der Autovermieter.

Starker Anstieg der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen

Der große Gewinner 2020 waren reine E-Autos (BEV) und Plug-in-Hybride (PHEV). Diese wurden in zahlreichen Ländern durch die Regierungen finanziell massiv gefördert. Gleichzeitig haben die Hersteller mit Blick auf ihre CO2-Flottengrenzwerte das Angebot im Jahresverlauf spürbar erweitert und zahlreiche Modelle mit zunehmend alltagstauglichen Reichweiten auf den Markt gebracht. Daneben hat sich auch bei der Ladeinfrastruktur viel getan. All das zusammen hat offenbar die Verbraucher überzeugt: Der Marktanteil von elektrifizierten Fahrzeugen ist über das Jahr hinweg kontinuierlich gewachsen und betrug im Dezember 11,4 Prozent bei BEV und 9,4 Prozent bei PHEV. Wie bereits angedeutet, haben im Dezember die Hersteller noch einmal zusätzlich viele Fahrzeuge in den Markt gebracht, um ihre CO2-Flottenziele zu erreichen. Der hohe Elektro-Anteil dieses Monats spiegelt das wider. Auf das Gesamtjahr bezogen kommen BEV auf 5,5 und PHEV auf 4,6 Prozent.

Prognose 2021: Erholung erst im zweiten Halbjahr

Wann die Rückkehr auf einen Wachstumskurs gelingt, lässt sich schwer vorhersagen. Jede Prognose für das laufende Jahr ist von großer Unsicherheit geprägt – und die Risiken überwiegen. Denn das Infektionsgeschehen ist in vielen Ländern weiterhin hoch. Viele Länder müssen daher an ihren strengen Regeln zum Infektionsschutz, die jegliches Wirtschaftsleben negativ beeinflussen, festhalten.

Daher ist in den meisten europäischen Ländern mit einer schwachen Nachfrage im ersten Quartal zu rechnen. Erst im zweiten Quartal scheint es realistisch, dass die Regierungen ihre gesundheitspolitischen Maßnahmen lockern. Frühestens dann kann sich die Wirtschaft langsam erholen und die Neuzulassungszahlen werden wieder steigen.

Nach dem Minus von 24,4 Prozent im Vorjahr werden die Neuzulassungen 2021 dann voraussichtlich um zehn Prozent steigen. Damit liegen sie weit unter Vorkrisenniveau. Die Spannbreite der Wachstumsprognosen für die einzelnen Länger liegt dabei zwischen drei und 14 Prozent – je nach Intensität und Dauer der Maßnahmen zum Infektionsschutz, dem Umfang der Konjunkturprogramme und den speziell auf die Automobilindustrie zugeschnittenen Förderprogrammen.

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