Rückschlag auf dem Pkw-Markt: Die Zahl der Neuzulassungen ist im Juli nach dem deutlichen Anstieg im Juni mit 236.393 Fahrzeugen wieder auf das Niveau vom Mai (230.635) zurückgerutscht. 13,8 Prozent beträgt das Minus zum Juni, als 274.152 Neuwagen auf die Straßen drängten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt das Minus sogar bei 24,9 Prozent. Damals kam die Branche mit Schwung aus dem Lockdown und erreichte nicht zuletzt dank der Mehrwertsteuersenkung mit 314.938 Einheiten knapp das Niveau des Vorkrisenmonats Juli 2019.
"Auch wenn wir es mit einem starken Vorjahresmonat zu tun haben – das Minus fiel im Juli 2021 deutlich höher aus, als erwartet. Für die Erholung des Pkw-Marktes im laufenden Jahr ist das ein Dämpfer", kommentierte Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) die Zahlen. In den Augen des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) ist der Rückschlag eine Spätfolge der Lockdown-Beschränkungen. Damals habe man deutlich weniger Aufträge geschrieben als sonst üblich, erklärte ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn. Das spiegle sich jetzt, wo die Bestellungen der Vormonate ausgeliefert werden, an den Neuzulassungszahlen wieder. "Das aktuelle Marktgeschehen wird dadurch jedoch nur bedingt wiedergegeben", betonte Peckruhn. Denn seit ungefähr zwei Monaten verzeichne man eine deutliche Auftragsbelebung. Treiber dafür sei unter anderem die verlängerte Innovationsprämie für E-Autos.
Chipmangel und Lockdown-Spätfolgen bremsen Neuzulassungen
Auch der VDIK berichtet von hohen Auftragsbeständen. Dass sich diese nicht schon jetzt bei den Zulassungszahlen bemerkbar machen, liegt laut VDIK-Chef Zirpel an den "andauernden Herausforderungen in der Lieferkette" – sprich am weltweiten Chipmangel, der ein zügigeres Abarbeiten der Bestellungen verhindert. Das Vorkrisenniveau ist damit weiterhin nicht in Sicht: 2.181.788 Pkw wurden von Januar bis Juli 2019 zugelassen – 2021 sind es nur 1.627.282.
Große Zuwächse gab es im Juli wie gewohnt bei den alternativen Antrieben. Reine E-Autos (BEV) und Plug-in-Hybride (PHEV) machten im Juli gemeinsam fast ein Viertel aller Neuzulassungen aus, wobei die BEV auf 10,8 Prozent (25.464 Fzg.) und die PHEV auf 12,8 Prozent (30.154 Fzg.) kamen. Das entspricht einem Plus von 51,6 und 57,7 Prozent. Zum Vergleich: Im Juli 2020 lag der kombinierte Marktanteil der beiden Antriebsarten noch bei neun Prozent.
Reine Verbrenner nahmen im selben Zeitraum den umgekehrten Weg: Der Anteil der Auslieferungen von Neuwagen mit Dieselmotor schrumpfte im Juli auf 19,7 Prozent. (Vorjahresmonat: 28,4 Prozent). Bei Benzinern brach der Marktanteil von 49 auf 39,4 Prozent ein.
Drei Gewinner und viele Verlierer
Entsprechend dem Gesamtmarkt-Minus gab es beim Blick auf die einzelnen Marken im Juli nur wenige Gewinner. Als einzige Fabrikate mit einem Zulassungsplus ragten Opel (+16 Prozent), Tesla (+140,9 Prozent) und Land Rover (+2,6 Prozent) aus der Minus-Tristesse der übrigen Marken hervor. Dass Tesla so hervorsticht, führen Experten übrigens auf die sehr unregelmäßigen Auslieferungszahlen der Kalifornier zurück.
Von den deutschen Fabrikaten verzeichnete VW mit minus 16,6 Prozent den geringsten Rückgang. Ford (-47,8 Prozent), Mercedes (-37,6 Prozent) und Smart (-30,1 Prozent) mussten deutlich mehr Federn lassen. Porsche (-17,9 Prozent), Audi (-23,3 Prozent) und BMW (-27,7 Prozent) kamen ein wenig glimpflicher davon.
Die größten Verluste bei den Importmarken verbuchten Ssangyong (-63,8 Prozent), Subaru (-50,2 Prozent), Jeep und Renault (jeweils -43,3 Prozent), Nissan (-43,0 Prozent), Honda (-42,0 Prozent) sowie Skoda (-41,0 Prozent). Die Tschechen fielen mit 5,5 Prozent Marktanteil erneut unter die "magische" Schwelle von sechs Prozent, auf die der Importeur in der Vergangenheit immer wieder stolz verwiesen hatte. Stärkste Importmarke blieb Skoda dennoch – Verfolger Hyundai kam auf 4,3 Prozent. Bei den deutschen Fabrikaten lag wie immer Platzhirsch VW mit 21,1 Prozent vorne.
Private Zulassungen sacken ab
Beliebtestes Segment waren wieder einmal die SUV mit 24,6 Prozent Marktanteil (-15,5 Prozent), gefolgt von der Kompaktklasse mit 18,0 Prozent (-35,8 Prozent) und den Kleinwagen mit 14,5 Prozent (-27,0 Prozent). Wachstum gab es einzig bei den Minis: Diese legten um 8,6 Punkte auf 6,3 Prozent Marktanteil zu.
Der Löwenanteil der Neuzulassungen im Juli entfiel mit 65,1 Prozent auf Unternehmen, der Privatmarkt kam dementsprechend auf 34,9 Prozent. Dessen Minus fiel dabei mit 36,2 Prozent mehr als doppelt so groß aus wie die Einbußen bei den gewerblichen Kunden (-17,1 Prozent). Genauso groß wie dort ist auch das Minus bei den Besitzumschreibungen von gebrauchten Pkw: Nur 619.633 Fahrzeuge wechselten im Juli ihren Besitzer, im Juli 2020 waren es noch 747.831.
Hermann Bavaria