Erlkönig-Jäger mit Teleobjektiven wurden keine gesichtet. Aber im beschaulichen Grenzland zwischen der Pfalz und dem Elsass vermuteten die Auto-Paparazzi vermutlich auch keine geheimen Ausflüge. Was hätten sie auch erwischt? Kleinwagen im verpixelten Tarn-Outfit mit einer optischen Aussage, die gegen Null tendiert. Denn der Reiz des Neuen lag hier unter der beklebten Oberfläche verborgen: die Premiere des 1,0-Liter-Dreizylinders zusammen mit dem Sechsganggetriebe in der fünften Generation des Corsa.
Wenige Monate vor der Weltpremiere in Paris hatten die Ingenieure von Opel zu einer als "Validation Drive" angekündigten Testfahrt eingeladen. Mit anderen Worten: Man schlüpfte in die Rolle eines Prüfers, um in einem Prototyp die Abstimmung zwischen Motor, Getriebe und Fahrwerk in der Feinschliffphase zu bewerten.
Aus Rüsselsheim war eine kleine Corsa-Flotte angereist, bestehend aus mehreren der künftigen Drei- und Fünftürer sowie – für Vergleichsfahrten – das Sondermodell Corsa Energy mit dem 1,2-Liter Benziner (51 kW / 70 PS) und einem 1,4-Liter-Modell der Baureihe (74 kW/100 PS). Nicht nur, dass Details der äußerlichen Gestaltung des neuen Corsa verborgen blieben. Auch das Armaturenbrett samt Anzeigen war noch von Sichtblenden neugierigen Blicken entzogen. Immerhin: Das sichtbare Display-Element auf der Mittelkonsole scheint man vom Lifestyle-Star Adam her zu kennen. Im Ungefähren bleiben auch noch die exakten Maße des derzeit knapp vier Meter langen Fahrzeugs, ebenso wie sein Gewicht.
Dass der nächste Corsa durchaus leichter ausfallen könnte, liegt auch an seinem Triebwerk, dem 1,0-Liter Ecotec Benzindirekteinspritzer in Voll-Alu-Bauweise, der bereits für den Adam erhältlich ist. Von den zwei Ausbaustufen der neuen Dreizylinder-Generation war für die Prüffahrten zunächst nur die größere mit 85 kW / 115 PS dabei, der kleinere leistet 67 kW / 90 PS. "Fun to drive", schwärmte Werner Joeris, leitender Entwicklungsingenieur für die Corsa-Reihe, von den drei Brennkammern in Kombination mit dem neuen Sechsganggetriebe. Seine Begeisterung ließ sich bei den ersten Ausfahrten durchaus nachvollziehen. Dreizylinder gehören längst zum Standard im Kleinwagen-Segment, siehe Volkswagen, Ford oder Peugeot.
Vibrationsarm und leise
Dass die kleinen Motoren, die auch von den aktuellen Downsizing-Technologien profitieren, ihr einstiges Nähmaschinen-Image abgelegt haben, belegt eindrucksvoll der Ein-Liter-Motor. Als Opel-Basisaggregat entwickelt der kleine Turbo ein Drehmoment von achtbaren 170 Nm und hängt in dieser Disziplin auch größere Saugmotoren wie den 1,4-Liter ab. Der aufgeladene Dreizylinder unter der verklebten Motorhaube ist dank optimierter Dämmung nicht nur vibrationsarm, sondern auch erstaunlich leise. Verbindliche Verbräuche, welche die NEFZ-Norm erfüllen, stehen zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht fest. Aber bei den flotten Ausflügen im Corso der Vermummten verlangte der Benzindirekteinspritzer noch knapp sieben Liter.
Phil T.