Volvo Klubb90 Tour: Neue Marketingstrategie fürs Business

Volvo hat sich 2014 entschlossen, künftig weltweit nur noch auf drei Automobilmessen auszustellen. Statt das Marketinggeld bei der IAA zu verschleudern, will die Marke mit anderen Konzepten näher zum Kunden. Im letzten Jahr wurde als erste Maßnahme das "Volvo Forum" vorgestellt, ein mobiles Markenhaus, mit dem seit Monaten besondere Veranstaltungen für die Kundenklientel wie zum Beispiel Ärzte- oder Architektenkongresse, die Interboot oder die Buchmesse besucht werden. Die "Volvo Klubb90 Tour" ist nun ein weiteres Element in der neuen Marketingstrategie. Fünf Sattelzüge, ein 7,5-Tonner und 60 Mitarbeiter bringen einen exklusiven Event-Baukasten in zehn Städte quer durch die Republik, um dort die neuen Topmodelle des schwedischen Premiumherstellers zu präsentieren. Skandinavisches Interieur "to go" Dabei sind die skandinavisch geprägten Präsentationsmittel genau vorkonfiguriert, um damit quasi über Nacht eine vormals leere Halle in eine eindeutig Volvo-like ausstaffierte Location zu verwandeln. "Dieses Raum-im-Raum-Konzept transportiert hervorragend unser skandinavisches Verständnis von Luxus und Innovationen. Auf 729 Quadratmetern präsentieren wir die neuen Volvo S90 und Volvo V90 sowie deren fortschrittliche Technik in jeder Hinsicht. Besucher können sich nicht nur informieren, sondern in die Volvo Welt eintauchen und diese selbst erleben", erläutert Volker Brien, Direktor Marketing Communications bei Volvo Car Germany (VCG). Von der früheren Großmarkthalle in Hamburg über die Kleinflugzeughalle am Flughafen Hannover bis zur Kulturhalle in München waren viele für Fahrzeugpräsentationen ungewöhnliche Veranstaltungsorte dabei, die dank des Baukastens aber in "Volvo-Orte" umgerüstet werden konnten. Ein Konzept, das ankam: 7.000 Anmeldungen von Kunden gab es für die "Volvo Klubb90 Tour", mehr als die Hälfte davon (3.700) waren von Händlern eingeladen. Die anderen konnte sich über die Volvo Webseite anmelden. Mit 30 Euro pro Person mussten die Partner sich an den Kosten beteiligen. Nach Auskunft des Importeurs lagen die Kosten pro Gast bei zirka 250 Euro. Danach ließ sich der Importeur die Präsentation zirka 1,75 Mio. Euro kosten. Für Kunden und Verkäufer genutzt Die aufwändige Installation wurde aber nicht nur für die Kundenpräsentation genutzt. Vor dem Start der jeweiligen Veranstaltung um 18.30 Uhr wurden tagsüber die Verkäufer der Autohäuser der jeweiligen Region an den Stationen und Modellen geschult. Denn der neue S90 und der neue V90 sollten nicht nur drei (Limousine) bzw. fünf Monate (Kombi) vor Marktstart gezeigt werden. "Unsere Zielsetzung ist es, Vorbestellungen zu generieren", erläuterte VCG Geschäftsführer Thomas Bauch. Wie vor dem Marktstart des SUV XC 90 sollten es möglichst 3.000 werden. Ein sportliches Ziel, denn anders als beim SUV gab es in der Volvo-Modellpalette für die beiden Neuen kein entsprechendes Vorgängermodell. Mit der 90er Limousine und dem 90er Kombi tritt Volvo praktisch neu in die Business Class der oberen Mittelklasse ein. "Für unseren weltweiten Wachstumsplan ist der Erfolg der neuen Limousine bzw. des neuen Kombis überaus wichtig. Das macht eine frühe, gezielte Ansprache von Interessenten notwendig - insbesondere auch von Geschäftskunden, die bisher in diesem Segment nur in eingeschränktem Maße zu den Volvo-Kunden zählten", so ein Sprecher. Volvo rechnet mit 40 Prozent Fremdkunden. Fokus auf Geschäftskunden So gab es denn auch gleich am Eingang zur Event Location einen Stand des Volvo Business Centers. Vier Erlebnisinseln widmeten sich darüber hinaus einzelnen Themenbereichen wie dem skandinavisch geprägten Design, der Drive-E Motorengeneration und dem effizienten Plug-in-Hybridantrieb T8 Twin Engine, sowie dem Infotainment- und Fahrzeugbediensystem Sensus. Die Fahrzeuge wurden per Video von Chefdesigner Thomas Ingenlath persönlich präsentiert, bevor die Tücher abgenommen wurden und die potenziellen Kunden die Fahrzeuge sehen und probesitzen konnten. Schlange vor der HoloLens-Brille Für das Produkterlebnis mit der Augmented-Reality-Brille "HoloLens" stand ein separater, 15 Quadratmeter großer Raum zur Verfügung. Davor bildete sich dann auch eine regelrechte Schlange. Denn nur vier Personen konnten gleichzeitig die Brille ausprobieren. Nur mit der Brille sichtbar wurden die IntelliSafe-Sicherheitssysteme gezeigt, mit denen die neuen Volvo-Modelle ausgestattet sind. Der Stau-Assistent Stop & Go zum Beispiel bremst das Fahrzeug bis zum Stillstand ab und fährt automatisch wieder an, der neue Pilot Assist erlaubt sogar teilautonomes Fahren bis zu Geschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern. Die Produktpräsentation mit der "HoloLens"-Brille resultiert aus einer Zusammenarbeit der Volvo Car Group mit Microsoft. Die beiden Unternehmen wollen gemeinsam neue Automobiltechniken entwickeln. Im November 2015 hatten Volvo und Microsoft im US-amerikanischen Redmond gezeigt, wie die Brille die Art der Fahrzeugpräsentation von Autos in Zukunft verändern könnte. Bei der Klubb90 Tour konnte der interessierte Betrachter davon einen Eindruck gewinnen. Revolutionär war dieser allerdings noch nicht. Aktuell ist sicher mit einem wesentlich einfacher darstellbaren Video die neue Technik besser zu zeigen. Bis die Brillen im Handel zum Einsatz kommen, dauert es dann wohl auch noch zwei, drei, vier Jahre, meinte der Projektverantwortliche Patrick Wendt. Ein guter Gag, der Interessenten anzieht, ist es aber auf jeden Fall. Kurzfassung Volvo will weltweit nur noch auf drei Automobilmessen ausstellen und stattdessen mit besonderen Konzepten näher an den Kunden ran. Mit einem neuen Raum-in-Raum-Konzept zeigten die Schweden ihre neuen Business-Class-Modelle in zehn Städten quer durch die Republik.

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