Ein großer Idealist ist von uns gegangen. Einer mit einer ganz besonderen Berufung, nämlich 40 Jahre lang ehrenamtlich für das Auto-Gewerbe "unterwegs", auf Wanderschaft zu sein. Bernhard Enning, Automobilunternehmer aus Recklinghausen, aufgewachsen im elterlichen Autohaus als VW-Großhändler, als Porsche-Händler – er hatte auch in dieser Aufgabe eine bewegte Vergangenheit zu gestalten. Er gehörte zu jener Spezies von Autohändlern, die dem Hersteller zu arg vertrauen. Biblisch formuliert: Selig sind die, die misstrauen, denn sie haben viel Unheil abgewendet.
Dennoch, das war ein besonderes Prädikat von Bernhard Enning, er blieb bis zu seinem Tode durch und durch Automobilist und besuchte bis zuletzt als interessierter Teilnehmer diverse Branchenveranstaltungen. Einer der Spezies "Benzin im Blut"! Jetzt brachte er auch noch die glückliche Besonderheit mit, dass sein Geburtstag, am 14. September, Jahr für Jahr während der IAA oder der Automechanika stattfand. Und dazu hatten wir mit ihm vor allem im Hessischen Hof in Frankfurt einmalige Begegnungen. Ein blühender, immer mit frohem Herzen agierender "Bernhard"! Seine Kondition bezog er über seine Aktivitäten auf schmalen Skiern. Auch beim Wasalauf mischte er aktiv mit.
Aufgefallen ist er schon mit jüngeren Lebensjahren durch sein Engagement im Kfz-Landesverband Nordrhein-Westfalen. Er fungierte dort von 1982 bis 1990 als Präsident. Das war sein Sprungbrett an die Spitze im ZDK. NRW via ZDK! Von 1990 bis 1996 wirkte er für zwei Perioden als 13. ZDK-Präsident. Welch ein Pensum! In seine Ära fiel das große friedliche Geschenk, die Wiedervereinigung, und damit die Integration der Verbände aus den Neuen Bundesländern unter einem Dach. Um das zusammenzuführen, war er vor Ort unermüdlich aktiv im Einsatz. Wie viele Kilometer war dieser Mann auch des Nachts in dieser historischen Zeit für die Branche, für den ZDK unterwegs! Ich habe ihn oft bewundert, wo er überall auftauchte. Er hält sicher unter den ZDK-Präsidenten den selbstgefahrenen Kilometerrekord. Das schafft eben nur ein Idealist, einer, der mit viel Freude sein Amt lebt. Er könnte hier aktuell manchem Politiker zum Vorbild dienen!
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
Bernhard Enning erhielt für sein außerordentliches ehrenamtliches Engagement das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Es leuchtet oben in seinem Bild am "linken Revers", obwohl er im Bundesvorstand des Wirtschaftsrates der CDU auf dem "rechten Flügel" stürmte. Das Kfz-Gewerbe zeichnete ihn in großer Wertschätzung mit der Goldenen Ehrennadel des ZDK aus.
Abermals, die Enning-Präsenz war atemberaubend. Zu Lasten von wem? Zu Lasten von was? Bernhard Enning, er war einfach da. Man mochte ihn. Warum? Bernhard Enning war Herzensmensch. Immer offen, immer ansprechbar, die Liebenswürdigkeit in Personam, gepaart mit dem großen Prädikat gütigen Wirkens. Bernhard Enning saß auch im Präsidium und Verwaltungsrat der DAT, im Dekra-Beirat, im VdTÜV-Kuratorium.
Zu gerne erinnern wir uns, mit welchem Impetus er 1992 uns, voran ZDK-Geschäftsführer Ingo Meyer, die BFC-Calw-Aktivisten Martin Sauer und Sigfried Russ zum internationalen Verbund zur Northwood-University in Amerika anhielt. Dieser internationale Studienverbund wird bis heute in Spitzenjahren von 27 jungen Studentinnen und Studenten der BFC Northeim wahrgenommen. Einer brachte final seine Lebenspartnerin aus Amerika mit. Bernhard Enning, der vielfältige, auch unmerkliche Brückenbauer, er schuf eben auch bleibende Glücksmomente!
Entscheidend ist die gute Tat
Eine sehr persönliche und doch so wichtige Anmerkung sei zu seiner Charaktergröße erlaubt. Wie Bernhard Enning sich über Jahre um die Pflege seiner erkrankten Frau Elfi gekümmert hat, auch darin erkennen wir seine persönliche, seine menschliche Größe, seine Herzenssprache. Entscheidend ist die gute Tat!
Seine Heimatstadt Recklinghausen richtete für ihn am 24. September 2019 im Großen Sitzungssaal des Rathauses zum 80. Geburtstag einen Empfang aus. Prof. Dr. Carl Horst Hahn (93!), ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Volkswagen – in Sachen Vorbild mit Stil ein Geistesbruder zu Bernhard Enning – hielt die Laudatio!
Bernhard Enning, die Auto-, bald Mobilitätsbranche tituliert, dankt Ihnen für ihr großartiges (menschliches) Branchenwirken. Sie haben so viele Brücken gebaut und Ost und West in der Auto-Branche wirkungsvoll und harmonisch zusammengeführt. Respekt und Dank! Sie haben damit auch einen wichtigen Beitrag für unsere Demokratie geleistet!
Ihren Kindern Sabine und Thomas und deren Familien sind wir alle in ganz besonderer Wertschätzung für das große Lebenswerk des Vaters sehr dankbar und herzlich verbunden. Wir verneigen uns vor einem großen Idealisten: Bernhard Enning!
Bernhard Enning verstarb am 16. Mai 2024 plötzlich und unerwartet in Zell (Mosel). Er wurde 84 Jahre alt.
Wilhelm Hülsdonk