Kestenholz Gruppe: Nach dem Stabwechsel

Die Kestenholz-Gruppe ist mit vier Standorten in Freiburg, Bad Säckingen, Lörrach und Weil am Rhein der führende Mercedes-Benz-Vertreter in Südbaden und seit Juli dieses Jahres am Standort Koblenz (Rheinland-Pfalz) vertreten. Ebenso wirkt die Gruppe mit fünf Standorten in der Schweiz, dominant in Basel, mit zentralem Firmensitz im Stadtteil Pratteln. Die Firmenleistung der 731 Mitarbeitenden, davon 126 Auszubildende, per 31. Dezember 2021: jährlich ca. 7.000 Fahrzeugverkäufe, 84.190 Werkstattbesuche, gebündelt in einem Gesamtumsatz von 433 Millionen Schweizer Franken. 46.140 Kunden fahren einen Mercedes von Kestenholz und zeichneten 2021 die Kestenholz-Gruppe mit einer Kundenzufriedenheit von 97,9 Prozent aus. Die vorzüglich gestaltete Unternehmenspräsentation im Internet sowie das thematisch vielseitige wie im Design einmalige Kestenholz-Kundenmagazin sollte der geneigte Leser impulsierend direkt übers Netz aufnehmen (www.kestenholzgruppe.com/de/unternehmen/kundenmagazin-online). Ebenso die aktive Umsetzung zum 70-jährigen Firmenjubiläum, das aktuell gefeiert wird (www.kestenholzgruppe.com/de/kestenholzsommer). 30 Jahre lang führten Stephan und Peter Kestenholz das Unternehmen. Bis zum 1. Januar 2020 stand Stephan Kestenholz dem Unternehmen als CEO vor. So wie sein Vater mit 65 den Führungsstab an seine Söhne weiterreichte, so stand für Stephan Kestenholz (65) fest: Zum 1. Januar 2020 räume ich mein Büro und mein Sohn Thomas (35) übernimmt die Verantwortung für das operative Geschäft. Peters Sohn Daniel ist für die Immobilien des Unternehmens zuständig. 13 Jahre Vorbereitung stehen für diese neue Realität, dem Wirken für die dritte Generation. 2007: "Elefant One" Stephan Kestenholz, von jung an praktizierender Oldtimer-Restaurator, unterhält seit 2018 mit seiner Gruppe in Pratteln eines der ansprechendsten Classic & Sportcar-Centers Europas. Ergo: Er geht gerne mit einem Oldtimerexemplar auf Abenteuerreise. So auch im Jahre 2007. Jedes Abenteuer hat immer so viel Chance auf Sieg wie auf Niederlage. Was, wenn die Niederung überwiegt und er von dieser Reise 2007 nicht mehr zurückkehrt? Genau diese Grundüberlegung, Risikoabsicherung führte zu diversen Maßnahmen bzw. Konsequenzen. Stephan Kestenholz hat neben seinen einmaligen kommunikativen Gaben eine starke Unternehmer-DNA und ein Faible für Analytik, Strategie und klare Organisation, geleitet vom Prinzip Einfachheit. Und so verfasste er das Erstkonzept. Er gab diesem den Namen "Elefant One" - langlebig, dickhäutig. Es wurde nun unmittelbar der Verwaltungsrat erweitert und das u. a. mit einer Persönlichkeit, die für beide Familien im Fall der Fälle für Ausgleich und für die CEO-Nachfolge sorgen kann. Es wurden in Folge Eheverträge geschlossen, die die Versorgung der Ehefrauen sicherten. Es wurde dann in der Phase 2008/2009 eine organisatorische Neustrukturierung eingezogen, indem die Kestenholz-Betriebsgesellschaft und die Kestenholz-Immobiliengesellschaft geschaffen wurden. Familieninterne Nachfolge Für die Nachfolge im Hause Kestenholz kamen die Söhne von Peter und Stephan - Daniel und Thomas - infrage. Stephan Kestenholz: "Das ist der erste Schritt in der Nachfolgeüberlegung. Wer kommt infrage? Die Nachfolger müssen wollen. Und dieser Wille muss vielfach spürbar sein. Ansonsten machen alle weiteren Schritte wenig Sinn. Und dann braucht der bzw. brauchen die Nachfolger eine sehr gute Ausbildung, und zwar auf breiter Basis, möglichst nicht im eigenen Betrieb." Thomas Kestenholz machte bei der Emil-Frey-Gruppe den Mechatroniker. Dann die eidgenössische Verkäuferausbildung, inkl. Lkw-Führerschein. Dann stand das Studium an der BFC in Calw an. Danach der Bachelor an der Northwood-University (USA) und ein Jahr später der Masterabschluss englischsprachig in Australien. Und mit diesen "Pfunden" kam Thomas 2011 ins Unternehmen zurück. CEO Stefan Kestenholz überließ es nun seinem Sohn Thomas, in welchem Autohaus er die Geschäftsführung antreten wolle. Dieser entschied sich für den Standort Lörrach, der seit 1996 zur Gruppe gehört. Die dortige MB-Dependance arbeitete eng mit der MB-Niederlassung Freiburg zusammen. Und Thomas Kestenholz entwickelte dazu einen gelebten engen Verbund, der 2016 Wirkung zeigen sollte. 2017: "Elefant Due" Durch den vorzeitigen Ruhestand von Peter Kestenholz im Januar 2014 entstand neuer Regelungsbedarf. Das reichte von der Entwicklung des Wertes der Holdingaktie und deren Bezahlbarkeit für die Nachfolger, den Auswirkungen auch bei der privaten Vermögensteuer sowie der Entscheidung, dass die beiden Söhne Daniel und Thomas im operativen Bereich arbeiten und die beiden Töchter Michelle und Tanja keine Führungsaufgaben im Unternehmen wahrnehmen werden. Sie sollen an der Immobilien AG, die zuvor aus der operativen Holding in das Privatvermögen überführt wurde, beteiligt werden. Auch dafür galt es im Detail spezifische Regelungen zu treffen. Auch über ein Steuerruling mit der Steuerverwaltung im Kanton Basel-Landschaft. Außerdem waren hierzu die Banken zu instruieren und die Finanzierungsmöglichkeiten abzuklären. Sohn Thomas war in Folge bei all diesen Bankengesprächen dabei. Übernahme in Freiburg Es ist ein offenes Geheimnis, dass für diese Freiburger Perle 2015/2016 mehrere Bewerber ihre Kaufoption abgaben. Diese Akquisitionsberichte sind wahre Doktorarbeiten! Es spricht für die konzeptionelle Brillanz, mit der Stephan Kestenholz derartige Dimensionen angeht. Stephan Kestenholz: "Ich hatte da kalte Füße. Schließlich wäre mit der Übernahme der MB-Niederlassung bei Erfolg eine Verdoppelung unseres Umsatzes verbunden. Und ich darf sagen, ich war ja 60 Jahre alt. Ich hätte das ohne die Perspektive in der Nachfolge für meinen Sohn Thomas nicht mehr gemacht. Und da haben wir wirklich eng und konzeptionell sehr gut zusammengearbeitet. Ja, Thomas war von dieser Perspektive so angetan, dass auch ich stets mit großer Intention dabei war. Zu diesem Zeitpunkt fungierte ich noch als CEO, das operative Geschäft in Deutschland hat Thomas von 2016 bis 2020 zusammen mit dem Niederlassungsleiter Volker Speck mit Erfolg gemanagt. Das operative Geschäft in der Schweiz steuerte mein Schwager Hansruedi Stebler. 2019: Elefant Finale 2.0 2019 fixierte Stephan Kestenholz sein drittes "Nachfolgepapier": "Wir wollen mit der Nachfolgeregelung in der dritten Generation wieder eindeutige und klare Strukturen schaffen. Das operative Geschäft soll auch in der nächsten Generation nicht durch zusätzliche Familienmitglieder verwässert werden. Thomas Kestenholz soll das operative Geschäft leiten, Daniel Kestenholz das Immobiliengeschäft verantworten. Er ist damit für die Investitionen in all den Neu- und Umbauten zuständig. Langfristig sollen alle Erben eine Dividende aus der Immobiliengesellschaft erhalten." Ein Jahr vor der Übernahme wurden auch die Mitarbeitenden über die Nachfolgeregelung eingehend instruiert. Ebenso die verantwortlichen Manager bei MB in Deutschland und in der Schweiz. Die Banken waren seit "Elefant One" im Entwicklungsprozess involviert. Stephan Kestenholz wird künftig als Präsident des Verwaltungsrates fungieren: "Das sind drei Veranstaltungen pro Jahr. Da bin ich gerne dabei!" Der familiäre Dialog wird sicher häufiger stattfinden. Fazit: Die Erfahrung zeigt, dass die Suche nach dem geeigneten Nachfolger den ersten wichtigen Schritt darstellt. Konzeptionell stehen viele Details dahinter. Sie brauchen Zeit. Also, rechtzeitig beginnen. Einmal mehr zeigt die Thematik, wie wichtig Vertrauen und der systematische Aufbau sind. Ein guter Unternehmer zeichnet sich eben auch dadurch aus, dass er rechtzeitig für eine erfolgreiche Nachfolge sorgt.

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