Copart: Konsequente Digitalisierung

AH: Herr El-Toufaili, Copart macht einen Umsatz von fast vier Milliarden Dollar und beschäftigt weltweit rund 10.000 Mitarbeiter. Wie sieht das Geschäftsmodell aus? O. El-Toufaili: Copart betreibt eine globale Online-Auktionsplattform zur Vermarktung von Fahrzeugen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verkauf von Unfall- und Gebrauchtfahrzeugen. Copart Deutschland bezieht die Fahrzeuge von Versicherungen, Flottenbetreibern, Autovermietern und Privatpersonen. Aktuell zählen zu dieser Gruppe verstärkt auch Autohäuser. AH: Was ist das Erfolgsrezept des kalifornischen Firmengründers Willis J. Johnson seit dem Marktstart 1982? O. El-Toufaili: Ein absoluter Meilenstein und Erfolgsfaktor ist die konsequente Digitalisierung des Unternehmens: Copart Online-Auktionen gibt es nun schon seit 1998 - nur drei Jahre nachdem Ebay gegründet wurde. Drei Punkte machen die Marke Copart unvergleichlich und weltweit erfolgreich: Technologieoffenheit, absolute Kundenorientierung und strategischer Weitblick. Als Unternehmer verkörpert Willis J. Johnson die Werte, die auch unsere Mitarbeitenden und Geschäftspartner an Copart schätzen: Copart steht für ausgeprägte Kundennähe, wir erkennen und antizipieren Kundenbedürfnisse und setzen sie konsequent um. Ein Unfallwagen ist für uns ein wertvolles Asset, das wir behandeln wie ein rohes Ei: Der gesamte Copart Prozess zielt darauf ab, diesen Wert zu erhalten, zu steigern und per Remarketing eine maximale Wertschöpfung zu erzielen. Der Fahrzeugzustand wird aufwändig dokumentiert und bleibt unverändert oder wird verbessert. Deshalb erzielen unsere internationalen Online-Auktionen auch Top-Verkaufserlöse. Neun Vermarktungsplätze AH: Wie ist Copart in Deutschland inzwischen aufgestellt? O. El-Toufaili: Bei der Positionierung blicken wir immer über den Tellerrand hinaus: Copart macht es einfach, für jedes Fahrzeug den geeigneten Endkonsumenten zu finden. Wir bringen Angebot und Nachfrage direkt online zusammen. Dabei realisieren wir höhere Verkaufspreise, da wir einzelne Handelsstufen übergehen können. Eine klassische Win-win-Situation für alle Beteiligten. Copart betreibt bundesweit neun Vermarktungsplätze inklusive eigener Logistikflotte, bestehend aus rund 50 Mercedes Trucks sowie eigener Fahrer. Dazu kommen die Kollegen in der Copart Deutschland Zentrale in Düsseldorf, insgesamt sprechen wir von rund 300 Mitarbeitenden. Auf der Online-Auktionsplattform copart.de kaufen in Deutschland mehr als 10.000 interessierte Aufkäufer Fahrzeuge. AH: Macht die Vermarktung von Unfallfahrzeugen auch in Deutschland den größten Teil des Umsatzes aus? O. El-Toufaili: Der Hauptteil unseres Umsatzes in Deutschland stammt aus der Vermarktung von Unfallfahrzeugen, jedoch erweitern wir ständig unser Portfolio um technisch beschädigte Fahrzeuge und solche mit hohem Kilometerstand. AH: Von welchem Volumen sprechen wir? O. El-Toufaili: In diesem Geschäftsjahr wird Copart Deutschland rund 50.000 Fahrzeuge vermarkten. Immer mehr Autohändler AH: Wer gehört zu Ihren Kunden? O. El-Toufaili: Stark steigend ist aktuell das Geschäftsfeld Autohäuser: In nur zwei Monaten konnten wir bereits 500 Fahrzeuge erfolgreich vermarkten und der Kurs steht weiterhin klar auf Wachstum. Fast alle führenden Kfz-Versicherer, Unternehmen mit großen Kauffuhrparks, Autovermieter und Leasinggesellschaften sowie Privatpersonen gehören zu unseren Kunden. AH: Wie reif ist der deutsche Markt inzwischen für B2B-Auktionen? O. El-Toufaili: Der deutsche Markt hat aus unserer Sicht B2B-Auktionen gut angenommen und nutzt diese seit vielen Jahren. Full Service aus einer Hand AH: Sie bieten Ihre Dienstleistung auch dem deutschen Handel an. Was sind die wichtigsten Argumente, auf eine B2B-Vermarktungsplattform zu setzen? O. El-Toufaili: Schnelligkeit beim Wiederverkauf, Revisionssicherheit, idealtypisch Full Service aus einer Hand - willkommen bei Copart! AH: Warum ist der deutsche Markt hier eher zurückhaltend? O. El-Toufaili: Der deutsche Markt ist kein klassischer Auktionsmarkt wie zum Beispiel USA oder UK. In diesen Märkten sind die B2B-Auktionen gegründet worden und fester Remarketing-Bestandteil. AH: Warum sollte ein Händler mit Ihnen zusammenarbeiten? O. El-Toufaili: Mit unserem Trade-In-Tool geben wir Autohäusern die Möglichkeit, garantierte Preise an ihre Kunden zu kommunizieren: Innerhalb von zwei Minuten, vollständig digital und 24/7 abrufbar. Je nach Anforderungen können Autohäuser das leistungsstarke Trade-In-Tool auf ihrer Website integrieren und exakt nach eigenem Bedarf individualisieren. Speziell für Händler minimieren wir den Verkaufsaufwand. Bargeldzahlungen oder das aufwändige Zeichnen von Verkaufsverträgen gehören der Vergangenheit an, das trifft auch auf Reklamationen zu. Neben den genannten allgemeinen Vorteilen einer B2B-Auktion steht Copart für zügige bundesweite Fahrzeugabholungen. Im Normalfall holen wir Fahrzeuge innerhalb von drei Werktagen ab. Das verbessert die Wirtschaftlichkeit, indem es die Kosten für Standorte senkt und die notwendigen Stellflächen minimiert. AH: Geht es mehr um die Einlieferung oder den Einkauf? O. El-Toufaili: Um beides gleichermaßen. Wir wollen Handelsplattform für Zu- und Abverkauf sein. AH: Wie kann ein Händler bei Ihnen Fahrzeuge einkaufen? O. El-Toufaili: Notwendig ist eine Online-Registrierung für die Teilnahme an wöchentlich fünf Auktionen mit jeweils zwei Lanes: Der Registrierungsprozess besteht aus drei schnellen, transparenten Schritten und dauert weniger als zehn Minuten. Zugang zu einem globalen Markt AH: Was ist der Vorteil von digitalen Auktionen? O. El-Toufaili: Online-Auktionen erweitern den Zugang zu einem globalen Markt und ermöglichen es uns, unser Angebot mit einem breiten Publikum zu teilen. Der Kundenvorteil ist die Möglichkeit, jederzeit und von überall aus teilzunehmen. AH: Wie lauten die mittelfristigen Pläne von Copart in Europa? O. El-Toufaili: Als wachsendes Unternehmen schauen wir uns den europäischen Markt und insbesondere die angrenzenden Volumenmärkte an und entscheiden, wo es zukünftig Sinn machen kann, Copart zu etablieren. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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