Von AUTOHAUS-Redakteurin Doris Plate
Große Sorge beim Präsidenten des Verbandes der deutschen Jaguar Land Rover Vertragspartner (VDJL): Jaguar Land Rover Deutschland (JLRD) lädt derzeit Händler zu so genannten "strategischen Unternehmertreffen" ein und will diese in kleinen Runden davon überzeugen, Änderungen an bestehenden Abmachungen vorzunehmen. Nicht eingeladen sind Vertreter des VDJL. "Selbstverständlich steht es dem Hersteller frei, mit seinen Vertragspartnern Gespräche zu führen, dagegen erhebt auch der Verbandsvorstand keine Einwände. Was wir jedoch ganz und gar nicht akzeptieren können, ist, dass der Vorstand und damit das aus der Händlerschaft demokratisch gewählte und damit legitimierte Gremium durch die gewählte Vorgehensweise übergangen werden soll", kommentiert VDJL-Präsident Rolf Weinert das Geschehen.
Variable Marge in freiwillig gezahlte Boni umwandeln
Worum es geht, ist durchaus brisant. Der Importeur möchte unter anderem gerne eine Änderung des Margensystems erreichen. Er strebt an, Teile der variablen Marge in lediglich freiwillig gezahlte Boni umzuwandeln. "Dies ist ein gravierender Schritt, denn damit würde der Hersteller die aktuelle Verpflichtung, bei der Ausgestaltung jedes Margenleitfadens zwingend die Interessen des Handels berücksichtigen zu müssen, aushebeln", erläutert Weinert. Nach Auffassung der Verbandsjuristen kann sich JLRD nicht einseitig von der aktuellen Margenregelung lossagen. Hierzu wäre die schriftliche Zustimmung jedes einzelnen Händlers erforderlich. Und die versucht JLRD nun zu bekommen. "Mit der freiwilligen Bonuszahlung würde der Importeur ein Instrumentarium in die Hand bekommen, Händler je nach Interessenlage von Zahlungen auszuschließen", befürchtet Weinert. Hinzu käme, dass zusätzlich zur Margenänderung die Einführung einer permanenten Bevorratung von 30 Prozent der unterschriebenen Jahreszielvereinbarung geplant sei. Das würde die ohnehin schon schwache Umsatzrendite des Handels noch weiter unter Druck bringen.
Investitionen schützen
Wegen der aktuellen Vorgehensweise sieht der VDJL-Präsident sich gezwungen, nochmals darauf hinzuweisen, dass das im derzeitigen Vertrag vorgesehene Mitspracherecht des Händlerverbandes u.a. bei den Margenleitfäden, aber auch zum Beispiel bei den Jahreszielvorgaben kein Geschenk des Herstellers sei. Im Gegenzug habe der Handel auf 0,5 Prozent Marge verzichtet und zugestimmt, dass zwei Prozent der Fix-Marge in einen variablen Bestandteil umgewandelt wurden. Das geschah in Zeiten, in denen der Absatz der Marken ständig wuchs, die Handelsrendite durchschnittlich 3,6 Prozent betrug und die Händler vor großen Investitionen standen. Der Händlerverband sehe zwar ein, dass jetzt andere Zeiten herrschten als bei den Vertragsverhandlungen 2014/2015, dennoch müssten gemeinsame Lösungen für die derzeit angespannte Situation sowohl beim Hersteller, als auch bei den Händlern gefunden werden. Die Umgehung des VDJL sei sicherlich nicht der richtige Weg, so Weinert.
Auf Anfrage von AUTOHAUS teilte der Importeur mit, dass man grundsätzlich im regen und partnerschaftlichen Austausch mit der Handelsorganisation stehe. Hierfür gebe es unter anderem Arbeitskreise. Interne Themen wolle man nicht in der Presse diskutieren. Nur so viel: "Das aktuelle Automobilgeschäft kennt viele neue Herausforderungen, die Handel und Vertriebsorganisation nur gemeinsam stemmen können. Nichts anderes ist unser Anliegen", erklärte eine Sprecherin.
Außerordentliche Mitgliederversammlung geplant
Die "strategischen Unternehmertreffen" werden in den nächsten Wochen fortgesetzt. Und auch der VDJL wird Ende Mai Gespräche mit dem Importeur führen. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung will sich der Verbandsvorstand Anfang Juni dann mit seinen Mitgliedern über die weitere Vorgehensweise abstimmen.
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