Die Zufriedenheit im deutschen Automobilhandel bleibt auf Talfahrt. Zum dritten Mal in Folge hat sich die Hersteller-Händlerbeziehung verschlechtert, wie das Institut für Automobilwirtschaft (IfA) am Donnerstag in Esslingen berichtete. Laut der aktuellen Branchenumfrage "IfA MarkenMonitor 2022" liegt die Gesamtnote bei nur noch 3,36 – nach 3,3 im Jahr davor.
Rein rechnerisch sei dies das "historisch schlechteste Ergebnis" seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1998, sagte Institutsleiter Prof. Stefan Reindl. Immerhin habe sich der Rückgang bei der Händlerzufriedenheit nachweisbar verlangsamt, man habe das Vorjahresniveau annähernd halten können. Dies lasse auf ein baldiges Erreichen des Wendepunkts schließen.
Prof. Reindl ist seit 2013 für das Forschungsprojekt "IfA MarkenMonitor" verantwortlich. Die 24. Auflage der Zufriedenheitsmessung berücksichtigt 39 Einzelkriterien in fünf Beziehungsfeldern: Produkt und Marke, Vertriebspolitik, Netzpolitik, Gebrauchtwagengeschäft und Aftersales. Unterstützt wird die Studie erneut von der Online-Fahrzeugbörse Autoscout24.de.
Das sind die größten Kritikpunkte
Der Blick auf die einzelnen Felder zeige ein teils indifferentes, aber auch heterogenes Stimmungsbild, sagte der Marktexperte. Die Werte in den Bereichen Netzpolitik und Aftersales seien marginal um 0,06 bzw. 0,10 Notenpunkte gestiegen. Bei Produkt und Marke, Vertriebspolitik und dem GW-Geschäft hingegen seien Zufriedenheitsrückgänge im Bereich zwischen minus 0,11 und bis zu minus 0,19 zu verzeichnen. Der größte Kritikpunkt sei – wie im Vorjahr – die Zuverlässigkeit bei den Lieferterminen, die gegenüber dem Vorjahr nochmals um 0,38 Notenpunkte verliere und nun bei 4,46 liege.
Die aktuelle Ertragssituation mit einer durchschnittlichen Branchenrendite von 1,6 Prozent verorten die befragten Autohäuser markenübergreifendend im indifferenten Unzufriedenhetsbereich (Note 3,00 / plus 0,09). Nachdenklich stimmt ihr Blick in die Zukunft: Die Aussichten auf eine tragfähige Rendite mit ihrer jeweiligen Marke beurteilen die Vertragshändler nur mit der Note 3,41.
Porsche knapp vor Mitsubishi
Die zufriedensten Händler hat der Untersuchung zufolge wieder Porsche. Mit der verbesserten Note 2,20 führt der Zuffenhausener Sportwagenhersteller auch das diesjährige Gesamtranking an – denkbar knapp vor Mitsubishi (2,21). Dritter ist der japanische Allradspezialist Subaru (2,69), der dank seiner nachhaltig positiven Entwicklung und der starken Verbesserung zum Vorjahr zum "Nachhaltigkeitssieger" gekürt wird.
In den fünf Fabrikatsgruppen kann neben Porsche (Nischenspezialisten) und Mitsubishi (Kleine Importeure) auch Volkswagen (Deutsche Volumenhersteller) den Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Die Wolfsburger würden dabei von der schwachen Performance der Wettbewerber Ford (Note 4,07) und Opel (4,24) profitieren, hieß es.
Durchweg positiv ist die Entwicklung bei den weiteren Siegern Audi (Deutsche Premiumhersteller), Toyota (Große Importeure) und Subaru (Nachhaltigkeitssieger). Prof. Reindl erklärte: "Allen drei Marken gelingt es, sich gegenüber dem Vorjahr – teils deutlich – zu steigern. Die grundlegend positive Stimmung der Akteure in den Vertriebssystemen der drei Marken zeigt sich auch darin, dass die Händlerzufriedenheit in allen fünf Beziehungsfeldern zunimmt."
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