Von AUTOHAUS Online-Redakteur Armin Wutzer
Überall in Deutschland bietet sich derzeit dasselbe Bild: Ausgestorbene Innenstädte und gähnende Leere in fast allen Geschäften. Für deren Mitarbeiter bedeutet das in aller Regel Kurzarbeit und quälenden Stillstand. So auch im Autohaus Di Leonardo aus Burgsolms nahe Wetzlar. "Kaum jemand kauft im Moment ein Auto", sagt Geschäftsführer Giacinto Di Leonardo. Um trotzdem etwas zu tun, startete er Mitte Januar eine ungewöhnliche Hilfsaktion: Das Autohaus unterstützt Senioren dabei, sich für einen Impftermin anzumelden.
Die Idee dazu kam dem Kia-Vertragshändler im Auto auf dem Rückweg von einem Besuch bei anderen Händlern aus der Region, die wie er unter dem Lockdown leiden. "Ich habe überlegt wie wir als Autohaus im Moment auf uns aufmerksam machen können. Da habe ich im Radio einen Bericht über eine alte Dame gehört, die auf der Straße eine junge Frau gefragt hat, ob sie ihr hilft, sich im Internet zur Corona-Impfung anzumelden", berichtet Di Leonardo. Da habe er kurzerhand beschlossen: "Das machen wir!"
Nach einer Anzeige in der Regionalzeitung und einem Post auf Facebook kamen bald die ersten Anrufe. "Das hat sich schnell herumgesprochen", sagt der Autohaus-Chef. Vor allem Senioren, die keine Kinder oder Enkel in der Nähe haben, würden das Angebot gern annehmen. Die meisten seien noch nie in ihrem Leben im Internet gewesen. Ohne Hilfe von Jüngeren könnten sie sich daher unmöglich online anmelden, sagt Di Leonardo. Rund 50 Anmeldungen haben er und seine Mitarbeiter bislang durchgeführt.
Viele Senioren waren noch nie im Internet, sollen sich dort aber zur Impfung anmelden
Wer die Hilfe in Anspruch nehmen möchte, muss lediglich im Autohaus anrufen und dann mit seinem Personalausweis und gegebenenfalls mit der Impf-Einladung des Gesundheitsamtes vorbeikommen. Die Verkäufer versuchen dann zunächst über die Impfhotline einen Termin zu vereinbaren. Auf diesem Weg erhalten die Senioren mehr Informationen über die voraussichtliche Wartezeit oder das Impfprozedere. Ist die Hotline wie so oft überlastet, melden die Autohaus-Mitarbeiter die Senioren auf der Impf-Webseite des Landes Hessen an. Wer nicht mehr mobil ist, bei dem holen die Verkäufer die Anmelde-Dokumente auf Wunsch auch von zuhause ab. Mitnehmen dürfen sie die Senioren aufgrund der Corona-Regeln dann allerdings nicht.
Mit der Resonanz auf die Aktion ist Di Leonardo schon jetzt zufrieden. "Wir bekommen viele Nachrichten und Anrufe von Leuten, die das Angebot gut finden und sich bedanken wollen", sagt er. Die Hoffnung ist nun, dass sich der ein oder andere nach Ende des Lockdowns daran erinnert und dann zu ihm in den Showroom kommt.
Dass es nach Ende der Ausgangsbeschränkungen einen gewissen Nachholeffekt geben wird, davon ist der Geschäftsführer überzeugt. Die Frage sei nur, wann das ist. "Es ist fünf vor zwölf. Wenn das so weitergeht, wird es bald ein großes Händlersterben geben", befürchtet er. Er selbst stehe im Moment noch solide da. Manch anderer aber nicht. Es sei daher dringend nötig, den Handel wieder zu öffnen – angesichts riesiger Showrooms und begrenzter Kundenzahlen ließen sich wirksame Hygienekonzepte problemlos umsetzen, findet er. Einen positiven Aspekt habe die aktuelle Situation aber: "Der Lockdown liefert den Beweis, dass der Online-Vertrieb allein nicht funktioniert. Privatkunden wollen ein Auto fühlen, riechen und fahren. Nur dann kaufen sie", sagt Di Leonardo.
Zimmermann
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H.D.
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