Digital Recruiting: Gratis Obst ist zu wenig

Der Fachkräftemangel hat längst auch die Autohandelsbranche erreicht. Die Folgen spüren viele Händler im täglichen Leben: kaum neue Auszubildende, überlastete und unzufriedene Mitarbeiter sind die Folge. Und das kann im schlimmsten Fall zu Lasten der Kundenbetreuung gehen. Ein neuer Arbeitsmarkt Der Arbeitsmarkt hat sich verändert. Während sich früher teilweise dutzende Interessenten auf eine Stellenanzeige beworben haben, sind es heute oft nur eine Handvoll. Dieses Feedback erhält Quirin Silbernagl, Geschäftsführer von Persox, regelmäßig aus dem Handel: "Viele Geschäftsführer nehmen das einfach so hin. In ihren Augen ist das eine Entwicklung, gegen die man nichts machen kann. Doch das stimmt so nicht. Man muss nur seine Strategie bei der Personalsuche verändern. Und das beginnt beim Autohaus selbst." Der Markt hat sich laut Quirin Silbernagl von einem Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt verändert. Das bedeutet: Heutzutage müssen sich die Arbeitgeber präsentieren und um neue Mitarbeiter werben, und nicht umgekehrt. Deshalb sei es auch so wichtig, die Personalsuche von der anderen Seite aus aufzuziehen und sein Angebot als Arbeitgeber zu überdenken. Viele Benefits wie ausreichend Urlaub, Homeoffice oder eine Vier-Tage-Woche werden in anderen Branchen mehr und mehr zum Standard. Auch der Handel muss sich mit diesen neuen Formen der Arbeit auseinandersetzen. Besser mit Strategie Einige Händler haben das Problem bereits erkannt. Umso erstaunlicher war es für Quirin Silbernagl, dass die meisten beim Thema Personal nur sehr kurzfristig planen. "Mir sind auch unter den großen Handelsgruppen bereits Beispiele begegnet, bei denen es keine Personalabteilung oder eine fundierte Strategie gab, um auf personelle Veränderungen zu reagieren", so Silbernagl. Wenn plötzlich ein wichtiger Mitarbeiter das Unternehmen verlässt, nimmt er oft sein gesamtes Wissen mit. Der Nachfolger muss dann wieder bei null anfangen. Dabei ist das Thema Personal wichtiger denn je im Handel. Der Grund, dass die Bewerberzahlen zurückgehen, liegt nicht nur am demografischen Wandel. Laut Quirin Silbernagl nutzen viele Händler immer noch vor allem klassische und kostenintensive Werbeformate wie Zeitung und Radio, um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Hier muss Persox gerade bei Online-Werbung und Social Media viel Aufklärungsarbeit leisten, denn vor allem die jüngere Generation ist längst nicht mehr in den alteingesessenen Medien unterwegs. Quirin Silbernagl verweist gerne auf die 80/20-Regel bei der Personalsuche. Sie besagt, dass nur 20 Prozent aller Bewerber sich aktiv auf Stellenbörsen bewegen. Die restlichen 80 Prozent sind in ihrem aktuellen Arbeitsverhältnis entweder unzufrieden oder offen für ein besseres Angebot, jedoch nicht aktiv auf Jobsuche. Und genau die sind es, auf die man als Arbeitgeber sein Augenmerk lenken sollte. Benefits präsentieren Doch wie macht Persox das? Das Unternehmen mit Sitz in Inning am Ammersee ist keine Personalvermittlung im klassischen Sinn, sondern versteht sich eher als Marketingagentur für Personal-Recruiting. Sie fragen nach den Benefits, die ein Autohaus seinen Mitarbeitern bietet, und helfen dabei, diese gegebenenfalls an die Erwartungen am Arbeitsmarkt anzupassen. Denn ein gratis Obstkorb lockt wechselwillige Mitarbeiter schon lange nicht mehr. Dieser Austausch findet in einem Strategiegespräch statt, das Persox zu Beginn auf Wunsch mit dem Händler führt. Ziel des Ganzen ist, den Händler der richtigen Zielgruppe als attraktiven Arbeitgeber in seiner Region vorzustellen. Dadurch soll ein Mehrwert geschaffen werden, durch den potenzielle Mitarbeiter erkennen, welche Vorteile ein Wechsel zu dem neuen Arbeitgeber für sie bieten kann. Die Stellenanzeigen schaltet Persox auf den bekannten Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok oder LinkedIn. Dadurch erreichen sie genau die Personen in der Region des Händlers, die für ihn von Bedeutung sind. Reagiert jemand auf eine Anzeige und bewirbt sich, übernimmt Persox den Erstkontakt mit dem Interessenten und führt mit ihm im Namen des Autohauses ein erstes kurzes Bewerbungsgespräch. Nach dieser Vorqualifizierung werden die besten Kandidaten an das Autohaus für den eigentlichen Bewerbungsprozess übergeben. Bewerben mit dem Handy Laut Quirin Silbernagl stellt die klassische Bewerbung mit Lebenslauf, Anschreiben und Zeugnissen oft eine Hürde dar, da sie sehr zeitintensiv sind. Deshalb sollte es mit der Methode von Persox vor allem eins sein: so einfach wie möglich. "Wird einem User eine unserer Stellenanzeigen ausgespielt, kann er sich innerhalb von 60 Sekunden mit seinem Handy bewerben", verspricht Quirin Silbernagl. In wenigen Schritten werden die wichtigsten Daten und Infos zu der jeweiligen Stelle abgefragt. Bevor es jedoch um den Bewerber geht, erfährt er erst einmal alles über seinen möglichen neuen Arbeitgeber. "Wir zeigen erst, warum das Autohaus als Arbeitgeber so attraktiv ist, geben ihm durch Bilder und Videos echter Mitarbeiter ein Gesicht und zeigen genau, wie ein Arbeitstag in der jeweiligen Tätigkeit aussieht", erklärt Silbernagl. Der User kann dadurch selber selektieren, wie gut die Stelle zu ihm passt. Erfüllt sie in seinen Augen alle Voraussetzungen, kann das Autohaus selbst noch einige Ausschlusskriterien wie Ausbildung, Sprachkenntnisse oder bestimmte Fähigkeiten festlegen. Werden diese mit "Nein" beantwortet, endet das Bewerbungsverfahren an dieser Stelle für den Interessenten. Sind hingegen auf beiden Seiten alle Voraussetzungen erfüllt, muss der Bewerber nur noch seine Kontaktdaten eingeben und den Datenschutz bestätigen. Schnell und messbar Da viele Bewerber tagsüber selbst arbeiten, erfolgt die Kontaktaufnahme durch Persox im Namen des Autohauses oft abends oder am Wochenende, um keinen potenziellen Bewerber in diesem Prozessschritt zu verlieren. Gleichzeitig können die Ergebnisse der Kampagnen gemessen und so Streuverluste vermieden werden. Ein weiterer Vorteil digitaler Werbeformate. Mit dieser Methode kann laut Persox die durchschnittliche Einstellungsphase eines neuen Mitarbeiters von 28,8 Tagen auf weniger als eine Woche reduziert werden. Der Handel muss sich bewusst machen, dass man geeignete Fachkräfte nicht herbeizaubern kann. Man muss nicht nur in den richtigen Kanälen suchen. Auch eine langfristige Strategie sollte dazugehören, damit auf den Weggang eines Mitarbeiters möglichst früh reagiert werden kann. Denn das Personal ist noch immer das wertvollste Gut in jedem Unternehmen.

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