Ausgabe 01-02/2012: Gipfelerlebnis

Gipfelerlebnisfinanzkennzahlen E Das Geschäftsjahr 2011 bringt den Autohäusern auf breiter Front eine deutliche Verbesserung der Ertragslage.rath, Anders, Dr. Wanner & Partner WPGDie Betrachtung von Erfolg oder Misserfolg im Autohaus ist ohne die Schlüsselgröße der Umsatzrendite nicht denkbar, sei es als erreichter (oder erlittener) Durchschnitt, als Prognose, als Forderung an den übermächtigen Vertragspartner, als Aufruf an die Händlerschaft, jeder Zusammenhang ist denkbar. Dabei wird häufig übersehen, dass diese Größe nicht ohne Weiteres darstellt, was ihre Bezeichnung verspricht: Es liegt auf der Hand, die Umsatzrendite aus der Gewinn- und Verlustrechnung als Verhältnis von Jahresergebnis zu Umsatz abzuleiten, womit man allerdings bereits auf bestem Wege ist, den Tücken des Autohandels auf den Leim zu kriechen. Verschiedene Hersteller sind in den letzten Jahren dazu übergegangen, Teile des Fahrzeuggeschäfts (Großkunden!) von Handel auf Kommission umzustellen, aus welchen Gründen auch immer. Fest steht jedoch: Das Kommissionsgeschäft hinterlässt in der Buchhaltung lediglich eine Umsatzbuchung in Höhe der Provision und siehe da, schon steigt der Bruttoertrag auf 100 Prozent, was für die Umsatzrendite ein wahres Lifting bedeutet, allerdings ohne Verbesserung der maroden Substanz (wie in anderen Lebensbereichen auch). Seit Jahren bemühen wir uns im Sinne der Aufrechterhaltung der Aussagekraft des Zeitreihenvergleichs nach Kräften darum, Umsatzerlöse und Wareneinsatz im Sinne eines reinen Handelsgeschäfts darzustellen. Dies gelingt bei der gegenständlichen Vorab-Analyse, die sich im Wesentlichen auf die betriebswirtschaftlichen Auswertungen für die Zeit von Januar bis Oktober oder November stützt, nur eingeschränkt. Demgegenüber ist die Buchung und Abgrenzung der Boni in den Monatsabrechnungen nicht einheitlich, was die Deckungsbeitragsrechnung negativ beeinflusst. Unsere mit diesen Unsicherheiten behaftete Prognose für die Umsatzrendite des Jahres 2011 beläuft sich auf 2,1 Prozent, fast eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr und der höchste Wert seit mehr als zehn Jahren!2,1 Prozent Umsatzrendite!Ebenfalls einen Riesensatz nach oben wird die Gesamtkapitalverzinsung machen. Diese Kennziffer ist zwar für die Mehrzahl der Autohaus-Geschäftsführer keine Zielgröße, wird jedoch von den Banken sehr hoch bewertet. Sie gibt auch Hinweise darauf, dass der Erfolg des vergangenen Jahres auf ein glückliches Zusammentreffen von internen Faktoren der Autohäuser und externen Faktoren zurückzuführen ist. Die Realwirtschaft befindet sich bereits seit deutlich mehr als zwölf Monaten im Aufschwung, erzeugt dabei immer mehr Jobs, und das Ganze ohne Anstieg des Zinsniveaus; eine wahrlich untypische Konstellation. Auf dem Pkw-Markt werden wir in 2011 voraussichtlich eine Steigerung der Neuzulassungen gegenüber 2010 um ca. 10 Prozent sehen, getrieben von den Flottenbesitzern, begleitet von einer geringfügigen Erhöhung der Zulassungen durch private Fahrzeughalter. Die starke Nachfrage nach Dienstwagen sorgte für einen Trend zu höherwertigen Fahrzeugen. Gleichzeitig konnte das Geschäft mit der gewerblichen Wirtschaft auf einem hohen Niveau gehalten werden. Neu- und GebrauchtwagengeschäftDementsprechend werden die Umsätze mit Neufahrzeugen um 9,7 Prozent über Vorjahr liegen, und zwar bei deutlich verbesserter Quote von Deckungsbeitrag III zu Neuwagenumsatz, nämlich 3,1 Prozent gegenüber 2,5 Prozent in 2010. Als Folge ergibt sich eine Verschiebung bei der Gewichtung der einzelnen Abteilungen zugunsten der Neuwagen, die 26,2 Prozent zum gesamten DB III beitragen werden. Das Volumen des Gebrauchtwagengeschäfts wird um 5,5 Prozent steigen und dabei durch bessere Bruttoerträge und anhaltend niedrige Lagerbestände von einem knappen Angebot profitiert haben. Die umsatzbedingten Kosten konnten in beiden Abteilungen unter Kontrolle gehalten werden. Je nach Finanzierungssituation wurde die höhere Vertriebsleistung sogar mit geringeren Kosten als im Vorjahr bewältigt, wodurch auch im Gebrauchtwagengeschäft die besseren Stückerträge auf den DB III durchschlagen konnten. Dieser verbesserte sich um 30 Prozent auf 1,3 Prozent vom Abteilungsumsatz und machte 7,7 Prozent vom insgesamt erwirtschafteten Bruttoertrag aus.„Nullwachstum“ im Aftersales-GeschäftDas Aftersales-Geschäft wird mit nur geringfügigen Umsatzsteigerungen von 1,3 Prozent bei Ersatzteilen/Zubehör und 1,7 Prozent bei den Werkstattleistungen aus dem Jahr 2011 gehen. Preisbereinigt bleibt da wohl nichts, in der Sprache der Politik ein Nullwachstum, also ein Erfolg, was unter der langfristigen Perspektive der Bedrohung des Geschäftsvolumens durch die Verbesserung der Fahrzeugqualität die Sache auch hier richtig beschreibt. Der DB III im Verhältnis zum Abteilungsumsatz blieb im Teilegeschäft praktisch unverändert, auch dies darf als Erfolg angesehen werden; man denke nur an die extrem hohen Bruttoerträge bei den Schmierstoffen, die verteidigt sein wollen, die anhaltenden Bemühungen der Versicherungswirtschaft, die Erträge aus den Fremdleistungen zu kassieren u. v. m. Bei den Lohnleistungen konnte eine geringfügige Steigerung auf 22,7 Prozent erzielt werden, was zu einem erheblichen Teil auf die Verbesserung der Effizienz der Werkstattprozesse zurückzuführen ist. Es wird also abermals eine Steigerung des Bruttoertrags aus dem Aftersales-Bereich in absoluten Beträgen erzielt werden, die relative Bedeutung dieses Geschäft wird jedoch im Vorjahresvergleich von 66,2 auf 62,9 Prozent zurückgehen.Niedrige Zinsen als RenditeturboKraftfahrzeugunternehmen, die das Jahr 2011 mit Verlust abschließen werden, muss man erfreulicherweise schon fast mit der Lupe suchen. Nach unserer Recherche waren das nur noch 3,7 Prozent. Auf der anderen Seite der Skala wird dagegen richtig was los sein: Mehr als fünfmal so viele Betriebe wie im Jahr zuvor, nämlich 28,5 Prozent, können mit einer Umsatzrendite von mehr als 2 Prozent rechnen. In den Klassen darunter ist ein regelrechter Schwund zu erwarten, mit anderen Worten: es ist eine durchgängige und deutliche Verbesserung der Ertragslage festzustellen, der Erfolg ist also nicht auf eine kleine Elite begrenzt.Keine empörten Kommentare mehr, wenn die Automobilindustrie zu Fragen nach Planung und zukünftiger Entwicklung lapidare Auskünfte à la „Wir fahren auf Sicht“(!) gibt; schwer einzuschätzen, welche Geisteshaltung sich dahinter verbirgt. Für den Autohändler empfiehlt es sich sehr wohl, sich intensiv mit der Zukunftsfrage zu befassen und dabei die Vergangenheit nicht aus den Augen zu verlieren. Die Details zum Erfolg des Jahres 2011 zeigen, wie fragil das erreichte Ergebnis ist. Das niedrige Zinsniveau kam beiden Seiten zugute, Händlern und Kunden. Auf der Seite des Handels geht die Steigerung der Umsatzrendite zu mindestens einem Drittel auf Zinsersparnisse zurück: Der Rest kann getrost nochmals zu 50 Prozent auf dieses Konto gebucht werden, denn auf Kundenseite haben die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten der Bereitschaft zur Investition ins Automobil sicher nicht geschadet. Das dürfte insbesondere für das Sahnehäubchen aus der Bereitschaft, Lieferengpässe als Zeichen knapper Ware und Notwendigkeit zu Zugeständnissen bei den Preiskonditionen zu akzeptieren, gelten.Die Finanzmärkte können nichts weniger brauchen als echte Sparmaßnahmen der Staatshaushalte, siehe die Meldung, wonach es Italien wieder gelingt, Staatsanleihen zu realistischen Konditionen zu platzieren. Andere ziehen bereits nach, und schon darf man sich fragen, wann die Zeiten der Überbewertung der Bonität Deutschlands zum Preis der Gewährung von Niedrigstzinsen vorbei sein werden. Das Wachstum der Binnenwirtschaft schwächt sich bereits deutlich ab. Dann ist es nicht mehr weit zur Rückkehr zu unerfüllbaren Abnahmeverpflichtungen, überquellenden Lagerbeständen mit entsprechenden Finanzierungsvolumina, Extremrabatten etc., die Aufzählung all der Scheußlichkeiten kann hier unterbleiben, da sattsam bekannt.Strukturprobleme bleibenAus den oben dargestellten Kennziffern und deren Verschiebungen lässt sich leicht ablesen, dass sich der Ertrag des Autohandels unverändert auf einen stabilen und ertragreichen Service stützte und in 2011 durch das Zusammentreffen mehrerer, den Handel begünstigender Umstände einen ungewöhnlichen Schub erhalten hat. Die Strukturprobleme hingegen, ein gesättigter (Fahrzeuge) bzw. rückläufiger (Aftersales) Markt, teilweise überzogene Preise im Ersatzteilgeschäft und Service, die negative demografische Entwicklung, fehlende bzw. ungenügende Perspektiven hinsichtlich Umwelt- und Ressourcenschonung blieben und bleiben unbeantwortet. Für den Flaschengeist der Konzentration im Handel wird die Ruhepause wohl nicht mehr lange dauern. Hans-Günther Barth, CPA, Wirtschaftsprüfer, Steuerberatermuc@raw-partner.deLesen Sie hier...... wie die Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner das Autohaus-Geschäftsjahr 2011 mit einer ersten Einschätzung bewertet und was die Kennzahlen über die Geschäftsentwicklung im Detail verraten.Handelsbilanz 20111. Die Umsatzrendite der Autohäuser klettert auf 2,1 Prozent.2. Das größte Umsatzplus verbucht das Neuwagengeschäft mit 9,7 Prozent. 3. „Nullwachstum“ im Aftersales-Geschäft4. Nur noch 3,7 Prozent der Autohäuser schreiben rote Zahlen.5. Die Gesamtkapitalverzinsung erreicht mit 7 Prozent einen neuen 12-Jahres-Rekordwert.Die Quote von DB III zu Neuwagenumsatz hat sich gegenüber 2010 deutlich von 2,5 auf 3,1 Prozent verbessert. Auch im GW-Geschäft ließ sich eine klare Verbesserung registrieren.** Als Deckungsbeitrag III gilt: Erlös minus Anschaffungskosten minus Einzelkosten (z. B. Provisionen und Gewährleistung), Personalkosten und direkte Betriebskosten (wie z. B. Werbung, Kosten Geschäftsfahrzeuge, Garantie).20102011Neuwagen2,5 %3,1 %Gebrauchtwagen1,0 %1,3 %Ersatzteile/Zubehör15,6 %15,5 %Werkstatt22,1 %22,7 %

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