Die Mahag trauert um Lotte Pabst. Die langjährige Hauptgesellschafterin der mittlerweile zum VW-Konzern gehörenden Autohaus-Gruppe ist am vergangenen Wochenende in München überraschend verstorben. Die Tochter der Unternehmensgründer Kaspar und Katharina Haberl wurde 84 Jahre alt. Dies bestätigte ihr Bruder Fritz Haberl am Dienstag gegenüber AUTOHAUS Online. Lotte Pabst hätte am vergangenen Sonntag (10. Oktober) ihren 85. Geburtstag gefeiert.
Die Münchner Automobil-Handel Haberl GmbH hat ihre Wurzeln in den 1920er Jahren. Der erfolgreiche Motorrad-Rennfahrer Kaspar Haberl startete 1923 mit dem Import der Bike-Marken Harley Davidson, Triumph, Norton und Ariel. 1934 erfolgte der Sprung von zwei auf vier Räder: Haberl mit Opel, seine Ehefrau Katharina mit Volkswagen.
1952 entschied man sich unter Mitwirkung des damals 19-jährigen Juniorchefs Fritz Haberl für die Trennung von Opel und setzte fortan ganz auf Volkswagen. Während ihr Bruder u.a. auch als Landesinnungsmeister, ZDK-Präsident, Sprecher des VW-Händlerbeirats und Cecra-Präsident in der Branche in Erscheinung trat, zog Lotte Pabst im Hintergrund die Mahag-Strippen. "Ich war und bin immer Gesellschafterin gewesen. Wir haben da brüderlich und schwesterlich im Interesse des Ganzen zusammengearbeitet", sagte sie im November 2008 im AUTOHAUS-Interview.
Vom Familienbetrieb zum Handelsriesen
Seit den 1960er-Jahren entwickelte sich das familiengeführte Autohaus nach und nach zu einem Großunternehmen mit aktuell 30 Filialen in München, Ulm und Berlin sowie rund 1.850 Mitarbeitern. Zur Markenwelt gehören neben VW und Audi auch Seat, Skoda, Lamborghini sowie Porsche.
Bereits im Frühjahr 2006 wollte Volkswagen Group Retail die Mahag-Anteile der Nürnberger Versicherungsgruppe in Höhe von 49 Prozent übernehmen. Der Deal scheiterte aber, da die Geschwister Lotte Pabst und Brigitte Webert-Pabst von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machten. Den Zugriff sicherten sich die Wolfsburger schließlich am 1. Januar 2010. Die Absatzkrise am Automarkt hatte den Traditionshändler voll erwischt, zudem ächzte das Unternehmen unter hohen Risiken durch Leasingrückläufer. Um eine Schieflage zu vermeiden, entschloss sich Lotte Pabst, ihre Anteile an Volkswagen abzugeben. Weitere Gründe für den Verkauf waren eine fehlende Nachfolgeregelung und die starke Wettbewerbssituation. (rp)