Ford-Europachef Stephen Odell fordert von der Politik ein entschlossenes Handeln zur Beendigung der Euro-Schuldenkrise. "Ich werde den Politikern natürlich nicht sagen, was sie zu tun haben. Aber ich erwarte, dass sie jetzt schnell eine Lösung finden", sagte Odell der Nachrichtenagentur dpa in Köln. Für die Konsumgüterindustrie, vor allem für die Autobranche, sei Zuversicht der wichtigste Faktor. "Aber im Moment herrscht eine große Unsicherheit."
Während die Branche für 2011 anfangs auf einen Gesamtabsatz von bis zu 15,7 Millionen Autos in Europa zuzusteuern schien, sei die Erwartung inzwischen auf rund 15 Millionen zurückgeschraubt worden. "Wir sehen also eine sinkende Nachfrage. Das ist angesichts des derzeitigen Umfelds nicht überraschend", meinte Odell. Für 2012 könne er noch keine Einschätzung abgeben, weil es zu viele Unwägbarkeiten im Markt gebe.
Ford hatte in Europa im dritten Quartal einen operativen Verlust von rund 220 Millionen Euro eingefahren. Dazu sagte Odell, abgesehen von der wirtschaftlichen Unsicherheit sei das dritte Quartal traditionell schwierig, weil die Produktion wegen der Urlaubszeit zurückgefahren würde. Die ersten neun Monate zusammengenommen habe Ford aber schwarze Zahlen geschrieben. "Und ich gehe davon aus, dass wir im Gesamtjahr auch profitabel sein werden." Eine genauere Prognose wolle er weder für das vierte Quartal noch für das kommende Jahr abgeben.
Deutschland für Ford von großer Bedeutung
Deutschland sei für Ford von großer Bedeutung, sagte Odell. Zum einen als Industriestandort: In seinen Werken in Köln und Saarlouis beschäftigt der US-Autobauer rund 24.000 Menschen. Erst vor wenigen Tagen hatte Konzernchef Alan Mulally in Köln den Startschuss für die Produktion eines neuen, verbrauchsarmen Kleinmotors gegeben. Zum anderen ist Deutschland für Ford inzwischen nach Großbritannien der zweitwichtigste Absatzmarkt in Europa. "Man kann in Europa nur erfolgreich sein, wenn man in Deutschland erfolgreich ist. Und das sind wir", sagte Odell. In den ersten neun Monaten dieses Jahres verkaufte Ford hierzulande 194.800 Fahrzeuge, knapp ein Fünftel mehr als im Vorjahreszeitraum. (dpa)
Michael Kühn