Schadenmanagement: TÜV Nord/IFA-Studie: Erfolgsfaktoren

Die Situation in den Lack- und Karosseriebereichen der Autohäuser dürfte sich angesichts der erhobenen Daten 2015 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich entspannt haben. So wurde für das vergangene Jahr eine Bruttomarge (EBT) von durchschnittlich 14,4 % ermittelt. Nahezu ein Drittel der Befragten (30,2 %) geben zwischen 12,1 % und 30 % an. Der Bereich 6,1 % bis 12 % ist ebenfalls mit knapp einem Drittel (31,8 %) vertreten. Negative Ergebnisse weisen weniger als 2 % der "LaKaZe" aus. Eine Vielzahl an Einflussfaktoren Trotz der aktuell komfortablen Ertragssituation ist festzuhalten, dass das Lack- und Karosseriegeschäft durch eine Vielzahl an Veränderungstreibern beeinflusst wird, die auf die Kosten- wie auf die Erlösseite einwirkt. Vor allem der Aufbau von Kompetenzen zur Bearbeitung einzelner Kunden- und Zielgruppen, zur Etablierung von "Pre-Marketing-Ansätzen", zur Integration neuer Medien als Informations- und Kommunikationskanäle, zur Erweiterung des Leistungsspektrums hinsichtlich neuer Reparatur- und Instandsetzungsmethoden sowie hinsichtlich der Auseinandersetzung mit rechtlich relevanten Rahmenbedingungen sind mit Investitionen bzw. Kostenpositionen verbunden. Die Erlösseite der Betriebe wird v. a. durch die Schadensteuerung der Kfz-Versicherer und Branchendienstleister, durch saisonale Schwankungen beim Schadenaufkommen, durch den Reparaturtourismus in grenznahen Gebieten sowie durch den zunehmenden Druck auf die Instandsetzungs-Vorgabezeiten beeinträchtigt. Positive Erlöseffekte sind v. a. durch den Ausbau des Angebotsspektrums erzielbar, z. B. durch Smart-Repair-Angebote. Die Investitionen ins Human- und Sachkapital der Betriebe sind hauptsächlich durch neue Reparatur- und Instandsetzungsmethoden, Sicherheits- und Umweltauflagen, die Integration neuer Leistungs- und Angebotsfelder sowie nicht zuletzt durch die "Digitalisierung" - mit dem Einsatz neuer Medien im Marketing und in der Unfallschadenabwicklung - getrieben. Investitionen als Herausforderung Vor allem die zu erwartenden Investitionen in die Werkstattausrüstung stellen die Betriebe vor große Herausforderungen. Hinzu kommen Kosten für Schulungen und Trainings für neue Reparatur- und Instandsetzungsmethoden. Ursächlich sind hierfür der zunehmende Materialmix sowie Verbundwerkstoffe aus Stahl, Aluminium, Kunststoffen, Carbon. Die Ausstattung der Fahrzeuge mit Assistenz-, Sicherheits- und Komfortelektronik-Bauteilen nimmt stetig zu. Neben aktuellen Mess- und Diagnosegeräten ist dafür ebenfalls Know-how-Aufbau nötig. Aktuelle Analysen zeigen, dass das Investitionsniveau eines Lackier-und Karosseriezentrums je nach Ausbaustufe um bis zu 40 % höher liegt als bei einem mechanischen Kfz-Werkstattbetrieb. Unter Berücksichtigung der Strukturen des Branchenzweigs, der spezifischen Prozesse in KaroLack-Betrieben sowie der zugrunde liegenden Sicherheits- und Umweltbestimmungen lassen sich die zugrunde gelegten Annahmen als Investitionsbudgets monetär quantifizieren. Hierzu werden in der Studie acht Betriebsgrößen-Szenarien sowie eine Differenzierung nach Betriebstypen wie "Freie Betriebe", "Fabrikatsbetriebe" und "Premiumbetriebe" vorgenommen. Während sich das Investitionsvolumen der kleinsten Betriebsgröße (Szenario I) mit kalkulatorisch lediglich drei Produktivkräften zwischen 1,3 Mio. Euro beim freien Betrieb und 1,8 Mio. Euro beim Premiumbetrieb bewegt, sind es beim "mittleren" Szenario mit 18 Produktiven beim freien Betrieb rund 3,9 Mio. Euro und beim Premiumbetrieb etwa 4,9 Mio. Euro. Bei den Investitionssummen ist zu berücksichtigen, dass sich aufgrund zusätzlicher Investitionen in weitere Geschäftsfelder - z. B. Industrielackierungen oder Smart Repair - höhere bzw. aufgrund situativer Faktoren - z. B. niedrige Grundstückspreise - auch deutlich niedrigere Investitionssummen ergeben können. Erfolgsfaktor Nr. 1: Die Betriebsgröße Die Analysen zeigen, dass größere Betriebseinheiten - obwohl die Investitionssummen höher liegen - wegen kürzerer Amortisationszeiten vorteilhaft sind. Zudem zeigt sich, dass "Freie Betriebe" aufgrund der niedrigeren Marktpreise längere Amortisationszeiten in Kauf nehmen müssen. Die "Kritische Betriebsgröße" dürfte auf Basis der Amortisationsrechnung bei rund 24 Produktivkräften liegen. Das heißt, die "investitionsoptimale Betriebsgröße" liegt - unabhängig vom Betriebstyp - oberhalb dieser Marke. Die Investitionserfordernisse sowie die daraus resultierenden Sach- und Personalkosten zwingen zu größeren Betriebseinheiten - und damit zur Konsolidierung im Branchenzweig. Konnten bislang freie Betriebe mit rund fünf Produktivkräften sowie fabrikatsspezifisch agierende Lackierund Karosseriezentren mit etwa acht produktiv tätigen Mitarbeitern profitabel am Markt bestehen, so wird die betriebswirtschaftlich notwendige Größe künftig stark ansteigen: Die Berechnungen, die auf den betriebswirtschaftlichen Daten von sechs Betrieben sowie einer Online-Befragung von rund 100 Unternehmensverantwortlichen von Kfz-Betrieben basieren, belegen, dass künftig mehr als 24 Produktivkräfte in fabrikatsfokussierten und mehr als 18 in freien Betrieben die untere Grenze des betriebswirtschaftlichen Kalküls darstellen. Erfolgsfaktor Nr. 2: Prozessoptimierung Um die betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit zu stabilisieren und nachhaltig auszubauen, sind die betrieblichen Prozesse kontinuierlich den wachsenden Anforderungen anzupassen. Wesentliche Treiber sind der "Digitalisierungstrend" sowie die Bestrebungen der Kfz-Versicherer zur Standardisierung der Schadenabwicklung. Diese beiden Trends sind dabei nicht zwangsläufig als Risiken aufzufassen. Sie bieten auch den notwendigen "sanften" Druck zur Effizienzsteigerung im einzelnen Betrieb. Zudem ist das Verständnis zur Abkehr von "Make" für Funktionen und Tätigkeiten, die keine Kernkompetenzen der Betriebe darstellen, zu entwickeln. Ein spezifisches Beispiel hierzu ist die Schadenabwicklung, die durch eine Vielzahl an Risiken gekennzeichnet ist. Das "Outsourcing" solcher Bereiche entlastet einerseits die betriebliche Organisation und stellt andererseits Ressourcen für gewinnbringende Tätigkeiten in den Betrieben bereit. Zudem zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass der Einsatz von Schadenmanagern ein zeitliches Einsparpotenzial hinsichtlich der administrativen Prozesse von durchschnittlich etwa 25 Prozent bei den Unfallinstandsetzungsaufträgen bereithält (Abb. 1). Zentrale Herausforderungen Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Realisierung und langfristige Sicherstellung der betriebswirtschaftlichen Tragfähigkeit eine zentrale Herausforderung für Karosserie- und Lackierbetriebe darstellt. Dies bestätigen auch die Befragungsergebnisse der Online-Erhebung (Abb. 2). Dabei rangiert dieser Aspekt erst an der zweiten Stelle nach der Sicherstellung einer gleichmäßig hohen Auslastung - die Auslastung ist allerdings ein wesentliches Element zur Stabilisierung der Geschäftstätigkeit. Die Studie Die Marktstudie Schadenmanagement 2016 "Bunt, aber auch profitabel?" wurde vom IFA Institut im Auftrag des TÜV Nord anlässlich der Automechanika 2016 erstellt und dort auf der Messe präsentiert.Auf www.springer-automotiveshop.de können Sie die Studie für 59 Euro (zzgl. MwSt. und Versand) unter der Bestell-Nr. 225 116 bestellen.

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