Die Elektromobilität sendet in diesen Tagen recht unterschiedliche Signale. Da kooperiert VW in China nach FAW und SAIC nun auch mit Xpeng, um im globalen Absatzmarkt Nummer eins nicht den Anschluss zu verlieren. In den USA und Kanada wiederum will ein Auto-Septett (darunter BMW und Mercedes-Benz) gemeinsam zum Ladeparkbetreiber aufsteigen unter dem gemeinsamen Slogan: "We charge North America". Produktions-Partnerschaften und der Ausbau der Ladeinfrastruktur kommen also voran – und das kann beides im Grunde nicht schnell genug gehen. Aber produktseitig fährt die surrende E-Revolution immer noch an vielen mittelgroßen und vor allem kleinen Geldbeuteln vorbei.
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Umso interessanter ist der detaillierte Blick, den die Experten der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) auf den Bereich der Dienstwagenfahrer geworfen haben. Hierzu interviewte das GfK Marktforschungsinstitut 290 Dienstwagenfahrer, die weitestgehend Marke, Modell und Ausstattung selbst festlegen und/oder ihren Pkw auch privat nutzen konnten. Die Datengewichtung erfolgte nach dem Besitzverhältnis (Kauffuhrpark/Leasing). Als Datenbasis legte die DAT folgende Zahlen zugrunde. Im ersten Halbjahr 2023 wurden in Summe rund 1,4 Millionen Pkw neu zugelassen, davon waren 68 Prozent gewerblich. Hiervon zählte die Hälfte zu den Fuhrparks. Diese rund 480.000 Pkw setzten sich zu 65 Prozent aus Verbrennern, 25 Prozent rein batterie-elektrische Fahrzeuge (BEV) und acht Prozent Plug-in-Hybriden (PHEV) zusammen.
E-Fahrer fahren weniger im Jahr
In den Neuzulassungen erlebt die E-Mobilität also einen gewissen Schwung, der ob der politischen Ziele allerdings noch eher mau ausfällt. Deutlich wird dies an der Antwort der Interviewten auf die Frage: Was fahren Sie aktuell? Dann sind es 49 Prozent Diesel, 28 Prozent Benziner, 17 Prozent PHEV und gerade mal sechs Prozent BEV. Der große Verbrenner-Anteil hängt laut der DAT vermutlich mit den hohen Jahresfahrleistungen zusammen. Im Schnitt werden mit Ottomotor oder Diesel 31.400 Kilometer pro Jahr zurückgelegt, bei E-Fahrzeugen (BEV+PHEV) sind es deutlich weniger, nämlich 22.700 Kilometer.
Der nächste Dienstwagen könnte dennoch für viele der Start in die Elektrowelt werden. Unter anderem aufgrund der steuerlichen Vorteile wäre ein BEV für 19 Prozent der Befragten die wahrscheinlichste Wahl. Einen Phev würden 24 Prozent bevorzugen. Die Verbrenner kämen beim nächsten Dienstwagen in Summe noch auf 56 Prozent, so die Analyse.
74 Prozent Laden im Büro, 60 Prozent zu Hause
Wer stromert, muss laden. Die E-Fraktion kann zu drei Vierteln (74 Prozent) auf Arbeit die Akkus vollmachen und zu 60 Prozent dies auch zu Hause tun. Immerhin knapp die Hälfte der Verbrenner-Fahrer (46 Prozent) könnte zu Hause eine Wallbox installieren und hätte damit Potenzial für ein E-Fahrzeug. Die Bafa-Förderung spielt dabei immer noch eine wichtige Rolle. Fragt man die Dienstwagenfahrer: Würden Sie sich im Bedarfsfall privat ein reines E-Auto oder Plug-In-Hybrid für Ihren Haushalt anschaffen, ohne die steuerliche Förderung und ohne die Bafa-Prämie zu erhalten? Dann würden 52 Prozent der Otto/Diesel-Fraktion dies verneinen. Bei den Fahrern von E-Dienstwagen sind es immerhin 25 Prozent, die sich unter diesen Bedingungen kein E-Auto anschaffen würden.
53 Prozent Steuervorteil, 30 Prozent Car Policy
Diese Diskrepanz erklärt sich mit der Motivation der E-Auto-Fahrer. 53 Prozent nannten die steuerlichen Vorteile (0,5- oder 0,25-Prozent-Versteuerung) als Grund für ihre Wahl. 38 Prozent wollten schon immer mal ein solches Fahrzeug fahren, 35 Prozent bestätigten die Aussage, dass elektrifizierte Antriebe die Technologie der Gegenwart und Zukunft seien. 30 Prozent der Befragten gaben auch an, dass es in der Dienstwagen-Policy vorgegeben war, einen elektrifizierten Dienstwagen zu wählen. Der letztgenannte Anteil dürfte in den nächsten Jahren mit der Verschärfung der Nachhaltigkeitsberichte (CSR-Richtlinien) wachsen.
In der Praxis finden die meisten E-Fahrer ihren Stromer oder Teilzeitstromer passend. Bei 79 Prozent passt die Antriebsart zum Fahrprofil, 76 Prozent bereuen ihre Entscheidung nicht und etwas mehr als zwei Drittel (68 Prozent) empfinden auch den Ladevorgang sowie die Ladedauer als akzeptabel. Allerdings halten 57 Prozent der Fahrer von elektrifizierten Dienstwagen die aktuelle Technologie für noch nicht ausgereift, zum Beispiel was die Zuverlässigkeit oder die Reichweite betrifft, so die Verfasser des aktuellen DAT-Barometers.