Volvo Deutschland: Elektrofahrzeuge nur im Direktvertrieb

Thomas Bauch ist fest von der Elektromobilität überzeugt. Für den Geschäftsführer von Volvo Car Germany (VCG) ist das die Technologie der Zukunft. Im Gespräch mit AUTO-HAUS zitiert er den Vorstandsvorsitzenden der Volvo Car Corporation Hakan Samuelsson mit den Worten: "Wir sollten aufhören, über alternative Kraftstoffe und Wasserstoff zu reden." Bis 2025 soll jedes zweite verkaufte Volvo-Fahrzeug als Hybrid, der Rest sogar rein elektrisch unterwegs sein, heißt es aus dem Konzern. Bis 2040 will der Premium-Autohersteller zum klimaneutralen Unternehmen werden. Fünf BEV bis 2025 Mit dem XC-40 Recharge beginnt also jetzt bei Volvo eine neue Ära mit rein elektrischen Fahrzeugen (BEV). Das kompakte E-SUV soll an den erfolgreichen Verkauf der Plug-in-Hybride anknüpfen, deren Anteil an den deutschen Volvo-Zulassungen 2020 bereits 32 Prozent betrug. Der XC40 Recharge P8 AWD (300 kW/408 PS) ist das erste von fünf angekündigten BEV, die bis 2025 folgen werden. Noch in diesem Jahr kommt mit dem C40 das zweite rein elektrische Fahrzeug. Händler soll begleiten Auch für die Händler beginnt damit eine neue Ära. Denn die rein elektrischen Fahrzeuge soll es ab Modelljahr 2022 nur im Direktvertrieb geben. Der Händler soll die Kunden zwar bis zur Kaufentscheidung begleiten, erklärt Bauch. Ein vereinfachter Konfigurator die Arbeit erleichtern. Vertragspartner für den Verkauf wird aber der Hersteller. Das hat durchaus Vorteile, denn der Preiskampf wird damit eingedämmt. Es soll weltweit nur noch einen Preis geben. Und in den unsicheren Zeiten, was die Restwerte der BEV angeht, muss der Händler nach Ablauf der Leasingdauer auch keine Gebrauchtwagen zurücknehmen. Pauschalvergütung für den Handel Der Händler, der vom Kunden als Betreuer angegeben wird, erhält für seinen Einsatz eine Pauschalvergütung von acht Prozent vom Fahrzeugpreis. Laut Volvo Händlerverbandspräsident Dominik Weber ein Betrag, mit dem die Autohäuser leben können: "Wir sind ganz zufrieden mit der Vereinbarung." Allerdings gelte diese nur für Privatkunden, erläutert der Unternehmer. Wie die Konditionen im Direktvertrieb mit Geschäftskunden aussehen, sei noch nicht vereinbart. Geschäftskunden machen aber im Volvo-Vertrieb 85 bis 90 Prozent aus. Bis zum 30. Juni gelten in diesem Bereich noch die gleichen Konditionen wie bisher. Erst zum 1. Juli könnte hier eine neue Vereinbarung getroffen werden. Zunächst nur Testphase Auch Bauch berichtet, dass man die Verträge mit den Händlern mit den oben genannten Konditionen zwar derzeit schon geschlossen habe. Im Laufe des Jahres 2021 müsse man aber noch Erfahrungen sammeln. Erst Ende des Jahres sollen langfristige Verträge und dann auch langfristige Konditionen für den Vertrieb der BEV mit dem Handel festgelegt werden. Zwei Varianten für Vorführwagen Ein reines Agenturgeschäft ist es jedenfalls (noch) nicht. Denn wie die Vorführwagen gehandhabt werden sollen, ist derzeit noch in der Diskussion. Laut Bauch gibt es aktuell zwei Angebote: eines wie bisher, bei dem der Händler die Vorführwagen kauft. Eines, bei dem die Democars vom Hersteller gestellt werden und der Händler dafür eine Nutzungsgebühr bezahlt. Bauch geht davon aus, dass sich die Nutzungsgebühr durchsetzen wird. Bisher noch keine Reduktion der JVZ Was die generelle Geschäftslage angeht, zog Bauch anlässlich der Vorstellung des E-SUV eine positive Bilanz. Global hatte der Hersteller das stärkste zweite Halbjahr in 2020, weil Amerika und Asien nicht so stark vom Covid-Einbruch betroffen gewesen seien. Lediglich in Europa musste Volvo ein Minus von 0,8 Prozent hinnehmen. In Deutschland verzeichnete der Hersteller mit 47.194 Zulassungen ein Minus von 11,6 Prozent und schnitt damit deutlich besser ab als der Markt (minus 19,1). Der Importeur rechnet derzeit nicht damit, die bereits für 2020 angepeilten 60.000 Neuzulassungen in diesem Jahr zu erreichen. "Dafür müssen wir wohl noch ein Jahr dranhängen", so Bauch Mitte Februar. Im Januar sei die Marke zwar mit 3.624 Zulassungen und damit einem Plus von 9,4 Prozent gut gestartet. "Das bleibt aber nicht so", befürchtet der VCG-Chef. Der Importeur könne nicht einfach am Plan festhalten, sondern müsse nun abwarten, wie es mit dem Lockdown weitergehe. Nach Auskunft der Händler gelten bislang noch die abgeschlossenen Jahresziele, es sei lediglich eine gewisse Flexibilität vereinbart worden, wonach sich die Verkäufe in andere Quartale verschieben könnten. Fünf Prozent BEV-Anteil Als Ziel für den BEV-Verkauf in 2021 gibt Bauch einen Anteil von fünf Prozent an. Der Anteil der Plug-in Hybride soll auf 40 Prozent steigen. Insgesamt will die Marke beim Vertrieb der Autos mit Kabel einen Spitzenplatz einnehmen. Volumen und Profit sollen im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. "Wir wollen agiler sein als unsere Wettbewerber und Covid als Beschleuniger nutzen." Beim Preis für den XC-40 Recharge P8 AWD wird das schon deutlich: Mit unter 60.000 Euro als Einstiegspreis soll er für gewerbliche Kunden aufgrund der zusätzlichen steuerlichen Förderung interessanter werden und dem ID.4 von Volkswagen Konkurrenz machen. Wie sich das entwickelt, muss abgewartet werden. Der XC40 war 2020 mit etwas über 12.000 Einheiten unter dem Top 3 der verkauften Volvo-Modelle hierzulande. Der Verkauf der BEV-Variante sei gut angelaufen, so Händler Weber. Bisher spreche man aber noch nicht von großen Stückzahlen. Care by Volvo Anlässlich der Fahrzeugpräsentation teilte Bauch auch mit, dass der Anteil des eigenen Auto-Abos "Care by Volvo" inzwischen bei sechs Prozent liege. Dass man damit vor allem private Kunden von Fremdfabrikaten überzeugen könne, wertete der Manager als Erfolg. Die Laufzeit der bisher abgeschlossenen 2.900 Verträge betrage derzeit im Durchschnitt mehr als 20 Monate. Kurzfassung Der schwedische Premiumhersteller setzt auf Elektromobilität und führt dafür einen neuen Vertriebsweg ein. Die bisherige Provisionsvereinbarung gilt aber nur für Privatkunden. Wie die Konditionen bei Geschäftskunden aussehen, ist noch nicht vereinbart.

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