Von Online-Redakteur Andreas Heise
Die Nachricht schlug im Sommer vergangenen Jahres ein wie eine Bombe: Die Automobilgruppe Dirkes aus Köln ist zahlungsunfähig. Geschäftsführer Frank Perez hatte am 6. Juni 2019 einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Was folgte, war ein Sanierungsverfahren, das erfolglos nach einem Investor suchte. Aufgrund der großen Liquiditätsprobleme und der fehlenden Fortführungsperspektive wurde ein Großteil der 220 Beschäftigten mit Wirkung zum 30. August 2019 freigestellt. Das Aus der traditionsreichen Autohauses war besiegelt (AUTOHAUS berichtete).
Schon kurz nach Bekanntwerden der Insolvenz gingen betroffene Kunden an die Öffentlichkeit. Ihr Anliegen: Viele hatten ihr Fahrzeug bei Dirkes bereits angezahlt oder den vollen Kaufpreis beglichen und fürchteten nun um ihr eingesetztes Geld. Zu Recht: Denn das Autohaus hatte in einigen Fällen die Geldsummen nicht mehr an die entsprechende Herstellerbank transferiert, die bis dahin noch im Besitz des jeweiligen Fahrzeuges gewesen ist - Fahrzeugbrief inklusive. Die Betroffenen gründeten eine eigene Facebook-Gruppe, regionale wie überregionale Medien berichteten über den Fall.
Zwar wurde bekannt, dass sich etliche Geschädigte mit der jeweiligen Herstellerbank einigen konnten – das Portfolio von Dirkes umfasste unter anderem alle Marken des FCA-Konzerns, Nissan, Citroën, Suzuki und Mitsubishi. Doch ein halbes Jahr nach der Pleite sind mehrere Fälle noch immer nicht geklärt.
So erreicht AUTOHAUS eine E-Mail von Rolf Bodewig, Automobil Service Bodewig. Er hatte kurz vor der Insolvenz an Dirkes den Kaufpreis für einen Fiat Tipo überwiesen und das Auto auch entgegengenommen. "Wenigstens war das Auto für uns gedacht, das ersparte uns Ärger mit einem Endkunden. Mehr aber auch nicht", erzählt Bodewig. Im Juli holte die FCA Bank den Tipo wieder zurück – sie hatte die Kaufsumme von Dirkes offensichtlich nicht erhalten, war damit nach wie vor der rechtmäßige Eigentümer.
Bisher scheiterten laut Bodewig alle Versuche, sich mit der Bank zu einigen. "Die einzige Möglichkeit, die mir bisher angeboten wurde, wäre gewesen, den kompletten Kaufpreis plus Summe X noch einmal zu bezahlen", sagt Bodewig. Eine "Frechheit" für ihn. Vor kurzem habe er von der BCA Bank erneut die Mitteilung erhalten, dass gegenüber dem Finanzinstitut keinerlei Ansprüche bestünden.
Nach seinen Angaben gab es einige Betroffene, die ihre Fahrzeuge von der FCA Bank gegen Nachzahlungen erhalten hätten. "Dies betraf aber wohl nur angezahlte Fahrzeuge und nicht wie in meinem Fall ein vollbezahltes Fahrzeug", so Bodewig. Die betroffenen Kunden hätten sich zur Verschwiegenheit verpflichtet, wie er aus der Facebook-Gruppe "Dirkes Opfer" wisse.
FCA will sich zur Dirkes-Insolvenz auf Anfrage von AUTOHAUS nicht im Detail äußern, auch nicht zum Fall Bodewig. "FCA hat die Fälle gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter geprüft und Entscheidungen wurden im Rahmen des Insolvenzverfahrens getroffen", teilt Unternehmenssprecher Sascha Wolfinger mit.
Di Leonardo wartet auf eine gerichtliche Entscheidung
Ein weiterer Fall, der wohl ein juristisches Nachspiel haben wird, ist der Kauf eines Alfa Romeo Stelvio durch das Autohaus Di Leonardo aus Solms. Für einen eigenen Kunden hatte der Giacinto Di Leonardo, Geschäftsführer Verkauf, Mitte Mai 2019 das SUV bei Dirkes erworben, den vollen Preis überwiesen und das Fahrzeug auch erhalten. Doch auch hier wurde die Kaufsumme nicht mehr an die FCA Bank weitergeleitet, der Fahrzeugbrief blieb bei der Herstellerbank (AUTOHAUS berichtete).
Im weiteren Verlauf forderte die FCA Bank die Herausgabe des Fahrzeuges. "Wir haben den Stelvio nicht zurückgegeben und warten auf eine Gegenklage seitens FCA", erklärt Di Leonardo. "Damit eine gerichtliche Entscheidung getroffen werden kann." Auch ihm habe die Bank im ersten Schriftverkehr angeboten, den Kaufpreis noch einmal zu entrichten. Inzwischen befinde sich der Fall beim Oberlandesgericht in Köln. "Sollten wir den Prozess verlieren, werden wir in Berufung vor dem Bundesgerichtshof gehen", so der Geschäftsführer.