Personalarbeit im Autohaus - Teil 2: Digitale Rekrutierung

ARTIKELSERIE: HR/Personalexperte Claus Reutter gibt in der Artikelserie wertvolle und praxisnahe Tipps für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter, die Personalverwaltung sowie die Personalentwicklung im Autohandel. Im Interview in AUTOHAUS 3-4/2024 skizzierte er die grundlegenden Herausforderungen für die Personalverantwortlichen. In AUTOHAUS 10/2024 ging es um die Roadmap für mehr Erfolg bei der Personalarbeit. In dieser sowie den folgenden Ausgaben stellt Reutter die drei zentralen Säulen der digitalen Personalarbeit vor: "Digitale Rekrutierung", "Digitale Personalverwaltung" und "Digitale Personalentwicklung". Ein jeder kennt seit seinen Kindheitstagen den schönen Auszählreim: Ene mene muh und raus bist Du. Raus bist Du noch lange nicht, musst erst sagen wie . attraktiv Du für Bewerbende bist - so könnte man im Bezug auf Personalarbeit in Unternehmen sagen. Erwachsene müssen nicht mehr zwanghaft an Kinderreime glauben, obwohl diese trotz zunehmenden Lebensalters nichts an ihrer Klarheit und Wahrheit verlieren. Aber das ist ja für viele von uns lange her, vielleicht schon zu lange. Oft lange genug, um manchmal den Bezug zur Realität zu verlieren, und das kann sich als gefährliche Luftblase, ja fast schon als Chimäre entpuppen. In meinen 30 Jahren HR-/Personalerfahrung haben sich die Rahmenbedingungen und Herausforderungen des Arbeits- und damit des Bewerbungsmarktes schon mehrmals geändert: Oft sogar vom einen Extrem ins andere - in kurzer Zeit. Kombiniert mit der schnellen technologischen Entwicklung und der "Generation Smartphone" oder "Y" sowie der sich laufend verändernden Erwartungen aller Bewerberzielgruppen ist die Übernahme einer Rekrutierungsfunktion im HR/Personalbereich eine echte Challenge und nicht selten ein Ritt auf der Rasierklinge. Um es klar zu sagen: Ihr Unternehmen bewirbt sich heutzutage bei den Bewerbenden - und nicht umgekehrt. Also aufwachen! Klotzen, nicht kleckern, heißt die Devise in der aktuellen Situation. Beim Nicht-Kleckern, sondern Klotzen kann man vieles richtig machen, vieles aber kann auch wirkungslos verpuffen. Dann macht sich schnell Frust breit, es herrscht Konfusion und Aktionismus, statt einer klaren Rekrutierungsstrategie, Methodik und eines nachhaltigen Plans. Von einem ausreichenden, bedarfsorientiertem Finanzbudget mal ganz abgesehen. Vier Bausteine für den Erfolg Was hilft also konkret in dieser Zeit des Umwerbens, um die besten Fach- und Führungskräfte und Schüler/Azubis für das eigene Autohaus/Unternehmen zu gewinnen? Im Wesentlichen braucht es - wie bei jeder durchdachten Architektur - einen integrierten, verzahnten Ansatz, der aus vier Bausteinen (s. Grafik)besteht: zum einen eine attraktive Karriereseite, kombiniert mit einem individuellen, sympathischen Personalmarketing (Employer Branding), verzahnt mit einer modernen, leistungsfähigen und effizienten HR-Cloudsoftware. Zum anderen braucht es die notwendigen Ressourcen und optimalen HR-/Entscheidungsprozesse. Richtige digitale IT-Ausstattung Was ist jetzt aber die richtige digitale IT-Ausstattung für die Rekrutierung im HR/Personalbereich? Diese besteht aus einer attraktiven, SEO optimierten Karriereseite und einem wirkungsvollen E-Recruiting- bzw. Bewerbungsmanagementsystem mit einer multiplen Anbindung an alle relevanten Veröffentlichungskanäle. Von dieser Schaltzentrale aus werden die firmeneigene Karriereseite, indeed, Google for Jobs, Jobbörsen wie LinkedIn, Xing, Stepstone und die Bundesagentur für Arbeit sowie weitere angesteuert. Darüber hinaus und in der aktuellen Phase wichtig ist die aktive Einbindung relevanter Social-Media-Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok. Eine Integration von WhatsApp sowie das Teilen der Stellenanzeigen per E-Mail sind weitere wichtige Funktionen im breiten Mix zur maximalen Streuung der Stellenangebote. Darüber hinaus benötigen größere Unternehmen innerhalb ihrer HR-Cloudsoftware eine Funktion zur einfachen Integration der im Unternehmen Beschäftigten, um diese aktiv in den Rekrutierungsprozess als Markenbotschafter mit einzubinden. So eine Mitarbeiterempfehlung ist in Kombination mit einem attraktiven und fairen Prämiensystem ein Turbo in der Personalrekrutierung. Wer, wenn nicht die eigenen Mitarbeitenden im Team kennen in ihrem Bekanntenkreis Menschen, die sie begeistert für das Unternehmen gewinnen möchten? Kleinere, familiengeführte Unternehmen leben dieses erfolgreiche Prinzip seit Ewigkeiten vor. In größeren Unternehmen benötigt es dafür eine systemunterstützte Funktion, mit der man diesen Empfehlungsprozess auch nachvollziehen und steuern kann. Eine gute HR/Personalsoftware erleichtert dies zum Beispiel, indem die Stellenanzeige leicht in WhatsApp geteilt werden kann. Der Clou dabei ist: Bewirbt sich auf die geteilte Stellenanzeige jemand, lässt sich im Kundenportal direkt sehen, von welchem Mitarbeitenden diese Empfehlung kam. So kann man nach erfolgter Einstellung bzw. Probezeit eine Prämie für diese positive Empfehlung auszahlen. Ressourcen und Prozesse Beim Durchlesen dieser ganzen Anforderungen wird einem schnell klar: Das kann eine Person - ohne technische Hilfsmittel - gar nicht mehr beherrschen und laufend bespielen. Haben Sie so eine aufeinander aufgebaute Architektur? Haben Sie die richtigen Hilfsmittel/Cloudsoftware? Wenn nicht, dann haben Sie jetzt hier schon verloren und handfeste Wettbewerbsnachteile. Aber das allein reicht nicht aus. Sie benötigen als letzten Baustein auch ausreichende Ressourcen und optimale HR/Entscheidungsprozesse für ein optimales "Time to Hire". Selbstverständlich spielt hier das regionale Arbeitsumfeld eine Rolle. In einer Metropole wie Stuttgart, München, Frankfurt oder Hamburg haben Unternehmen ein völlig anderes Wettbewerbsumfeld als zum Beispiel im ländlichen Raum. Nutzen Sie die aktuelle Entwicklung, um Ihr Vergütungssystem oder auch die Arbeitszeitmodelle an die verschärfte Wettbewerbssituation anzupassen. Sie kennen vielleicht die schöne Geschichte von dem Wanderer, der am Waldesrand spaziergeht und einem Waldarbeiter beim Sägen seines Holzes zuschaut. Der fleißige Mann müht sich ab, schwitz, rackert und sägt wie ein Wilder. Der Wanderer erkennt schnell, dass die Säge des Waldarbeiters vom vielen Sägen stumpf geworden ist. Motiviert ruft er ihm zu: Guter Mann, halten Sie mal inne und schärfen Sie Ihre Säge, dann haben Sie es leichter und es geht schneller. Sie ahnen schon, was dessen Antwort ist: Mein Herr, ich habe keine Zeit, ich muss weiter sägen. Tragisch, aber diese Bild steht sinnbildlich für viele von uns, die im täglichen Arbeitsalltag keine Zeit haben, darüber nachzudenken, wie sie die Säge schärfen können und mit welchen Werkzeugen sie leichter und einfacher mehr erreichen können. Hier sind aber auch Unternehmensführung und Management gefordert. Das Merkmal guter, effektiver Führungskräfte und Manager ist die Frage: Wie und womit kann ich Dich unterstützen, damit Du es einfach hast und wir gemeinsam schneller zum Erfolg kommen? Wenn Sie diese Impulse und Ansätze konsequent und nachhaltig in Ihrem Unternehmen umsetzen, dann machen Sie vieles richtig und vermeiden, um es mit den klaren und ehrlichen Worten von Kindern zu sagen: "Ene mene miste, es rappelt in der Kiste, ene mene meck, und du bist weg." Eine digitale Personalrekrutierung ist ein zentraler Baustein für die Versorgung des Unternehmens und der Organisation mit qualifizierten Fach- und Führungskräften - und das ist ein elementarer Baustein zur erfolgreichen Unternehmensführung. Daher mein Tipp: Nur die besten und erfahrensten Mitarbeitenden mit fundierter HR/Personalerfahrung kümmern sich darum, nicht Berufseinsteiger & Co. DER AUTOR Claus Reutter ist Gründer und Gesellschafter der "sopea Familie" in Fellbach. Seit 2004 bietet das Team cloudbasierte Softwarelösungen für den HR/Personalbereich: www.sopea.com

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