Nach Einschätzung des Branchenexperten Prof. Stefan Reind steuern Deutschlands größte Autohäuser dank robuster Strukturen relativ sicher durch die aktuelle Krisenlage. Die Händlergruppen würden sich betriebswirtschaftlich in einem verhältnismäßig stabilen Fahrwasser befinden, erklärte der Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) und verwies auf die neu aufgelegte "Top 100 Händlergruppenstudie 2021". Dies betreffe vor allem die 20 stärksten Vertreter sowie – und das sei neu – die Unternehmen am Ende des Rankings.
Laut Prof. Reindl lassen sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Entwicklung der Megahändler noch nicht vollumfassend darlegen und bewerten. Aber die Ergebnisse der Studie ließen vermuten, "dass eine Vielzahl der Unternehmen gestärkt aus der Krisensituation hervorgehen könnte".
Der Untersuchung zufolge war die Absatzentwicklung der befragten Autohausunternehmen im ersten Pandemie-Jahr rückläufig. Insgesamt verkauften die Top-100-Betriebe rund 1,53 Millionen Neu- und Gebrauchtwagen – nach 1,58 Millionen Einheiten in 2019. Mit einem Minus von 3,4 Prozent schnitten sie aber besser ab als der Gesamtmarkt (minus acht Prozent).
Anteil am NW-Volumen legt deutlich zu
Im Neuwagenbereich sanken die Verkäufe der Branchengrößen um rund sechs Prozent auf 729.903 Fahrzeuge (2019: 776.530). "Auch in der aktuellen Studie fehlt wegen der restriktiven Kommunikationspolitik des Unternehmens eine der größten Händlergruppen in Deutschland, nämlich die Emil Frey Gruppe. Dennoch lässt sich belegen, dass ein Viertel der Neuwagen im Jahr 2020 über die Top 100 Händlergruppen vermarktet werden", betonte Prof. Reindl. Der Wert liege damit fast vier Prozentpunkte über dem Wert von 2019.
Im Gebrauchtwagengeschäft bewegte sich der Absatz ebenfalls unter Vorjahresniveau, wenn auch nur geringfügig. 2020 brachten die Top-Gruppen demzufolge 801.992 Gebrauchtwagen an die Kunden (0,6 Prozent). Sie erhöhten dennoch ihren Marktanteil geringfügig auf 11,4 Prozent (2019: 11,2 Prozent).
Gegen die Branchentrends
Trotz der schwächeren Verkaufszahlen verbuchten die großen Autohäuser im vergangenen Jahr ein Umsatzwachstum. Laut Studie legten die Erlöse von 43,1 auf 44,3 Milliarden Euro (plus 2,8 Prozent) zu. Zum Vergleich: Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) weist für 2020 einen Rückgang des Branchenumsatzes um 0,7 Prozent ausweist. Prof. Reindl: "Die erfassten Händlergruppen generierten damit rund 24 Prozent des Branchenumsatzes im Kfz-Gewerbe."
Bei der Beschäftigung trotzten AVAG, Gottfried Schultz & Co ebenfalls dem allgemeinen Trend. Etwa 20 Prozent der Kfz-Beschäftigten waren 2020 dort tätig – ein geringfügiger Zuwachs auf 86.756 Mitarbeiter (2019: 86.484). Im Kfz-Gewerbe sank die Zahl der Beschäftigten hingegen um 0,6 Prozent auf 436.200 Personen.
Für eine gewisse Stabilität der befragten Unternehmen sprechen auch die Analysen zur Renditesituation. David Sosto Archimio, Co-Autor der Studie, erklärte: "Die durchschnittliche Umsatzrendite (EBT) der Top 100 Händlergruppen aus dem Jahr 2020 liegt – entgegen der Situation im Vorjahr – mit 1,6 Prozent geringfügig über dem Branchendurchschnitt mit 1,4 Prozent." Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass "Durchschnittswerte zwischen 1,2 und 1,7 Prozent während der vergangenen sieben Jahre an der betriebswirtschaftlichen Performance großer Händlerunternehmen zweifeln lassen".
Das IfA hat seine viel beachtete Autohandelsstudie mittlerweile zum 17. Mal aufgelegt – und zum zweiten Mal gemeinsam mit der Deutschen Automobil Treuhand (DAT). Neben zahlreichen Übersichten zu den Schlüsselkennzahlen der Händlergruppen im Hinblick auf Fahrzeugverkäufe, Umsätze und Mitarbeiter bietet die Untersuchung auf 127 Seiten auch detaillierte Infos zu den Top-20-Gruppen, zur längerfristigen Entwicklung in Deutschland sowie zu den Zukunftsfeldern des Automobilhandels. Die Daten wurden zwischen März bis Mai 2021 erhoben.
Panda