Toyota Deutschland: Der Anfang einer Transformation

Toyota hat seinen Fokus auf Hybrid. In diesem Jahr sollen mehr als 90.000 Verkäufe gelingen. Ein Gespräch mit Alain Uyttenhoven, Geschäftsführer von Toyota Deutschland. AH: Herr Uyttenhoven, wie hat das Jahr 2019 für Toyota begonnen? A. Uyttenhoven: Das Jahr hat für uns sehr gut begonnen, weil wir bereits die erste von sechs Neuheiten des Jahres auf dem Markt eingeführt haben: Der RAV4 ist ein Senkrechtstarter. Wir haben jetzt schon Lieferzeiten von mehreren Monaten. Bis zum Sommer werden wir aber die volle Produktionskapazität haben, und dann werden sich die Lieferzeiten wieder verkürzen. AH: Was soll in diesem Jahr noch erreicht werden? A. Uyttenhoven: Wir wollen 92.000 Autos in Deutschland verkaufen und wir machen immer Pläne, die wir erreichen können. Händlerrendite um zwei Prozent AH: Wie sieht es mit der Rendite im Händlernetz aus? A. Uyttenhoven: Der Abschluss ist noch nicht fertig. Per Ende November hatten wir 1,9 Prozent. Der Dezember ist immer ein bisschen besser. Ich denke, wir werden um die zwei Prozent erreichen. Damit werden wir in der deutschen Autobranche sicher wieder auf dem Podium sein. Im letzten Jahr waren wir laut AU-TOHAUS-Erhebung Renditemeister. AH: Mit welchen Neuerungen kommt Ihre Marke in Genf und was erwarten Sie davon für den deutschen Markt? A. Uyttenhoven: Wir haben die wohl wichtigste Neuigkeit von Toyota in diesem Jahr dabei, den Corolla. Der heißt jetzt auch wieder so, nachdem zwei Generationen in Deutschland unter dem Namen "Auris" verkauft wurden. Jetzt wurde aber auf Konzernebene entschieden, dass jedes Produkt weltweit nur einen Namen haben soll, und zwar den, unter dem es am meisten verkauft wird. Und das war Corolla. Der Corolla wird nach Ostern in Deutschland eingeführt. Mehr Nischenmodelle möglich AH: Das Freihandelsabkommen mit Japan lässt die bisher erhobenen Zölle von zehn Prozent entfallen. Wird das Ihre Produkte hierzulande günstiger machen? A. Uyttenhoven: Der Entfall der Zölle passiert sukzessive über sieben Jahre. Die Preise für unsere Produkte orientieren sich aber nicht nur an den Kosten. Wir sind ein marktgetriebenes Unternehmen, deswegen orientieren wir uns an der Marktsituation. Vielleicht ergibt sich dadurch auch die Möglichkeit, mehr Modelle nach Europa zu bringen. Aufgrund der Zölle hat sich die Einfuhr mancher Modelle nicht gerechnet. Mit dem Entfall der Zölle könnten wir vielleicht ein paar Nischenmodelle mehr in Europa anbieten. AH: Vom neuen RAV4 wollen Sie dem Vernehmen nach 90 Prozent mit Hybridantrieb verkaufen, vom Corolla 80 Prozent. Bislang gelingt dem Hybridantrieb trotz zugegebenen Erfolgen nicht so richtig der Durchbruch hierzulande. Sollten nicht vielleicht doch wieder die Benziner mehr gepusht werden? A. Uyttenhoven: Es gibt noch einige Einschränkungen für den Hybrid, zum Beispiel im Anhängerbetrieb. Weil bei einem Hybrid ein Teil der Kraft aus einem Elektromotor kommt, kann dieser nicht so viel ziehen wie ein Verbrenner. Deswegen gibt es noch Kunden, die zum Beispiel mit ihrem RAV4 zwei Pferde ziehen wollen, die wählen dann einen Benziner oder einen Landcruiser. Unsere Händler sagen aber auch, dass sie gerne nur noch Hybride verkaufen würden. Beim RAV4 zum Beispiel verkaufen wir aktuell 95 Prozent Hybride. Was ich sehe, ist lediglich eine Einschränkung bei der Produktionskapazität für Hybridantriebe. Im Moment ist diese Kapazität bei Toyota weltweit ausgeschöpft. Wir denken darüber nach, wie wir diese Kapazität noch etwas erweitern könnte. Am Anfang waren wir in Europa die Einzigen, die ein erhebliches Hybridvolumen verkauft haben. Jetzt kommen China und andere Märkte, die auch an ihre CO2-Werte denken müssen. Dadurch ist die Nachfrage nach Hybridantrieb weltweit stark gestiegen. Es dauert aber zwei Jahre, eine Fabrik zu bauen. Deswegen können wir nicht so schnell reagieren, wie die Nachfrage steigt. Wir werden aber eine Batteriefabrik in China bauen. Japan setzt auf Wasserstoff AH: Mit dem Toyota Mirai hat die Marke ein Wasserstoff-Auto auf der Straße. In Tokyo 2020 will der Hersteller zeigen, was mit diesem "Kraftstoff" alles möglich ist. Wie geht es damit weiter? A. Uyttenhoven: Wir arbeiten weiter an Wasserstoffautos. Die derzeitige Situation ist zu vergleichen mit der von Hybridautos, die wir vor 20 Jahren verkauft haben. Es hat 20 Jahre gedauert, bis Hybrid hierzulande "normal" geworden ist. Heute verkaufen wir mehr als 50 Prozent unserer Fahrzeuge mit Hybridantrieb. Unser Hybridantrieb reicht, um die Grenze von 95 g CO2 im Flottenverbrauch zu erreichen. Wenn die Emissionen aber um weitere 35 Prozent verringert werden müssen, müssen wir Richtung Vollelektrifizierung gehen. Und dann ist die Frage: Wie wird Strom produziert und transportiert? Wasserstoff wird sicher für Nutzfahrzeuge, Busse und große Lkw, eine gute Lösung sein. Derzeit ist es noch so, dass ein Wasserstofffahrzeug 85.000 Euro kostet, und der Durchschnittspreis für ein Auto in Deutschland ist 26.000 Euro. Nur wenige Unternehmen oder Menschen, die das wirklich wollen, können diese Autos heute kaufen. Aber wir sind am Anfang einer Transformation: Die Wasserstoffgesellschaft kommt. Das sagt nicht nur Toyota, das sagen auch Spezialisten. China treibt derzeit die Entwicklung von Elektromobilität. Japan hat sich für Wasserstoff entschieden. Gemeinsame Datennutzung AH: Kommen wir von der großen weiten Welt wieder auf Deutschland zurück. Mitte März wollen Sie dem Händlerverband den Entwurf für den neuen Händlervertrag vorlegen. Worauf müssen sich die Händler einstellen? A. Uyttenhoven: Digitalisierung ändert die ganze Automobilbranche. Wie die Kunden morgen die Autos kaufen werden, wie wir die Daten von diesen Kunden managen werden, wird sich völlig ändern. Heute haben die Händler die Telefonnummer, die Adresse, vielleicht die Namen der Kinder oder die Hobbys von unseren Kunden. Morgen kommen viel mehr Daten über die Autos. Wir werden wissen, wo die Kunden gefahren sind, ob sie viel Autobahn gefahren sind oder mehr in der Stadt. Diese Daten müssen wir mit den Kundendaten verknüpfen. Damit werden wir unsere Kunden noch besser unterstützen können. Die Datenwelt wird sich dramatisch ändern und an diese Welt müssen wir unsere Verträge anpassen. Der Hersteller wird Daten haben, der Händler wird Daten haben und die gemeinsame Nutzung dieser Daten macht das Ganze interessant. Auch die Nutzung der Autos wird sich dramatisch verändern: Immer weniger Menschen werden ihre Autos kaufen und dann vier bis sechs Jahre halten. Immer mehr Menschen werden ihre Autos für drei Jahre mieten und wollen dann etwas anderes. All-in-Package wird geprüft AH: Was ist in Sachen Online-Vertrieb und Direktverkauf geplant? A. Uyttenhoven: Online-Vertrieb wird kommen, die Frage ist wann und wie. Das bedeutet aber nicht, dass alle Autos online verkauft werden. Und dann muss ein Auto noch immer ausgeliefert werden, es muss eine Erklärung geben, das Auto muss gewartet werden. Online-Bestellung bedeutet nicht, dass der Händler ausgeschlossen wird. Wir werden nicht 100.000 Autos von der Toyota-Allee in Köln ausliefern können. Die Kunden wollen von einem Händler in der Nähe bedient werden. Aber es kann sein - das prüfen wir derzeit -, dass wir ein All-in-Package anbieten werden. Wir wissen, dass die Stundenverrechnungssätze nicht die gleichen sind in ganz Deutschland. Deswegen müssen wir an diesen Themen arbeiten. Wenn wir morgen einen Preis für ganz Deutschland anbieten wollen, müssen wir einen Weg finden. Wenn der Hersteller das Auto anbietet und auch wieder zurücknimmt, ist der Händler immer noch Teil der Wertschöpfungskette, aber vielleicht nicht mehr in dem Sinn, dass er das Auto kauft und verkauft. In jedem Fall werden wir unsere Vertragspartner fair und entsprechend rechtlicher Vorgaben einbinden. AH: Seit einem Jahr ist der TLHV unter neuer Leitung. Wie klappt es mit der Zusammenarbeit? A. Uyttenhoven: Sehr gut. Herr Levy wohnt in Köln, wir auch. Wir haben uns allein im Karneval drei Mal getroffen: Er ist zwar bei den Blauen Funken und wir sind bei den Altstädtern (das sind Karnevalsgesellschaften in Köln, Anm. d. Red.). Aber es funktioniert sehr gut (lacht). AH: Vielen Dank für das Gespräch! Interview: Doris Plate Kurzfassung Mit dem sehr gut angelaufenen RAV4 und dem neuen Corolla will Toyota in diesem Jahr 92.000 Autos verkaufen. Derzeit wird auch ein All-in-Package geprüft, das in ganz Deutschland den gleichen Preis haben soll. Die neuen Verträge, über die schon in Kürze verhandelt wird, werden einige Veränderungen bringen.

Chery: So erfolgt der Deutschland-Start 2025

Forum Automotive: Branchenwandel als Chance nutzen

Hyundai Ioniq 9: Dieses große E-SUV kommt nach Europa

Fahrzeugschaden in der Waschanlage: BGH-Urteil "richtungsweisend"

ZDK-Krise: Einheit macht stark, Zwietracht schwächt

Alle Schlagzeilen

Toyota Deutschland: Der Anfang einer Transformation

HASHTAG

#Toyota-Handel

Modellpolitik: Neue Zielgruppen für Toyota RAV4

Auszeichnung: "Wellertreppe" für B&K-Autohaus Bad Homburg

Toyota und Lexus Händlerverband: Michael Hess folgt auf Christian Borth

Mehr zum Thema

#Toyota

Toyota "Service-Azubi-Tag": Nachwuchs aufbauen und binden

Toyota-Crossover: E-Offensive mit Suzuki-Support

Toyota Hilux als Hybrid: Milder Wilder

MEISTGELESEN

Sternauto: Größter BYD-Store in Deutschland eröffnet

Dacia: "Wir erobern von anderen Marken"

Jaguar-Zukunft: Britische Marke erfindet sich komplett neu

STELLENANGEBOTE

Servicetechniker (m/w/d)

Finanz- oder Bilanzbuchhalter (m/w/d)

Juniorverkäufer (m/w/d)

Leiter IT (w/m/d)

Werkstattmeister Karosserie (m/w/d)

WEITERLESEN

NEWSLETTER