Die Bedeutung des Autos ist in der Corona-Pandemie gestiegen. Das zeigt der am Mittwoch vorgestellte DAT-Report 2021. Demzufolge nutzten die Deutschen im vergangenen Jahr das eigene Fahrzeug häufiger, um Strecken zurückzulegen, für die man möglicherweise vorher ein anderes Verkehrsmittel genutzt hätte. So setzte sich ein Viertel befragten Pkw-Halter 2020 öfter hinters Steuer als vor Corona; 21 Prozent fuhren, wo es ging, häufiger mit dem Fahrrad, 28 Prozent waren öfter zu Fuß unterwegs.
Besonders interessant sei dies bei der Betrachtung des Ausnahmejahres 2020, da sämtliche Entscheidungen bei Kauf und Nutzung des Automobils auch durch die Corona-Pandemie beeinflusst worden seien, erklärte die Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT). Die Pandemie habe so etwa auch dafür gesorgt, dass mehr Menschen mit dem eigenen Auto in den Urlaub fuhren. Auffällig: Wurde 2020 ein neues oder gebrauchtes Automobil angeschafft, wurde dieses auch häufig für die Reise in den Urlaub verwendet. Hatten 2019 noch 27 Prozent der privaten Neuwagenkäufer mit dem eigenen Fahrzeug das Urlaubsziel erreicht, so waren es im vergangenen Jahr 42 Prozent.
Auch wenn die Deutschen 2020 häufiger das eigene Auto nutzten: Die Jahresfahrleistung ging aufgrund von Lockdown und Homeoffice leicht zurück – insgesamt über alle Pkw-Halter hinweg um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während des ersten Lockdowns im März und April 2020 betrug der Rückgang insgesamt 25 Prozent, im September waren es noch minus vier Prozent.
Auto-Abos kaum bekannt
Neue Mobilitätsangebote wie das Auto-Abo fliegen noch unter dem Radar der Bundesbürger. Mit der seit einigen Jahren im Markt vorhandenen Nutzungsmöglichkeit beschäftigte sich lediglich ein Prozent aller befragten Neuwagenkäufer, 29 Prozent ist das Abo kein Begriff. 32 Prozent kennen das Angebot nur vom Namen her, 30 Prozent haben etwas davon gehört. Das Abo an sich beinhaltet eine monatliche Gebühr für die Nutzung inkl. Versicherung, Wartung und Kfz-Steuer. Als Alternative zum Autokauf könnten es sich allerdings nur zwölf Prozent der Neuwagenkäufer vorstellen, 72 Prozent lehnten ein Subskriptionsmodell klar ab.
DAT-Report 2021 - Zahlen und Fakten
BildergalerieDas Corona-Jahr brachte in vielen Bereichen einen Digitalisierungsschub – Online-Neuwagenportale aber wurden auch 2020 laut DAT-Report vor allem als Informationsquelle und selten als Kaufort genutzt: Von allen Neuwagenkäufern, die im Internet recherchiert haben (87 Prozent), hatten 68 Prozent auch diverse Neuwagenportale besucht. Die Anzahl derer, die aber tatsächlich von einer Plattform an einen Händler vermittelt wurden, war eher gering. Bezogen auf alle privaten Neuwagenkäufer waren es wie im Vorjahr nur zehn Prozent. Im GW-Bereich informierten sich die Käufer 2020 intensiver als sonst. So nutzten 89 Prozent mindestens eine Online-Quelle, 99 Prozent mindestens eine Offline-Quelle.
Interessant hierbei: Printmedien haben bei der Informationsbeschaffung an Bedeutung gewonnen, so stieg etwa die Lektüre gedruckter Testberichte. Die Händlerwebseite ist bei den Online-Quellen deutlich wichtiger geworden (von 22 auf 35 Prozent). Social-Media-Kanäle sind mittlerweile auf Augenhöhe mit den Hersteller-Webseiten (jeweils 14 Prozent).
Gekauft wurden Gebrauchtwagen dann im vergangenen Jahr öfter beim Markenhandel: Mit 48 Prozent Anteil konnten die Autohäuser im Vergleich zum Vorjahr Boden gut machen (2019: 46 Prozent). Der freie Handel erreichte 21 Prozent. Nur noch 31 Prozent aller Gebrauchtwagen wurden auf dem Privatmarkt erworben. Dessen Anteil ist in den vergangenen Jahren rückläufig, da viele Autokäufer ihren bisherigen Wagen eher beim Kauf ihres nächsten Wagens in Zahlung gaben, so die Marktbeobachter aus Ostfildern.
Interesse an alternativen Antrieben
Bei den alternativen Antrieben zeigten die Deutschen 2020 ein größeres Interesse. Zwar griffen die Neuwagenkäufer am Ende meist doch zum Verbrenner, die Zahl derer, die während der Informationsphase auch eine alternative Antriebsart in Erwägung zogen, stieg aber an (28 Prozent). Im Fokus standen dabei Hybridantriebe mit (18 Prozent) und ohne (21 Prozent) externe Lademöglichkeit. An rein batteriebetriebenen Autos waren elf Prozent interessiert, in der Realität kauften 2020 laut KBA knapp neun Prozent aller privaten Neuwagenkäufer solch ein Auto (wir berichteten).
Auch das Wissen über die Elektromobilität ist weiter gestiegen, insbesondere über die rein batteriebetriebenen Fahrzeugen. So gaben 15 Prozent der Neuwagenkäufer an, sich intensiv mit dem Thema beschäftigt zu haben. Viel gehört oder gelesen hatten 41 Prozent, etwas gehört oder gelesen 33 Prozent. Beim Plug-in-Hybridantrieb waren die Kenntnisstände etwas niedriger: 13 Prozent hatten sich eigenen Angaben zufolge intensiv mit dieser Antriebsform beschäftigt, 30 Prozent haben viel davon gehört oder gelesen.
Die Gründe, die dann doch noch gegen ein E-Auto sprechen, sind weiterhin die gleichen wie in den Vorjahren. Unter den Neuwagenkäufern nannten die meisten die Reichweite, gefolgt von Ladezeiten und Ladeinfrastruktur. Bei den Gebrauchtwagenkäufern waren es vor allem die hohen Preise und die Reichweite, die gegen eine Anschaffung eines solchen Pkw sprachen. Dabei tut sich was bei den Lademöglichkeiten. Denn 73 Prozent aller Neuwagenkäufer gaben an, eine Lademöglichkeit in der Nähe zu haben. (se/rp)
Der DAT-Report gibt seit über vier Jahrzehnten Auskunft über die automobilen Befindlichkeiten der deutschen Pkw-Käufer und Halter. Die Ausgabe 2021 umfasst 118 Grafiken, die auf 84 Seiten kommentiert werden. Mehr Infos und eine Bestellmöglichkeit unter https://report.dat.de/