Die Deutschen haben im vergangenen Jahr so viel Geld für neue Autos ausgegeben wie noch nie. Die durchschnittlichen Anschaffungspreise von Neuwagen hätten erstmals die Marke von 30.000 Euro geknackt, teilte die Deutsche Automobil Treuhand am Donnerstag bei der Vorstellung des DAT-Reports 2017 in Berlin mit. Im Schnitt waren es 30.350 Euro, nach 29.650 Euro im Jahr davor. Bei Gebrauchtwagen lagen die Preise mit 11.250 Euro leicht unter dem Wert von 2016 (11.430 Euro).
Die Investitionsbereitschaft in die Mobilität sei weiterhin deutlich vorhanden, hieß es bei der Veranstaltung vor rund 250 Branchengästen. Der Marktanalyse zufolge verliefen die gestiegenen Fahrzeugpreise nahezu parallel mit den gestiegenen Haushaltsnettoeinkommen (HHNE) der Autokäufer. 58 Prozent des HHNE in einem Neuwagenkäuferhaushalt wurde in den Neuwagen investiert. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren waren es noch 64 Prozent. GW-Käufer wendeten 30 Prozent ihres verfügbaren Haushaltseinkommens für den Pkw-Kauf auf – nahezu identisch wie vor zwei Jahrzehnten.
Dabei legen Privatkunden den Kaufpreis der Befragung zufolge immer seltener bar auf den Tisch. Im vergangenen Jahr waren 44 Prozent (2016: 41 Prozent) der Gebraucht- und 64 Prozent (61 Prozent) der Neuwagen finanziert. Hinzu kam noch ein NW-Leasinganteil von 17 Prozent. Für den Kaufprozess benötigen die Interessenten etwa einen Monat (NW-Käufer 38 Tage, GW-Käufer 30 Tage). Das eigene Fahrzeug zu verkaufen, dauert rund 22 Tage. Das gilt für Diesel und Benziner gleichermaßen. Gehalten wird ein Pkw in Deutschland im Schnitt zwischen sechs und sieben Jahren.
Kaufkriterium Nummer eins bleibt dem aktuellen DAT-Report zufolge die Zuverlässigkeit. Bei Neuwagenkunden folgen Design und Preis, bei Gebrauchtwagenkäufern steht dann zuerst der Preis und danach das Design. Der Kraftstoffverbrauch liegt jeweils auf dem fünften Platz. Abgeschlagen bei beiden Gruppen: die Umweltverträglichkeit und der Wiederverkaufswert des Fahrzeugs.
Diesel-Skepsis wächst
Eines zeigt der aktuelle DAT-Report ganz deutlich: Die Diskussion um den Diesel hat den Autokauf stark beeinflusst. Dies gilt mehr noch für Neuwagenkäufer (23 Prozent) als für Gebrauchtwageninteressenten (15 Prozent). Laut KBA wurden 2017 13,2 Prozent weniger Neuzulassungen mit Dieselmotor und 2,7 Prozent weniger Besitzumschreibungen als im Vorjahr registriert. Und die Skepsis zur Zukunft des Diesels scheint zu wachsen: Aktuell glauben 38 Prozent der Kunden, dass die Bedeutung der Motortechnologie in Zukunft abnehmen wird, das sind zehn Punkte mehr als im Vorjahr. 17 Prozent (Neuwagen) bzw. 20 Prozent (Gebrauchtwagen) hätten den eigenen Diesel-Pkw bereits aus Angst vor drohenden Fahrverboten oder Wertverlust verkauft, hieß es. Etwa die Hälfte der Befragten – 48 Prozent der Neuwagen- und 42 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer – erwartet hingegen eine bezahlbare Nachrüstlösung.
Auch wenn die alternativen Antriebe – gerade vor dem Hintergrund der Dieselkrise – etwas an Schwung gewonnen haben, bleibt ihr Anteil weiterhin niedrig: Drei Prozent der Neu- und zwei Prozent der Gebrauchtwagen waren 2017 mit Elektro-, Hybrid- oder Erdgas-/Flüssiggasmotor ausgestattet. Solche Antriebsarten vor dem Kauf in Erwägung gezogen haben immerhin 24 Prozent der Neuwagen- und 16 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer.
E-Autos weiter relativ unattraktiv
Die Gründe für die Zurückhaltung beim Kauf eines E-Autos sind altbekannt: Während generell die hohen Anschaffungskosten als Haupthinderungsgrund genannt wurden, haben diejenigen Käufer, die sich intensiv mit neuen Technologien beschäftigen (43 Prozent aller Neuwagenkäufer), vor allem Vorbehalte wegen der zu geringen Reichweite und der fehlenden Ladeinfrastruktur. Der Hinderungsgrund "Anschaffungspreis" landete erst auf Rang drei.
Gäbe es keine reinen Verbrenner mehr, würden sich die meisten Befragten für einen Hybridantrieb entscheiden. Im Vergleich zum Report vor zwei Jahren habe das reine Elektroauto deutlich zugunsten von Hybrid-Pkw verloren, hieß es.
Hoher Spaßfaktor am Steuer
Eine zunehmende Auto-Müdigkeit der Verbraucher – wie sie verschiedene Experten beobachtet haben wollen – zeigt der DAT-Report nicht. Im Gegenteil: 95 Prozent der Neuwagenkäufer, 91 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer und 85 Prozent der Pkw-Halter in Deutschland gaben an, dass ihnen Autofahren Spaß macht. Über 90 Prozent aller drei befragten Gruppen fühlen sich zudem ohne Auto in ihrer Mobilität eingeschränkt. (rp/se)
Der DAT-Report gilt als Standardwerk für die Autobranche. Seit 1974 bietet die kostenpflichtige Studie Jahr für Jahr einen umfassenden Überblick über das Geschäft mit Neu-, Gebrauchtwagen und Werkstattdienstleistungen in Deutschland. Die neue Ausgabe steht ab 26. Februar 2017 zur Verfügung. Weitere Infos unter www.dat.de/report