Cloud-Plattform: Das System in der Mitte

Der Autohandel ist in seiner Systemlandschaft sehr komplex. Allen voran das Dealer Management System (DMS), quasi das digitale Nervenzentrum im Autohaus, vereint in sich gleich eine Menge unterschiedlicher Funktionen. Die Bereiche umfassen Sales und Aftersales. Systemdschungel Über die Jahre sind eine Vielzahl unterschiedlicher DMS auf den Markt gekommen. Systeme, welche über Jahre hinweg angepasst und bei denen individuelle Kundenwünsche umgesetzt wurden. Das Resultat der vielfältigen Anforderungen und individuellen Bedürfnisse der einzelnen Unternehmen im Autohandel hat daher dazu geführt, dass viele DMS sich nur langsam an die Bedürfnisse moderner IT-Landschaften angepasst haben. Warum in der Systemlandschaft im Autohandel so ein Wildwuchs herrscht, weiß Silvia Bürmann, Regional Senior Vice President für DACH bei Imaweb. Imaweb ist durch diverse Zukäufe in den letzten Jahren beachtlich gewachsen, auch bei der Anzahl an DMS in seinem Portfolio. "Neben den DMS und den Herstellersystemen gibt es inzwischen immer mehr Schnittstellen und Softwarelösungen von Drittanbietern wie zum Beispiel Bezahldienstleistern. Diese würden in einer perfekten Systemlandschaft alle miteinander kommunizieren, tun es aber de facto in der Realität kaum", so Silvia Bürmann. Die Lösung heißt Nextlane Deshalb hat Imaweb, das neben etlichen DMS auch eine Vielzahl weiterer Lösungen wie DDS und DOS für Händler und Hersteller anbietet, die Plattform Nextlane entwickelt. Sie fungiert zwischen den OEM- und Händlersystemen sowie Drittanbietern als eine Art Schaltzentrale. Via offene Schnittstelle (Open API) kann jedes System über Nextlane mit einem anderen kommunizieren und Daten austauschen. "Die Händler müssen die Anforderungen der OEM wie zum Beispiel Warenteilekatalog oder Bonussysteme beantworten können. Dazu kommen weitere Third-Party-Lösungen. Wir stellen mit unserem Produkt Nextlane eine Plattform dafür und gewährleisten den Datentransfer zwischen Systemen", erklärt Silvia Bürmann. Die Plattform selbst liegt in der Cloud. Dadurch können sämtliche Vertreter im Autohandel mit ihren Systemen daran andocken. Allerdings: Zunächst funktioniert dies nur mit DMS- und CRM-Systemen von Imaweb. Open API mit Standards Möglich machen dies standardisierte Open APIs. API bedeutet Advanced Application Programming Interface. Ein Unternehmen definiert darüber einen bestimmten Standard-Datenoutput und -input. Die Anbieter, die diese Schnittstelle für den Datentransfer nutzen möchten, übernehmen diesen Standard, um die Konnektivität zu gewährleisten. So macht es Imaweb auch mit der Nextlane Platform. Zur Plattform werden auch die entsprechende Dokumentation und eine Sandbox zum Testen zur Verfügung gestellt. So haben Unternehmen über die Open API Möglichkeiten der schnelleren Zusammenarbeit. Imaweb hat eine Open API zur Konnektivität erstellt. Das ist laut Silvia Bürmann wesentlich einfacher als der 1:1-Austausch mit jedem einzelnen System. In diesem Fall führen nämlich Veränderungen wie etwa ein Softwareupdate auf der einen Seite dazu, dass auch das System auf der anderen, beispielsweise das DMS, ein Versionsupdate benötigt oder dass zumindest die Server, auf denen das System läuft, neu gestartet werden müssen. Durch die Cloudanwendung sind solche Updates nun möglich, ohne dass sie Einfluss auf die Händlersysteme nehmen. Architektur der Plattform Die Nextlane Platform baut auf der Cloud-Computing-Plattform Azure von Microsoft auf. Daran angeschlossen sind neben den externen Partneranbindungen auch zwei Gateways für das DMS und das CRM. Zum CRM gehören auch Imaweb-Produkte aus dem Bereich Digital Dealer Solutions mit Diensten wie digitaler Unterschrift, elektronischer Rechnungsstellung oder Remarketing von Gebrauchtfahrzeugen per App. Silvia Bürmann ist sich sicher, dass sich die Zahl der Systeme im Autohaus in Zukunft noch weiter vergrößern wird. "Natürlich bleiben das DMS und das CRM im Kern die wichtigsten Systeme. Es werden jedoch immer mehr Softwarelösungen und Applikation hinzukommen, die Prozesse im Autohandel optimieren und digitalisieren. Beispielsweise im Bereich der Serviceannahme. Auch diese Systeme werden dann alle über die Nextlane Platform verbunden", so Bürmann. Für den Endbenutzer ändert Nextlane jedoch nichts. Die Mitarbeiter bemerken die Plattform im Alltag nicht, da sie vollständig im Hintergrund arbeitet. Alles an Bord Das Onboarding an Nextlane verläuft simpel: Der Zugang erfolgt online über ein Software-as-a-Service-System. Dann erfolgt der Austausch der Connectivity-Anforderungen: Der OEM schaltet sich auf die Plattform auf und standardisiert das System auf seiner Seite gemäß den Anforderungen der Open API von Imaweb. Drittanbieter verfahren beim Anschluss an die Cloud-Lösungen genauso. "Wir arbeiten aktiv mit Herstellern zusammen, damit es auf Händlerseite anschließend leichter ist, die Systeme zu verbinden", sagt Silvia Bürmann. Dazu gehöre auch, die Händler zu beraten, für wen sich der Anschluss an die Plattform lohnt. Auch stehe man zusätzlich mit immer mehr Drittanbietern in Kontakt, um sie auf die Plattform zu holen. Mehr Systeme, mehr Freiheit Nextlane soll eine Partnerplattform werden, durch die der Handel in Zukunft mehr Freiheit hat, sich seine individuell geeigneten Lösungen auszusuchen. Dadurch würden auch Drittanbieter dazu angeregt, in ihre APIs zu investieren, um ihr Produkt entsprechend am Markt zu positionieren. Laut Silvia Bürmann hätten viele ihrer Kunden natürlich am liebsten alles in einem System vereint. Das bleibt bei der Systemvielfalt im Autohandel wohl noch lange ein Traum. Der Handel müsse vielmehr weg von den Individuallösungen hin zu den Standards, wie sie die Hersteller immer häufiger setzen. Aktuell ist die Nextlane Platform schon bei den ersten Händlern implementiert und die ersten Imaweb DMS angeschlossen. Auch die OEM haben mit Arbeit an den ersten Interfaces begonnen. Es wird spannend zu sehen, wie und ob Nextlane die Systemlandschaft im Autohandel verändern wird. Eine zentrale Cloud-Plattform ist in jedem Fall ein richtiger Schritt, damit irgendwann alle Systeme im Autohaus Daten austauschen. Die Mitarbeiter im Autohaus wird's freuen.

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