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Corona-Lockdown: So beurteilt der Autohandel die Lage

21.01.2021 15:55 Uhr
Lockdown; Corona-Krise; Corona-Pandemie; Shutdown; Autohaus-Schließung; Autohandel; geschlossen
Dauert der Lockdown noch länger an, kommen selbst grundsolide Betriebe langsam in Bedrängnis.
© Foto: picture alliance / Zoonar | Oliver Boehmer

Nach der erneuten Verlängerung des Lockdowns haben viele Autohändler ihr Frühjahrsgeschäft abgeschrieben. Jetzt gilt es so viel zu retten wie irgend möglich. Doch die Kfz-Unternehmer machen klar: Die Wirtschaft braucht eine Öffnungsperspektive. Bald.

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Von Online-Redakteur Armin Wutzer und AUTOHAUS-next Leiterin Juliane Schleicher

Seit Mittwoch ist klar: Die Schauräume in Deutschlands Autohäusern werden noch mindestens drei weitere Wochen geschlossen bleiben. Für den Handel, der bis zuletzt auf ein Einsehen und eine Öffnung unter strengen Hygieneauflagen gehofft hatte, ist das eine bittere Pille. Viele sehen nun das so wichtige Frühjahrsgeschäft in Gefahr.

"Die Befürchtung ist natürlich da, auch weil im März einige Neuerscheinungen geplant sind", bekennt Philip Leuchtenberger, Geschäftsführer der Stadac Gruppe. Viele gehen längst davon aus, dass es längst nicht bei der Verlängerung des Lockdowns bis Mitte Februar bleibt. "Meine Befürchtungen sind, dass der Lockdown bis Ostern verlängert wird und wir damit nur hingehalten werden", sagt Susanne Oppel, geschäftsführende Gesellschafterin der Autohaus Oppel GmbH. Dieter Horn, Geschäftsführer des Autohaus Betz rechnet sogar damit, dass nicht nur das Frühjahrsgeschäft wegbricht, sondern noch das gesamte Jahr schwierig wird.

Um im Lockdown so viel Geschäft wie möglich zu retten, haben zahlreiche Kfz-Unternehmer in den vergangenen Monaten ihren Online-Vertrieb deutlich ausgebaut. Allerdings sei der kein vollwertiger Ersatz, da viele Kunden nach wie vor Wert auf eine persönliche Beratung vor Ort legen, berichtet Ralf Markötter, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohaus Markötter. Darüber hinaus fehle angesichts der Situation bei den Kunden auch schlicht die Kauffreude. Ein wenig Hoffnung aber besteht. Philip Leuchtenberger etwa glaubt, dass viele Kunden den Autokauf aktuell nur aufschieben würden und es deshalb ähnlich wie im Juni und Juli 2020 spürbare Nachholeffekte geben werde.

Kurzarbeit, Sparen, verbleibende Umsatzpotentiale optimal nutzen

Bis dahin sparen die Betriebe, wo es nur geht. Viele setzen zudem auf Kurzarbeit. Dieter Horn hat alle Neuwagenverkäufer zu 100 Prozent in Kurzarbeit geschickt. Das Autohaus Oppel wiederum hat für die Mitarbeiter im Service und Lager Kurzarbeit beantragt. Um die Auslastung wieder nach oben zu bekommen, kontaktieren die Mitarbeiter dort konsequent Kunden mit fälligen Wartungsarbeiten oder Hauptuntersuchungen. Ähnlich läuft es im Autohaus Timmermanns. Dort werde aktuell das Kundenbetreuungsmanagement ausgebaut und zudem daran gearbeitet, Leasing- und Finanzierungsausläufer noch besser zu loyalisieren, schildert Geschäftsführer Thomas Timmermanns.

Die Corona-Sicherheitsmaßnahmen sind durch die mittlerweile umfangreichen Erfahrungen mit dem Thema kein Problem mehr: Kontaktloser Service ist allgegenwärtig, Homeoffice die Regel, FFP2-Masken selbstverständlich und Risikobereiche wie die Empfangscounter mit Glasscheiben und Bodenmarkierungen gesichert.

Klar ist aber auch: Wenn der Lockdown noch lange andauert wird es selbst für den stabilsten, wirtschaftlichsten Betrieb irgendwann brenzlig. "Wir verlieren Geld, machen Verluste", sagt Ralf Markötter ganz offen. Vor allem während der harten Einschränkungen gingen die Umsätze extrem in die Knie, während der Großteil der Kosten blieb. Außerhalb des Lockdowns seien die Erlöse dann zwar nur leicht unter Durchschnitt gewesen, die Rendite aber sei deutlich nach unten gegangen. Damit ist er nicht allein: "Jeder Neuwagen, der nicht verkauft wird, ist ein Gewinn", sagt Dieter Horn. Die Änderung der Margen habe den Verkauf mittlerweile komplett unattraktiv gemacht, weil er mit jedem Fahrzeug Geld verliere. Der einzige Grund am Neuwagengeschäft festzuhalten sei, um damit langfristig Kunden für den Aftersales zu generieren.

Selbst für grundsolide Betriebe wird es langsam eng

Auf staatliche Hilfen jenseits des Kurzarbeitergeldes hofft derzeit kaum jemand, da viele Unternehmen nach eigener Aussage nicht im Rahmen der Förderrichtlinien liegen. "Wie lange ein Automobilbetrieb das aushält, hängt von seiner individuellen finanziellen und wirtschaftlichen Situation und damit seinen Reserven ab", bringt Ralf Markötter die allgemeine Stimmung auf den Punkt. Susanne Oppel geht davon aus, die gegenwärtige Situation noch ein Jahr lang durchhalten zu können. "Aber nur, weil wir die letzten Jahre gut gewirtschaftet haben und wir einen guten Kontakt zu unseren Hausbanken haben", so die Geschäftsführerin. Das ist auch im Autohaus Timmermanns der Fall: "Für unser Unternehmen gehe ich davon aus, dass wir die Corona-Krise wirtschaftlich überleben werden", ist sich Thomas Timmermanns sicher.

Dabei kommt es aber auch auf die Politik an, sind sich alle befragten Unternehmenslenker einig. Besonders laut ist dabei der Ruf nach einem differenzierteren Vorgehen im Hinblick auf den Lockdown. "Die Pandemie ist gefährlich und Menschen müssen geschützt werden. Niemand möchte Todeszahlen sehen. Andererseits müssen wir unsere Wirtschaft in Gang halten und die Menschen – unsere Kunden müssen wieder Zuversicht bekommen", betont Ralf Markötter. Ein noch längerer, schärferer Lockdown sei "wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod". Nötig sei daher eine Aufhebung des Lockdowns – allerdings unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. "Speziell am Beispiel Autohaus, das traditionell über große Räume mit wenig Menschen verfügt, sind Hygienekonzepte leicht umsetzbar", konstatiert Philipp Leuchtenberger.

Daneben gibt es auch Forderungen nach kurzfristigen Wirtschaftshilfen, von denen auch Autohäuser profitieren und die "ohne großen Beantragungswahnsinn" auskommen, wie Susanne Oppel unterstreicht. Thomas Timmermanns plädiert für Kaufanreize, die alle Neuwagen betreffen und nicht nur E-Fahrzeuge, die bei einigen Herstellern nicht lieferfähig seien. Welche Maßnahmen die Politik letztlich auch beschließt, Dieter Horn ist vor allem eines wichtig: "Hauptsache es wird dabei endlich wieder an die Wirtschaft gedacht."

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KOMMENTARE


Richard Smodej

21.01.2021 - 17:35 Uhr

Ihre Aussage Herr Markötter finde ich bemerkenswert. Es bedarf keines Studiums der Betriebswirtschaft um festzustellen, das dieses Konzept zum Scheitern verurteilt ist. Bis man an einem Neuwagen im Werkstattgeschäft nennenswerte Umsätze erzielt, vergehen mindestens fünf bis sieben Jahre. Was machen Sie mit den ganzen Leasingfahrzeugen die dieses Alter gar nicht erreichen?. Die einzige Chance an einem Kunden im Neuwagenbereich zu verdienen ist beim Verkauf. Diese Chance nicht zu nutzen ist Betriebswirtschaftlicher Suizid. Glauben Sie mir Herr Markötter auch in der heutigen Zeit ist es noch möglich Neuwagen mit Gewinn an den Kunden zu bringen. So lange Kollegen mit ihrer Einstellung unterwegs sind, nicht ganz einfach , aber es geht. Sollten Sie daran zweifeln lade ich Sie gerne ein und erlaube ihnen einen Blick in meine Verträge. Übrigens ich "verkaufe" bei einem Markenhändler, mit allen Vor-und Nachteilen des Markenhandels.


Dieter M. Hölzel

22.01.2021 - 09:23 Uhr

Strenge Regeln in den Autohäuser ist überhaupt kein Problem, da hin- und ausreichend Platz vorhanden ist, im Gegensatz zu Supermärkten, wo viele Kunden entweder am Gemüsestand - Fleischtheke - Käse und Fisch in Reihe auf Bedienung warten. Im Autohandel droht jedoch ein Einbruch im Umsatz, sowie die Folge von Entlassungen im gesamten Kfz.-Gewerbe. Politiker bitte Hirn einschalten sonst droht ein " Lockdown " von Hunderttausenden Arbeitslosen, es ist 5 vor 12 !!!


konzentrierter Leser

22.01.2021 - 10:07 Uhr

Herr Smodej, Sie scheinen ja der König des Privatverkaufs zu sein. Glückwunsch an Ihren Arbeitgeber..... Vielleicht lesen Sie den Artikel nochmals richtig durch, Sie kamen wohl etwas bei den Namen durcheinander.


Franz-Josef Schoenauen

22.01.2021 - 14:25 Uhr

Es atemberaubend was die Politik mit und um Frau Dr. Merkel da mit uns macht. Diese Lockdownpolitik ist beim besten Willen für mich nicht nachzuvollziehen. Autohäuser, Möbelhäuser, Baumärkte können diese Abstandsregeln, Hygienevorschriften etc. ohne jedes Problem einhalten. Warum diese geschlossen sind ist mir vollkommen unverständlich. Das ist eine staatliche Anordnung zur Geldvernichtung. Hauptsache (so wie hier in NRW) die Wettbüros wie Tipico etc. sind bis in die späten Abendstunden geöffnet. Herr Laschet und ich haben wahrscheinlich nur eine unterschiedliche Auffassung von "Systemrelevant".


Richard Smodej

22.01.2021 - 17:23 Uhr

Danke "konzentrierter Leser" für die Blumen, gerne gebe ich die Glückwünsche weiter. Mein Arbeitgeber wird sich freuen. Herr Markötter hat mich auf meinen Fehler aufmerksam gemacht und ich habe mich dafür bei ihm entschuldigt. Mit Leuten die ihre Aussage unter einem Pseudonym kund tun unterhalte ich mich nicht, bei ihnen mache aber eine Ausnahme da Sie mir so geschmeichelt haben.


Detlef Rüdel

23.01.2021 - 18:15 Uhr

Jede Krise, ist auch eine neue Chance. Darüber hinaus zeigt diese Krise auch gnadenlos alle Schwachstellen in einem Unternehmen auf. Dieser Umstand der Pandemie, gibt uns Zeit bestimmte Abläufe - Prozesse nunmehr zu optimieren und entsprechend neu anzupassen. Darüber hinaus ist diese Pandemie, die einmalige Chance, massiv die Digitalisierung im eigenem mit Nachdruck voranzutreiben. Mit einer perfekten Homepage, ist heute darüber für den Kunden alles möglich, ohne dass er das AH betreten. Von der Konfektionierung, Vertragsabschluss, Darlehnsverträge, usw. ist heute alles online bereits möglich. Daher ist diese Pandemie, auch eine Chance neue - andere Wege zu gehen, welche in dieser globalen Welt. heute schon alles völlig normal sind. Home Office, zeigt wie gut bzw. schlecht darüber hinaus Bestandskunden bzw. Bestandspflege real möglich ist. Daher sollte diese Chance in der Krise massiv genutzt werden, und professionell betrieben werden. Daher nicht jammern, sondern die Chance ergreifen selbst aktiv, und kreativ zu werden. Innovation fällt nicht vom Himmel, liefern Sie selbst Ideen dazu, was man ggf. in bzw. mit der Krise besser machen kann. Wer wie das Kaninchen vor der Schlange sitzt, muss sich nicht wundern.....wenn es dann zu spät ist.


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