Auch Hyundai will seine Vertragshändler in der Corona-Krise nicht allein lassen und ein Hilfspaket auf den Weg bringen. "In diesen Tagen heißt es, mit großer Besonnenheit zu handeln und sich gegenseitig zu helfen", sagte Jürgen Keller, Geschäftsführer der Hyundai Motor Deutschland GmbH. Deshalb prüfe der Importeur derzeit im Hinblick auf die Zielvorgaben die Verfahrensweise bzw. Bewertung bei der Zielerreichung für den Monat März sowie für das erste Quartal 2020 insgesamt. Dazu befinde man sich im regen Austausch mit dem Händlerverband. Daneben prüfe man "Ansätze für eine partnerschaftliche Ausrichtung der Geschäftsziele" für die kommenden Monate sowie für das zweite Quartal 2020.
Neben den Änderungen an den Zielvorgaben werden zudem die Endfälligkeiten von Fahrzeugen im Händlerlagerbestand um 45 Kalendertage aufgeschoben. Nicht abgelöste Fahrzeuge im Lagerbestand erhalten ebenfalls einen Tilgungsaufschub von 45 Kalendertagen. Alle Neufahrzeuge mit einem Fakturadatum ab dem 16. März erhalten eine Verlängerung des zinsfreien Zeitraums auf 180 Kalendertage.
Direkte Unterstützungszahlungen soll es nach Auskunft von Hyundai nicht geben. Um die Händler mit Liquidität zu versorgen, werden aber ab sofort die Auszahlungen der Endkundenprämien für Privatkunden sowie Gewerbekunden einmal pro Woche vorgenommen. Zudem werde die Hyundai Capital Bank Europe Anträge der Vertragspartner auf eine Erweiterung der Kreditlinien im Einzelfall "wohlwollend" prüfen.
Erleichterungen gibt es zudem bei den Vorgaben zur Lagerwagen- und Vorführwagenhaltung sowie im Hinblick auf Schulungen. Sowohl alle technischen als auch kaufmännischen Schulungen seien derzeit auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, hieß es.
Lob aus dem Handel
Bei den Händlern stoßen die verkündeten Maßnahmen auf große Zustimmung. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Paket. Die verkündeten Maßnahmen sind genau das richtige, was wir jetzt brauchen", erklärte Hans Noll, Geschäftsführer der oberbayerischen Autohaus-Gruppe Stanglmair und Vorstandsmitglied im Hyundai-Händlerverband. Vor allem die Maßnahmen zur Liquiditätssicherung seien extrem wichtig, da viele Betriebe sonst in ernste Schwierigkeiten zu geraten drohen.
Auf viel Lob stößt zudem die Krisenkommunikation des Importeurs. Hyundai Deutschland suche aktiv den engen Schulterschluss mit dem Handel, habe ein offenes Ohr für dessen Vorschläge und Bedenken und belasse es nicht bei vagen Absichtserklärung, sondern treffe schnell klare Aussagen. Noll: "Dadurch haben wir Planungssicherheit."
Die Versorgung mit Fahrzeugen generell ist zum derzeitigen Stand übrigens nicht mehr durchgängig gesichert: Nachdem in einer früheren Version dieses Artikels noch die Rede davon war, dass die Produktion noch nicht eingeschränkt ist, wurde mittlerweile bekannt, dass Hyundai die Bänder im tschechischen Nosovice ab Montag für zwei Wochen stoppt.
Die Produktion in der Türkei läuft nach derzeitigem Kenntnisstand noch normal (Stand: 18. März). Hyundai Deutschland-Sprecher Bernhard Voß warnt die Händler, sich darauf nicht fest zu verlassen: "Bitte beachten Sie, dass sich die Situation in den Werken in Tschechien und der Türkei abhängig von der Entscheidung der jeweiligen Landespolitik sehr schnell ändern kann", so Voß gegenüber AUTOHAUS.
Um trotz der geschlossenen Showrooms Kunden zu gewinnen setzt Hyundai große Hoffnungen auf seinen neuen interaktiven Online-Showroom, bei dem sich Kunden von so genannten "Presentern" live und individuell Fahrzeuge zeigen lassen können. Damit solle die Zeit überbrückt werden, bis wieder Probefahrten möglich sind. (aw)