Baden-Württemberg weitet sein Modellprojekt "Impfen in Betrieben" aus. Aufgrund der positiven Rückmeldungen aus den bisher zwölf teilnehmenden Unternehmen kommen nun drei weitere Betriebe aus dem Bereich Handwerk hinzu, wie das Sozial- Gesundheitsministerium des Landes am Dienstag mitteilte. Partner ist hierbei der Baden-Württembergische Handwerkstag.
"Impfungen in Betrieben und Unternehmen sind, neben Hausarztpraxen und Impfzentren, eine wichtige dritte Säule der Impfkampagne", sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) in Stuttgart. Der Politiker zog eine positive Zwischenbilanz: "Die Modellprojekte sind gut angelaufen und ein voller Erfolg." Seit Mai hätten im Rahmen des Programms rund 12.000 Mitarbeiter eine Corona-Schutzimpfung erhalten.
"Mit den drei weiteren Modellversuchen in den Handwerksbetrieben wollen wir herausfinden, wie Betriebsimpfungen auch in kleineren Betrieben funktionieren können", so Lucha. Anders als Großunternehmen hätten Handwerksfirmen oft nicht genügend Platz und die notwendigen Strukturen, um eigene "Impfstraßen" einzurichten. Daher wolle man nun verschiedene Möglichkeiten erproben, mehrere kleinere Betriebe gemeinsam zu impfen. Dafür stellt das Ministerium nach eigenen Angaben etwa 400 Impfdosen zur Verfügung.
Eines der Projekte wird im Fellbacher Autohaus Hahn durchgeführt. Hier soll es ab der kommenden Woche Impfungen in Kooperation mit der BAD Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH für zunächst rund 130 Beschäftigte aus verschiedenen Hahn-Filialen in der Region geben. "Als Familienunternehmer ist es mir ein sehr persönliches Anliegen, meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Impfangebot machen zu können", erklärte der geschäftsführender Gesellschafter Steffen Hahn.
Den Angaben zufolge arbeitet der VW-Konzernhöndler bereits seit vielen Jahren mit dem BAD bei den jährlichen Grippeimpfungen zusammen. Die gesamte Logistik des Errichtens eines Impfzentrums im Unternehmen habe man mit der eigenen Abteilung "Arbeitssicherheit und Umweltschutz" kurzfristig realisiert, so Hahn. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben während der Pandemie Großartiges geleistet und stehen jederzeit loyal zum Unternehmen. Neben einer Corona Prämie, die wir ausgezahlt haben, möchte ich allen die Möglichkeit geben sich impfen zu lassen." Im Anschluss an das Modellprojekt wolle man kurzfristig allen impfwilligen Mitarbeitern sowie auch engen Familienangehörigen – nach Verfügbarkeit der Vakzine – ein entsprechendes Angebot machen.
"Aus Modellprojekten dauerhafte Angebote machen"
Peter Haas, Hauptgeschäftsführer des Handwerkstags, betonte, dass es bei der Pandemiebekämpfung auf Große wie auf Kleine ankomme. "Jetzt gilt es, aus den Modellprojekten dauerhafte Angebote zu machen. Für all das muss der Bund jetzt endlich mehr Impfstoff liefern."
Mit dem Wegfall der Impfpriorisierung waren Betriebsärzte am Montag deutschlandweit in die Impfkampagne eingestiegen. Laut Bundesgesundheitsministerium hatten im Vorfeld mehr als 6.000 Betriebsärzte Vakzine geordert. In der ersten Woche sollen sie mehr als 700.000 Dosen bekommen.